Dass Blut dicker als Wasser ist war schon seit gängigen Zeiten und jeher das Motto des Bloodshed und Triadenfilmes, der in diesem Kontext auch gerne das Heroic entsprechend geeignet in den Vordergrund stellte. Family Honor intensiviert diese Ansicht noch durch eine eher rohe Simplifikation, in der mit schattenhaft oberflächlicher Dramaturgie einzig auf den bloßen Konflikt und weniger das Umfeld begründet das stets normative Gattungssystem schlichtweg weiter festgestellt wird. Letztlich sind gar die Polizisten und damit die Dienstkollegen auf eigentlich behördlich vorgeschriebener und amtlich mit Eid bestätigter Seite in den gefährlichen Zeiten weniger zu vertrauen als die Familie selbst, auch wenn diese theoretisch auf genau der falschen Seite des Gesetzes steht. Diese individuelle Vollständigkeit ist trotz aller Silhouettenhaftigkeit des Filmes, in der es eher wenige, dann aber auch keinerlei zufällige Details gibt, mitsamt der Feuerkraft der Shootouts der süße Augenblick in ansonsten mechanischer Übung.
In ausgesprochener Kürze, die keine 80min umfasst wird mit ausgesprochener Starbesetzung in nahezu allen, oft nur für den Moment als Gast auftretenden Rollen ein Gleichnis voll ständiger und allbeständiger Bedrohung im Leben erzählt, mit lange wenig dramaturgischer Wirkung und zudem darstellerisch recht auf den Affekt geschnürt. Ein Stelldichein von Genrefiguren und - situationen, in dessen selektiven Textpassagen eher die Weisheit der Drehbuchseiten weissagt als die wahre Leidenschaft darin zu spüren ist:
Als Sohn der Triadenfürstin Madam Ying [ Lisa Chiao Chiao ] und damit auch Halbbruder des Kleinkriminellen Tao [ Shing Fui-on ] hat der aufstrebende Polizist Charlie Fu Sai-hang [ Wilson Lam ] von der Frontier District Crime Squad das Problem des Rollenkonfliktes, wandert er doch gezwungenermaßen zwischen Herkunft und Berufswahl über den Seiten des Gesetzes hin und her. Diese Doppelbindung wird ihm prompt dann zum Verhängnis, als der von ihm und seinem Partner Detective Leung [ Ben Ng ] während einer bleihaltigen Drogenrazzia festgenommene Wei [ Dick Wei ] aus dem Gewahrsam entflieht und dann nicht nur in der zunehmend zwiegespaltenen Gangsterwelt der Aufruhr herrscht, sondern sich auch das ICAC und besonders Officer Koo [ Miu Kiu-wai ] an Charlies Fersen heften. In den Sog der sich steigernden Gewalt werden auch sein Informant Chung [ Max Mok ] und die gerade erst kennen gelernte Hostess Hor Yee [ Joey Wong ] sowie seine Halbschwester Ming [ Meg Lam ] hineingezogen.
Dabei ist der Aufbau natürlich mit der Kenntnis von der Materie verbunden, verweilt eber nicht mit spürbarer Freude darin, sondern geht den schnellen Schritt hindurch. Schon während des Vorspanns wird jeder An- und Vorlauf gescheut, sofort in die erste Geiselnahme mit raschem Eingreifen der Polizei und der Konfrontation auf einem Häuserdach geblendet. Eine Hektik, die zu Beginn angenehm dominant, fern jeder episch und prätentiös vermittelnden Kommunikation und trotzdem klassisch artikuliert wirkt, aber mit zunehmenden Verlauf viel an Hinweiswerten ignoriert und die Welt weder in der Dimension noch im inneren Raum so richtig komplett, sondern wie im Zeitraffer wahrnimmt. Immerhin wird sich so den Bedingungen der Wahrnehmung von Officer Charlie Fu angenähert, der sich von allen Ecken und Enden unter Druck gesetzt sieht und die vielen Brandherde in seinem Leben auf einmal gar nicht alle lösen kann; so dass auch sein Bewusstsein rein situativ auf Hier und Jetzt und nicht vorausschauend und weiter denkend ist.
Eine gewisse Vereinseinigung allein auf seinen Charakter, der in den physischen Taten vielleicht plastisch, in den verbalen Aktionen oder gar dem emotionalen Bereich reichlich unmotiviert und durch seinen blasseren, rehäugigen Darsteller zusätzlich an zwischenmenschlicher Interaktion uninteressiert oder unbeholfen erscheint, schiebt auch andere mögliche Gesichtspunkte und ihre Handlungen weit aus dem Bild. Ein wenig schade ist es dabei gerade für das aufgestellte Figurenregister, dass dem ganzen Agitationstheater zwar einen ungemein wichtigen Anschein gibt, aber oft nur wie im who's who Schaulaufen von Gaststars wie Lo Lieh, Blacky Ko, Richard Ng, Barry Wong, Lam Chung für wenige Sekunden als Dialogpartner und so fast wie in einer Austauschbarkeit restringiert anstatt innerdramatisch und mit Identifikation impliziert wird.
Mehr Platz für die formelle Ebene, die von Routinier Norman Law wie auch bei Scheming Wonders (1991) oder Bloody Brothers (1994) mit wenig Ehrgeiz in Richtung Ästhetik, aber dafür dem gewissen Sinn für schmutzig-urbane Poetik ohne anstrengende Selbstdarstellung verkörpert wird. Im Gewöhnlichen intensiver als im Außergewöhnlichen. In logischer Folgerichtigkeit wird sich im Lagerhaus ebenso mit überzähligen Schußwaffen duelliert wie später am Hafen, wobei die hehren Munitionswechsel im Dämmerlicht durchaus erfolgreich angenehme Signale setzen vermögen; sei es durch den schon schlechten Zustand der Gegend, der noch einmal mit aller Gewalt der Patronen verschönert wird, der ansprechend hohe Gebrauch der Waffen oder der reine bodycount, in dem während eines flammenden Showdown-Infernos aus im Kugelhagel tanzenden Leibern, durchlöcherten Autos und brennenden Ölfässern keine Gefangene gemacht werden. Außerdem beruft man sich auf eine in dem Fall erfreulich strenge Schnittmontage als einfache Summierung von Abschuss und Einschlag, die mit lauten Ton, geklautem James Horner Score und der Stuntchoreographie von Tony Leung Siu-hung adäquat unterfüttert wird.