Review

Neben HALLOWEEN gilt FRIDAY THE 13th als Urgestein des Slasher-Genres. Ob er diese Position verdient hat, ist bei einigen aber nicht immer ganz so glasklar wie bei HALLOWEEN, ich las Reviews, in denen gar Worte wie ‚billig’, ‚oberflächlich’ oder ‚schlecht’ vielen. Sicher, FREITAG DER 13. genoss die Welle, die durch Michael Myers’ ersten Auftritt in Fahrt gekommen war. Und um eine oft diskutierte Frage gleich zu beantworten: an die NACHT DES GRAUENS von 1978 reicht das Blutbad im Camp Crystal Lake nicht heran. Aber dafür entwickelte es mit der Zeit seinen ganz eigenen Bann, in den es einen zieht. Denn obwohl noch mit viel geringeren Mitteln gemacht als die Fortsetzungen (das Budget betrug nur etwa $500.000), kann man dem Streifen in meinen Augen die Position, der beste der Reihe zu sein, nicht streitig machen. Dabei taucht die Figur, für die die Reihe heute berühmt ist, hier noch sogut wie gar nicht auf – nur Neulinge dürften eventuell noch nicht wissen, dass Jason hier nicht der Killer ist.

FRIDAY THE 13th schlug in seiner Auflösung nämlich einen (für einen Slasher) ungewöhnlichen Weg ein: eine Frau, Jasons Mutter, durfte sich hier im Original noch im Camp austoben, bevor der Sohn ab Teil 2 diesen Job übernahm. Mir hat die Idee gar nicht mal so schlecht gefallen, zumal Betsy Palmer der Figur der Pamela Voorhees in der Tat irgendetwas durchgedreht-böses einzuhauchen vermag und die gute Dame im Gegensatz zu Mr. Myers tatsächlich ein Motiv für ihre Taten hat. Dass der Film klar von John Carpenters zwei Jahre zuvor produziertem Klassiker HALLOWEEN inspiriert wurde, fällt in meinen Augen nicht sonderlich ins Gewicht, da FRIDAY THE 13th atmosphärisch auf eigenen Beinen zu stehen vermag: der abgelegene, bewaldete Schauplatz mit großem See kommt hier im Original perfekt zur Geltung – diese ‚Wood Location’ wurde zum unnachahmlichen Markenzeichen, dass meinen Geschmack zu 100% getroffen hat. Es ist eben dieses Flair, das einen entscheidenden Teil der Spannung ausmacht; der Wald wirkt einsam und undurchdringlich.

Spannungstechnisch legte Sean S. Cunningham noch eher wert auf viel Suspense als auf viele Schockeffekte. Bereits kurz nachdem die Campbesucher angekommen sind und es noch Tag ist, wirkt der Wald verwinkelt und mystisch. Der Zuschauer bekommt das Gefühl vermittelt, hier wirklich am (idyllischen) Ende der Welt zu sein. Für zittrige Finger sorgen dann, als es dunkel wird, Szenen wie die in dem Duschhaus, die den Herzschlag leise und langsam steigen lassen, weil der erwartete Effekt sich einfach nicht zeigen will. Was allerdings in den Fortsetzungen ein oft vorhandenes Manko war, ist hier auch vorhanden: einige Szenen, deren Spannungspotenzial unterm Strich liegt, sind unnötig in die Länge gezogen (bestes Beispiel hierfür ist die Sequenz, in der man Alice minutenlang beim Kaffeekochen zugucken darf). Es ist deutlich zu merken, dass man an einigen Stellen Füllmaterial zu brauchen schien, etwas, was HALLOWEEN nicht nötig hatte. Positiv zu vermerken ist, dass diese ‚Lückenfüller’ im Vergleich zu den meisten Fortsetzungen nicht durchgehend unspannend ausfallen, da man als Zuschauer in jeder ruhigeren Szene mit etwas rechnet – das Prinzip, das Grauen im Hintergrund schleichen zu lassen und dann, wenn man schon aufgehört hat, damit zu rechnen, zuschlagen zu lassen, war anno 1980 nun mal noch lange nicht so abgelutscht wie heute. Dass der Film im Großen und Ganzen zu einem ordentlichen Teil von seinen Effekten lebt, kann man trotz allem nicht abstreiten; doch gerade dafür ist die Reihe schließlich bekannt – FREITAG DER 13. galt wegen seinem Gewaltpotenzial 1980 bei Jugendschützern und besorgten Elterngruppen als ein mittlerer Skandal.

Wer meint, er sei mit einmal HALLOWEEN angucken vorbereitet auf das hier, hat sich geschnitten – während Michael Myers bei seinem ersten Auftritt noch mehr auf das Kopfkino des Zuschauers als auf das Geschick der Special Effects – Artists setzte , fließt das Blut hier in größeren Mengen – Make-up-Artist Tom Savini, der bereits für die Effekte des inzwischen ebenfalls zum Kult gewordenen Films DAWN OF THE DEAD verantwortlich war, inszenierte die blutigen Einlagen. Besonders hart ist die Szene, in der Jack (der heutige Hollywoodstar Kevin Bacon) von unten durch das Bett einen Speer durch den Hals gebohrt bekommt, die Krönung folgt dann aber mit der Axt in Marcies Gesicht – der Effekt sieht bemerkenswert aus. Vom Gore-Gehalt her bleibt sogar so manche spätere Fortsetzung hinter diesem Teil zurück. Der Showdown wirkt aus heutiger Sicht zwar etwas mager (es war eben nicht sonderlich viel Geld vorhanden und die Schlägereien zwischen den beiden Damen wirken auch leicht betulich), kann aber mit einem unvergesslichen, finalen Kill aufwarten, wenn Alice die gute Mrs. Voorhees in Zeitlupe mit einer Machete köpft. Es ist noch einmal zu betonen, dass jeder Splattereffekt (auch dieser) Handarbeit von Tom Savini war und dafür macht der Film eine mehr als überzeugende Figur. Am Abend der Kinopremiere am Broadway rannten Besucher mitten im Film laut schreiend aus dem Kinosaal heraus.

Zwecks eines R-Ratings wurde der Film in den amerikanischen Kinos nur in einer leicht abgespeckten Version gezeigt. Die Unrated version (die einzig wahre Version dieses Films) erschien im Zensurland Nr. 1, Deutschland, uncut auf Video, damals allerdings noch ohne die FSK gesehen zu haben. Inzwischen hat der Film zum Glück eine DVD-Veröffentlichung gefunden und ist nun offiziell auch FSK-geprüft (Nicht freigegeben unter 18 Jahren, indiziert).

Ein Wort möchte ich noch zu den Darstellern verlieren. Diese Reihe ist ja dafür bekannt, schauspielerisch nicht gerade die Krönung von Hollywood darzustellen, um es mal samtweich auszudrücken. Zu Teil 1 muss ich aber fairerweise sagen, dass die Schauspieler einen guten Job machen, im Gegensatz zu späteren Teilen wirken die Figuren hier noch geradezu sympathisch; ändert allerdings nichts daran, dass man trotzdem nur wenig Mitleid verspürt, wenn einer von ihnen umgebracht wird.

Teil 1 der inzwischen sage und schreibe 11-teiligen Horrorreihe vermag den Fan mit einer knisternden Atmosphäre (insbesondere dank der spitzenmäßigen Location) und harten, gelungenen Splattereffekten zu überzeugen. Selbst die Leistungen der Darsteller sind passabel (auch das ist nicht gerade in jedem weiteren Teil der Fall) und die Figuren werden immer noch klarer beleuchtet als bei einigen Fortsetzungen, was bei solchen Filmen auch nicht immer selbstverständlich ist. An der 10er-Punktbewertung schießt der Film bei mir (trotz des Kultstatus und der Tatsache, dass ich eingefleischter FRIDAY – Fan bin) jedoch aufgrund der teilweise zu lang gestreckten Szenen mit Baden gehen, Schlangen töten und Kaffee kochen vorbei. Trotzdem: Für den echten Fan kultiges Pflichtprogramm, an das selbst die stärksten Nachzieher nicht mehr rankamen.

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