Oh Mann, kindliche Vorstellungskraft! Der Filmtitel "Freitag der 13." begegnete mir mit 11 Jahren erstmals, im Kontext irgendeiner Auflistung von Horrortiteln, ohne Inhaltsangabe. Von daher dachte ich damals tatsächlich, es handle sich um eine Splatterreihe, in der Leute durch terribles Pech möglichst kamerawirksam ums Leben kommen. "Wie einfallslos!" dachte ich dann, als ich einige Jahre später davon erfuhr, dass es sich um eine herkömmliche Slasherserie a la Halloween handelte.
Interessant wurde das ganze dann erst wieder mit 16, dem Wissen um die Zensur der ersten vier Teile, ein Umstand, der mir später noch andere Filme schmackhaft machen sollte. Und siehe da, bevor ich mich unbequemer, fragwürdiger Umwege bedienen musste - die pädagogische Toleranz meiner Eltern war mit meinem Faible für Black Metal und Punkrock schon zur Neige ausgeschöpft, ergo war auf sie als Beschaffer nicht zu zählen - kam der Film dann auf dem Spartensender Das Vierte in einer gerade noch akzeptabel geschnittenen Fassung ans Tageslicht des Privatfernsehens und damit an meine Augen. Um es kurz zu machen: Ja, ich musste ihn sehen, ja, ich befand ihn für gut - wenn auch damals besser als heute.
Muss ich an der Stelle noch eine Handlungszusammenfassung wiederkäuen? Bis auf einige Ausnahmen funktioniert JEDER der Filme nach der selben Formel, die besagt, dass im Umfeld des Ferienlagers "Crystal Lake" Leute sterben. Ursache dafür ist in diesem ersten Teil das Ableben des gehandicappten Jungen Jason Voorhees, dem Sohn einer Angestellten. Die gute Frau, Pamela Voorhees, weiß leider offenkundig nicht, dass Rache ein Gericht ist, welches man am besten kalt serviert, weswegen sie diesen ersten Film über jede Menge Geschnetzeltes anrührt. Na dann guten Appetit, auch wenn das hier nicht "Man Eater" ist.
Freitag der 13. ist einer der gefälligeren Horrorfilme der damaligen Zeit: im selben Jahr hat der US - Horror mit Maniac noch ein härteres, psychologischeres Splatterass im Ärmel und im Folgejahr sollte "The Burning" den Campgruselanteil nochmal auf 11 gedreht in die Kinos bringen. Dagegen bietet der erste Teil der Reihe eine verhältnismäßig milde Umkehrung des Psycho - Themas, in der zur Abwechslung die Mutter einen an der Waffel hat und auf imaginäres Betreiben ihres Sohnes Teenies ins Jenseits schickt, die sich zuvor mit Sex und Drogengenuss unbeliebt gemacht haben. Das Gezeigte ist zwar für 1980 nicht gerade zimprlich, aber auch ohne Schnitte eher nach der Maßgabe "kurz und schmerzlos" inszeniert: unnötiger Sadismus einiger Italoproduktionen dieser Zeit bleiben einem also Gott Sei Dank erspart, aber bedeutender werden die gezeigten Tode dadurch nicht, zumal die Charaktere kaum Persönlichkeitsentwicklung erfahren.
Und dennoch mache ich alle paar Jubeljahre und bevorzugt zu Jasons Geburstag(en) einen Kurztrip nach Crystal Lake. Der entschleunigte Spannungsbogen eignet sich gerade für Genreeinsteiger bestens, um mal härteres Territorium auszukundschaften.