In den Siebzigern und insbesondere in den Achtzigern stand der Name Charles Bronson für knallharte, kompromisslose Revenge-Streifen, in denen ER auszog um für Ordnung zu sorgen. Der aus dem Hause Cannon stammende „Assassination“ versucht andere Wege zu gehen, scheitert aber letztlich an Drehbuch wie Inszenierung.
Für die war immerhin Peter R. Hunt verantwortlich. Der Mann feierte sein Debüt nicht nur mit dem vielleicht zwiespältigsten Bond-Vergnügen „On Her Majesty's Secret Service“, sondern arbeitete weitaus besser mit Bronson im eiskalten Spätwestern „Death Hunt“ zusammen.
Hier kann Hunt, beziehungsweise das vorliegende Drehbuch, sich nie so recht für eine klare Linie entscheiden. Der erfahrene Bodyguard Jay Killion (Charles Bronson, „Once Upon a Time in the West”, “Death Wish”) darf nach einer mehrwöchigen Auszeit mit seiner Truppe nur den Schutz der First Lady (Bronsons damalige Frau Jill Irleand, u. a. auch „Death Wish II“) übernehmen, obwohl ihm eigentlich der Präsident zustehen würde. Die ist leider eine sehr emanzipierte, renitente Frau, was sich nicht gerade positiv auf die Beziehung zwischen den beiden auswirkt...
Einem fast schon standardisiertem Plot folgend, trachtet bald ein Terrorist der First Lady nach dem Leben, was den alten Haudegen auf den Plan ruft. Anstatt das sich nun auf die Jagd nach den Attentätern gemacht wird, spinnt Hunt eine Art Hassliebe zwischen den beiden. Bronson, so unglaubwürdig das hier auch rüberkommt, wirkt bald ungeheuer anziehend. Auch das einzige weibliche Mitglied seines Teams will bald mit ihm in die Küste hüpfen. Dass ist nicht nur angesichts seiner damaligen 66 Jahre völlig neben der Kappe – Bronson taugt als Frauenheld einfach nicht.
So fallen die wenigen Oneliner durchweg zahm aus und die ab und an aufkommende Situationskomik trifft nicht auf den Punkt. „Assassination“ ist leider ein sehr zähes und behäbiges Vergnügen, das kaum an Tempo gewinnt, reichlich actionarm ausfällt und aus dem persönlich motivierten Gegner aus alten Zeiten nichts heraus holt. Wenn es denn mal zur Sache geht, übertreibt Hunt es gleich und lässt Bronson mit Bazooka losziehen, obwohl Handfeuerwaffen meist wesentlich effektiver gewesen wären. Was dabei an Krach und Bumm zu sehen ist, haut dann leider auch keinen Zuschauer mehr aus dem Sessel.
Als weiteres Problem entpuppt sich Bronson himself, denn wer einige seiner Filme kennt, weiß dass der Mann unkaputtbar ist und das ist tödlich für die ohnehin kaum vorhandene Spannung. Er ist und bleibt stets Herr der Lage, was jeden Anflug von Gefahr oder Dramatik im nu abtötet. Seine wahnwitzigen Schlussfolgerungen zum Thema Drahtzieher und Handlanger sollen dem am Ende die Krone aufsetzen. Der Zuschauer hat des Rätsels Lösung, weil der Plot eben kaum Verdächtige hergibt, zwar längst erahnt, aber was Bronson da geistig zusammenzimmert, ist schon zum Ohrenschlackern – auch wenn ihm (natürlich) alle Beteiligten glauben.
Das enttäuschend unspektakuläre Ende steht fast schon symptomatisch für den Rest des Films, in dem sich weder die Thrillerkomponente, noch die Action und erst recht nicht die Beziehungskiste durchsetzen konnte.
Fazit:
Was bleibt, ist ein Streifen, der bestenfalls für Bronson-Kompletttisten geeignet ist. Es gibt nur eine nennenswerte, im Kontext des Films völlig überzogene, Actionszene, ansonsten ist „Assassination“ weder Fisch noch Fleisch. Der Spannungsbogen, ist dank der Vorhersehbarkeit des Skripts, arg ausgeleiert, so dass hier ein formelhafter Möchtegernthriller mit einer brisanten, aber völlig unglaubwürdigen Idee, übrig bleibt. Bronsons große Zeit war einfach vorbei.