Als Freund der späten Hammer-Filme ist es sehr erfreulich, dass es nun auch "Hände voller Blut" als DVD und dann noch in ansprechender Qualität gibt.
Erzählt wird die Geschichte von Anna, die, wie wir gleich zu Beginn lernen, die Tochter von Jack the Ripper ist und mit ansehen muss, wie Daddy ihre Mutter umbringt. Sie wächst in Waisenhäusern auf und wird adoptiert von einer Betrügerin, die Anna als Stimme aus dem Off bei geschummelten Geisterbeschwörungen einsetzt. Hätte sie es dabei belassen wäre der Film schon fertig. Leider kommt die Rabenstiefmutter auf die Idee, Annas Unschuld noch an einen reichen Herren zu verkaufen. Als dieser Bock sie mit Schmuck gefügig machen möchte, rastet Anna aus und durchbohrt die Kupplerin mit einem Schürhaken (diese und ähnliche Szenen sind wohl der Grund für das nicht Erreichen der geplanten FSK 16).
Anna kommt in den Bau und wird gleich wieder von einem neuen Gönner herausgeholt. Er heißt Dr. Pritchard und will die Psychose von Anna analysieren. Es läuft eine Nebenhandlung mit des Doktors Sohn und seiner blinden Verlobten ab, die wir getrost vergessen können.
Anna freut sich einen Ast, dass sie nun ordentlich leben kann. Leider gibt es immer wieder etwas funkelndes, so daß sie nicht umhin kommt, die Haushälterin, eine Prostituierte und am Ende den guten Doktor ins Jenseits zu befördern. Als Anna merkt, dass es so nicht weitergehen kann, stürzt sie sich von der Galerie der St-Pauls-Kathedrale.
Einer der großen Reize dieses Filmes ist wie bei vielen späten Hammer-Produktionen die schmuddelige Umsetzung der viktorianischen Zeit. Die Farben und die Ausstattung zeigen eindrucksvoll die leicht muffige Verkommenheit dieser Zeit. Man glaubt Dr. Pritchard kein reines Interesse an der Psychoananlyse, wenn er wünscht, dass Anna die Kleider seiner toten Frau anzieht, wie zufällig hereinplatzt, wenn Anna gebadet wird und versucht, ein verklemmt väterliches "Du" herauszuhandeln. Da er auch schäppig gegenüber seiner blinden Schwiegertochter in Spe ist, geht das mit seinem Ableben am Ende auch in Ordnung. Spannend ist auch zu beobachten, wie der Doktor eine immer größer werdene Mitschuld auf sich nimmt. Das macht er doch auch nicht ohne Grund...
Pritchard und Anna spielen ihre Rollen sehr überzeugend. Die Darstellung von Anna ist deswegen zu loben, weil man ihr glaubt, dass sie nicht nur unter ihrer Psychose, sondern auch unter ihrem perspektivelosen Leben als Freiwild leidet. Der Rest der Schauspieler sind solides Beiwerk. Kamera und Schnitt sind ebenfalls solide, aber auch nicht mehr. Das Buch hat zugegebener Maßen schon Schwächen, die vor allem darin begründet sind, dass die gute Idee des Films irgendwie auf abendfüllende Dimensionen ausgewaltzt werden mußte.
"Hände voller Blut" ist ein guter Spät-Hammer, der jeden Freund klassischer Horror-Unterhaltung mit guten Sleaze und schon merklicher Gewalt angenehme 82 Minuten beschert. Aber er ist auch kein Spitzenfilm. Für mich 7 von 10 Punkten.