Review

Als einer von Charles Bronsons meistbejubelten Filmen muß man bei "Kalter Hauch" durchaus Abstriche machen, was die wahre Qualität betrifft. Sicherlich war das Sujet im Jahr 1972 noch neu und es gibt ein ungewöhnlich kühles Gefühl, den sonst "guten" Bronson hier als eiskalten Profikiller zu sehen.
Doch neben einigen gelungenen Einfällen gibt es immer wieder Punkte, die den Film in die Mittelmäßigkeit herunterziehen.
Zunächst ist der Originaltitel hier sicherlich treffender als die deutsche Eintitelung. "The Mechanic" heißt das Werk und damit ist bei Bronson der Name Programm. Mechanisch, kalt, ohne Gefühlregung spult er seine Aufträge ab, bei denen er ein Maximum an Phantasie walten läßt, um sie als Unfälle zu tarnen.
Dadurch erhält der Zuschauer aber keinerlei Zugang zu dieser Figur, die mehr durch Bronsons Vorgeschichte, denn durch das Drehbuch als "Held" dieser Story identifizierbar ist.
Gut, Bronson killt hier ausnehmend zwielichtige Gestalten, so scheint es. Das macht die Sache für den Zuschauer jedoch nicht einfacher. Arthur Bishop, so der Rollenname Bronsons lebt zwar im Reichtum, doch seine Handlungen werden weder heroisiert noch karikiert noch irgendwie gemildet. Bishop killt und damit hat es sich.
Diese Kühle ist eine Stärke des Films, doch das ist Bronsons übliches Oeuvre, und ohne Humor ist das Charaktergesicht verloren.
Eine der stärksten Sequenzen des ganzen Films ist denn auch die Sequenz, als Bishop sich eine Pause mit körperlichen Freuden gönnt (also Sex). Die Frau, die er aufsucht, scheint eine Freundin oder Geliebte zu sein, die er (aufgrund seiner Arbeit) nur selten aufsucht. Kühl und frostig lauscht er ihren liebevollen Ausführungen und läßt sich einen Liebesbrief vorlesen. Nach einem Schnitt (und dem Sex) sehen wir ihn aufstehen, sie bezahlen und ihr danken, daß sie sich den Brief ausgedacht hat, um etwas Neues für das nächste Mal zu verlangen.
In diesem Augenblick geht Michael Winners Film einen Schritt tiefer als sonst und macht die innerliche Leere Bishops, die auch durch seinen erlesenen Lebensstill (Kunstliebhaber) nicht gelindert werden kann, deutlich.
Doch dies ist die einzige Ausnahme in einem vorprogrammierten Film, der so "mechanisch" wie ein Uhrwerk abläuft. Nach einer sehr guten Einführung (eine achtminütige stumme Sequenz, die Bishop als Killer einführt), wird er von einem Freund seines Vaters um Hilfe gebeten, der dann sein nächstes Ziel wird. Nach diesem Auftrag bekommt er dessen Sohn Steve an den Hals und nimmt ihn als eine Art Sohn auf.
Hier tut sich auch gleich die nächste Schwierigkeit auf, denn Jan-Michael Vincent bietet zwar in seiner Gefühlskälte einen perfekten Nachfolger für Bishop dar, ist aber ein derart widerliches Schwein, daß der Zweikampf der beiden ungleich bleibt. Die Sympathien fliegen Bronson zu, was die Sache vorhersagbar macht.
Mögen die Mordaufträge anno '72 auch beeindruckend gewirkt haben, heute wirken die Szenen relativ bieder, die Action ist durchschnittlich und auch eine Motorrad/ Autoverfolgungsjagd bietet wenig Erbauliches. Gehalten in blassen, ausgemergelten Farben bleibt dem Film ein naturalistischer Touch, der ihn an die Realität rückt, aber nicht verbraucherfreundlicher macht.
Nun ist Michael Winner kein wahnsinnig talentierter Regisseur, aber ein passabler Handwerker, der "The Mechanic" trotzdem ordentlich über die Runden bringt. Trotzdem verharrt das Geschehen stets in einem bescheidenen, nüchternen Rahmen, der kein Aha-Erlebnis bereit hält.
Der Showdown ist schließlich vorhersehbar und bietet trotzdem noch einen netten Plottwist, aus der Zeit, als noch nicht jeder für seinen Film einen haben wollte.
Am Ende ein Film, den man ruhig gesehen haben sollte, dessen beachtlichen Ruf aber inzwischen die Zeit eingeholt hat. Mögen andere das Besondere darin finden, für mich bleibt er ordentlich, ohne aufregend zu sein.
(6/10)

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