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Joe Martin lebt ein ruhiges Leben in Villefranche in der Nähe von Nizza. Er hat eine eine gute Frau, er säuft zu viel, und er hat ein Auskommen durch eine Jacht die gechartert werden kann. Das, was an Geld fehlt, kommt dann durchs Pokern rein. Ein ruhiges Leben bis zu dem Punkt, an dem eines Abends das Telefon läutet und jemand erklärt, dass er Joe Moran töten wird. Joe Martin ist Joe Moran, richtiger: Er war einmal dieser Mann. Damals, als er nach dem Koreakrieg einen Oberst zusammenschlug und dafür zwei Jahre in den Bau kam. Und damals, als er mit den Knastkumpels flüchtete. Und diese Typen in der Scheiße sitzen ließ, weil die einen Polizisten töteten, und er damit nichts zu tun haben wollte. Jetzt sind diese Männer wieder da, aber sie wollen nicht seinen Tod, sondern sie wollen seine Jacht. Er soll ein Geschäft mit ihnen durchziehen, es geht um Drogen, und das Druckmittel sind Joes Frau und seine Tochter.

KALTER SCHWEISS ist ein altmodischer Film! Jeder, der für einen Actionfilm oder einen Thriller ununterbrochenes Dauergeballere benötigt, coole Oneliner, sich überschlagende und explodierende Autos, oder Männer, die aus Flugzeugen auf Hubschrauber springen (oder umgekehrt oder beides) sollte hier tunlichst die Finger von lassen! Denn KALTER SCHWEISS ist hoffnungslos altmodisch.

Altmodisch bedeutet zum Beispiel, dass das französische Stunt-As Rémy Julienne hier bei einer halsbrecherischen Autofahrt entlang der Route Napoleon absolut alles gibt, um bei Höchstgeschwindigkeit einen Opel Rekord auf der Straße zu halten, und gleichzeitig zwei Motorradcops zu entwischen. Da gibt es keine CGIs und keine Tricks, das ist noch richtige schweißtreibende Handwerkskunst, und ich bin sicher, dass anschließend der deutsche Name des Films Programm war. Altmodisch bedeutet aber auch, dass die Geschichte ein paar sehr wilde Haken schlägt und sich immer wieder in Richtungen entwickelt, die man nicht erwartet hätte.Joe ist ein Skipper, also wird es ein Klaustrophobie-Thriller auf einem Boot? Pustekuchen. Ein Geiseldrama rund um Joes Frau? Mitnichten! Ein Thriller rund um einen Alleskönner, der seinen Plagegeistern entwischt und diese nun von außen einen nach dem anderen umlegt? Von wegen. Joe Martin ist ein Getriebener, der vor seinen eigenen Dämonen weglaufen möchte genauso wie vor den bösen Männern mit den großen Wummen. Kann er aber nicht, weil er seine Familie liebt, also muss er sich diesen Dämonen stellen und sie bekämpfen. OK, das ist vielleicht altmodisch, aber auch heute noch en vogue.

Doch Joe ist kein James Bond und kein Equalizer. Joe ist ein ganz normaler Mann mit einer Vergangenheit, die gerade seine Gegenwart bedroht und seine Zukunft auslöschen möchte. Er ist kein Tausendsassa mit lauter tollen Einfällen, und er hat keine Vergangenheit als bester Ex-Killer oder ultimativer Ex-Geheimdienstler. Und an dieser Stelle wird es dann wiederum altmodisch, denn heutzutage benötigt ja scheinbar jeder  gewöhnlich aussehende Actionheld eine entsprechende Vergangenheit die ihn befähigt, diejenigen Dinge zu tun, von denen wir alle angeblich nur träumen.

Doch Joe Martin hat so etwas nicht nötig, und Regisseur Terence Young noch viel weniger. KALTER SCHWEISS lebt von seiner inneren Spannung, den überzeugenden Charakteren und, natürlich, den starken Spannungsszenen: Wenn Joe in seiner Küche sitzt und mit den Bösen vermeintlich harmlos schwätzt, während ihm und dem Zuschauer immer klarer wird, dass sich hier gewaltiges Unheil über der unbescholtenen Familie zusammenbraut, und wenn diese Szenen einfach keine Ende nehmen wollen, während die Spannung wächst und wächst, dann weiß der Zuschauer, dass er hier in einem altmodischen Actionthriller zuhause ist, der den Begriff Suspense noch ernst nimmt und von einem Meister seines Faches umgesetzt wurde. Es werden halt nicht, wie mittlerweile üblich, die Begriffe Spannung und Action miteinander verwechselt. Dazu passen auch der angenehm unprätentiöse Schluss genauso wie die in ihrer Gesamterscheinung recht lakonische Darbietung der gesamten Chose. Der Film mag kein absoluter Höhepunkt des Filmschaffens sein, aber er zieht den Freund älterer Action-Unterhaltung erbarmungslos mit. Passt!


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