Review

*Mit Spoilern*
Wenn man Filmemachen mit Kuchenbacken gleichsetzt, dann ist „Die Frauen von Stepford“ wohl als eßbare, aber optisch mißlungene Creation einzustufen. Das Rezept war edel, die tollen Zutaten kann man schmecken, aber aufgegangen ist er nicht...

Frank Oz hatte allerdings auch keine leichte Aufgabe, ein mit Superstars durchsetztes Remake eines post-feministischen, düster-utopischen Klassikers in Szene zu setzen. Das Original war finster bis grimmig und eine reine Neubearbeitung hätte z.Zt. wohl kaum eine gesellschaftliche Grundlage geboten und wäre noch dazu unoriginell gewesen.

Was Oz mit dem vorliegenden Drehbuch gemacht hat, ist immerhin nicht unoriginell, es ist aber zumindest unausgereift. Kein Wunder, wenn man schrille Komödie, Gesellschafts- und Geschlechtersatire, Horror, Utopie und Spannungskino in einen Topf wirft.

Die Darsteller haben an dem Ergebnis wohl am wenigsten schuld, denn im Rahmen ihrer Fähigkeiten sind alle tatkräftig bemüht. Aber das Skript...

Kickoff mit der Einführung unseres Hauptcharakters Joanna Eberhard, erfolgreiche Produzentin sadistischer Beziehungsshows, die nach einem Attentat vorsichtshalber aus ihrem Job gefeuert wird. Nicole Kidman hat diese abseitigen Rollen schon gespielt (To die for) und ihre schwarztragende Businesswoman hat dann auch Saft und Kraft. Aber sobald die Handlung ins über-plüschig perfekte Stepford verlagert wird, fällt die Handlung auseinander. Allein Matthew Brodericks Anwesenheit, der seit „Ferris Bueller“ zum Dasein als charakterschwacher, gesichtsloser Jedermann verdammt ist, deutet darauf hin, daß mit Subtilität hier nichts zu holen ist.
Spätestens wenn Glenn Close als Gastgeberin die Familie in der Stadt begrüßt und eine Performance bestehend aus Barbiepuppe, Grinsekatz und 50er-Jahre-US-Mutti bietet, schlägt der Ton von ungewiß-beunruhigend in bizarr-überzogen um.

Von da an versuchen Oz und sein Team nicht mal mehr, den Zuschauer in irgendeiner Weise zum Mitdenken anzuregen. Wer den Plot des Originals kennt, weiß auch hier alles, bis auf das letzte Viertel und kann sich deshalb an einer schrillen Nummernrevue delektieren, die streckenweise mehr an den „Club der Teufelinnen“ erinnert, als eine utopische Satire.
Vor allem Bette Midler schöpft aus dem Vollen ihres patentierten komödiantischen Reservoirs und Roger Bart als ausgeflippter Homosexueller legt noch ein paar Scheite dazu.
Irgendwo zwischen Groteske und Albernheiten verpackt der Film tatsächlich ein paar optische Schmankerl, die sich genießen lassen, wie der weibliche Roboter, der als Geldautomat mißbraucht wird, aber der Selbstzweck heiligt ihr alle Mittel, bloß nicht Plot und Spannungsbogen.

Gemütlich rumpelt der Film vor sich hin, hier ein Spruch, da etwas Eye-Candy, bis Joannas Freunde plötzlich angepaßt und sauber vor ihr stehen und die Szenerie den düsteren Touch bekommt.
Schon da ahnt man, wie substanziell die Nachdrehs und Schnitte wohl gewesen sind, denn der Fluß ist wahnsinnig ruckhaft bis abgehackt, doch sobald man auf Konfrontationskurs geht, versickert jeder Humor und der Film setzt auf Moral und Trändrüse.

Hier tun sich plötzlich enorme Löcher auf, wenn Joanna das Roboterschicksal teilen soll. Einerseits sollen die Frauen gar keine Roboter sein, sondern nur mittels Chiphirnimplantaten umprogrammiert werden, doch dann wird Joanna mit einer Robo-Hülle erschreckt, die eigentlich dann keine Funktion hätte. Die Vorgehensweise wird zwar mit einem Lehrfilm, der charmanterweise die Heile Welt der 50‘s rekapituliert umschrieben, doch was mit den Frauen passiert, bleibt vollkommen im Unklaren.

Frisch angehängt dann noch ein letzter Akt mit der Decouvrierung des eigentlichen Verantwortlichen (das ist noch mal eine kleine Überraschung) und einer Pointe, die so lieb, brav und gut ist, daß man einerseits mit einem Happy End heimgehen kann und andererseits mit der Gewißheit, daß man sich hier nun so gar nichts getraut hat. Wenn man davon sprechen kann, verpufft das Finale wirklich in einer überlangen Erklärung.

Unterhalten fühlen darf man sich aber trotzdem von Oz‘ Film, wenn man das Werk nicht als stimmige Gesamtkomposition versteht, sondern als Summe für sich genommen ansehnlicher Teile mehrerer Puzzles, die man mit Gewalt miteinander verbunden hat.
Bemühte Darsteller, ausreichend Gags, eine Story-Offroad-Strecke zum Miträtseln – das kann so manchem reichen.
Wenn ich aber sage, daß das einer der Filme ist, die auf undefinierbare Weise das Gefühl ausstrahlen, mißlungen und überproduziert zu sein, dann können Filmfans das hoffentlich entsprechend einordnen. (5/10)

Details
Ähnliche Filme