John Sturges' Western-Remake des Japan-Klassikers "Die sieben Samurai" ist wohl einer der vielleicht 20 perfekten Western, die das Genre hervorgebracht hat. Eine klassische Söldner/Revolvermann-Geschichte mit einem später geradezu unbezahlbaren Allstarcast rollt da in bester Breitwandmanier vor dem Betrachter ab, der ebenso monumentale wie leise und melancholische Töne anschlägt.
Die "Helden" dieser Geschichte sind käufliche Revolverschwinger, "Reisende in Blei", die für Geld so manches tun würden, aber im Westen immer seltener ihrer Betätigung nachgehen können und zunehmend ihr Heil in "normalen" Berufen suchen müssen. Yul Brynner und Steve McQueen portraitieren hier zwei dieser "Söldner", die kaum noch ausgelastet sind und nur selten brauchbare Jobs bekommen. Das Engagement einer Abordnung armer Mexikaner, deren Dorf von einer Banditenhorde ständig ausgeraubt wird, ist weder finanziell reizvoll, noch befriedigend. Dennoch nehmen sie den Auftrag an, teils aus purer Not, teils aus der Gewißheit, daß sie ihr Lebensstil inzwischen ihre Lebenseinstellung ist. Man kann gar nicht mehr anders, als reiten und schießen.
Anschließend stellt Sturges uns die weiteren Teilnehmer des Teams vor und präsentiert sie in ähnlichen Situationen: Harry (Brad Dexter) treibt die Gier nach Gold oder Schätzen, derart gebannt, daß er kein anderes Argument zuläßt; Bernardo (ein damals noch recht unbekannter Charles Bronson) verdient sich als Tagelöhner und macht notgedrungen mit; Britt (ein superschlanker James Coburn) eckt mit seiner schweigsamen Art beim Eisenbahnbau zu sehr an und sieht in immer neuen Selbstbeweisen anscheinend den einzigen Lebenszweck; Lee (Robert Vaughan) scheint ein Feigling zu sein, leidet aber bereits an Schuldkomplexen und Angstpsychosen, so daß er sich nur in Arbeit stürzen will; der junge Chico schließlich (nie war Hotte Buchholz besser) eifert nur der Männern nach, weil ihm die Dörflichkeit verhaßt ist.
Interessanterweise präsentiert das Buch auch Calveras Bande nicht als das personifizierte Böse, sondern als Bande, die der nackte Hunger zu ihren Taten treibt. Derart ambivalent ist man selten.
Bewundernswert an den "Sieben" ist der ruhige Takt, mit dem Sturges die zweistündige Geschichte entwickelt, die Einbindung der Männer in den Dorfalltag, das gegenseitige Auftauchen und das Eintauchen der Söldner in ein ordentliches Leben, das Gefühl, gemocht zu werden. Zwischendurch wird das Geschehen mit Humor gewürzt, die freundliche Seite hervorgekehrt, ehe es immer wieder zu Gewaltausbrüchen oder Schießereien kommt.
Gelungen fügen sich die Episoden immer wieder ein. Erst die Sammlung der Gefährten, dann die Schießerei mit den Spähern, das erste Gefecht und schließlich das Schlußgefecht, in dem vier der Heroen ins Gras beißen müssen.
Absoluter Höhepunkt sind natürlich die großangelegten Schießereien (bei denen Calvera immer wesentich mehr Leute zu haben scheint, als im Film genannt werden), vor allem die letzte, die sehr intensiv ist und hervorragend zu laufen scheint, ehe Sturges binnen zweier Minuten vier Hauptcharaktere opfert.
Trotz der gnadenlosen Gefechte schafft es das Buch, für seine nicht gerade christlichen Helden reichlich Sympathien zu erwecken und ihnen gleichzeitig einen melancholischen Schleier zu verleihen, den Brynner in der Schlußszene resumiert, indem er erkennt, daß die Revolverhelden hier nur verlieren konnten. Auch vorher sind mehrere kritische Resumes zu vermelden, wenn alle für Buchholz ihre Profession entheroisieren oder Vaughn in rachegeistdurchsetzten Alpträumen Schreikrämpfe und Schüttelfrost bekommt.
Technisch ist der Film 1A. Knallige Farben, epische Weiten, dazu einer der bekanntesten Soundtracks aller Zeiten aus der Feder von Elmer Bernstein, der heute noch in einer bekannten Zigarettenreklame ohne Ende vergewaltigt wird.
Ferner war der Film Sprungbrett für so ziemlich alle seine Darsteller (außer vielleicht Brad Dexter), die später noch in anderen Western (und Actionfilmen) Karriere machten. Der Film war so erfolgreich, daß er drei Fortsetzungen nach sich zog, von denen aber nur eine direkt an diesen Film anschließt und die drei Überlebenden wieder zusammenbringt, von denen aber nur Yul Brynner als Darsteller seine Rolle wieder aufnahm.
Wem Brynners Outfit übrigens irgendwie bekannt vorkommt, er benutzte es tatsächlich noch einmal für die Rolle als Revolverschwinger-Android in dem SF-Klassiker "Westworld".
Unter dem Strich herrscht in "Die glorreichen Sieben" vielleicht nicht pausenlos Dauerfeuer, aber dafür ist es einer der am perfektesten ausbalancierten Klassik-Western überhaupt, der seiner Zeit voraus war. Dafür mein Kompliment. (10/10)