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Zu einer Zeit, als sich Charles Bronson („The Dirty Dozen“, „Spiel mir das Lied vom Tod“) noch nicht auf Gedeih und Verderb der Selbstjustiz verschworen hatte, entstand der für seine Verhältnisse relativ unorthodoxe Thriller von Michael Winner („Scorpio“), der immerhin sechs Filme (u.a. die ersten drei „Death Wish“ – Filme“) mit ihm abdrehte.

Dass „The Mechanic“, der Mechaniker, wie üblich stoisch, kühl und selbstsicher von Bronson verkörpert, gewiss keine Autos repariert, erfahren wir sogleich in der mehrminütigen Eröffnungsszene in der kein Wort geredet wird und Arthur Bishop (Bronson) seiner Arbeit nachgeht. Er ist Scharfschütze, ein Attentäter, der auftragsgemäß seine Ziele so erledigt, dass es wie ein Unfall aussieht. Der einfallsreiche Meister seines Fachs plant seine Missionen nicht nur bis ins letzte Detail, sondern führt sie auch genauso sorgfältig und stets erfolgreich aus. Selbst jahrelange Bekannte stellen ihn nicht vor das Problem namens Gewissen.

Seine innere Leere gereicht ihn bei diesem Job zum Vorteil, während sein Privatleben trotz offensichtlichen Luxusgütern quasi nichtexistent ist. Arthur ist ein einsamer, isolierter Mann, der Nutten nicht nur für den Sex bezahlt, sondern auch dafür, dass sie ihm menschliche Nähe vorgaukeln. Bronson spielt gewohnt abgebrüht, darf aber aufgrund seines Filmegos unterkühlt, aber nicht cool sein. Sympathien entwickelt man nur für ihn, weil später ein noch kränkerer Zeitgenosse in den Film Einzug einhalten wird.
Sein seelisches Dilemma hätte es dabei verdient gehabt noch weiter forciert zu werden. Gleiches gilt für die mysteriöse Organisation, die jene Morde in Auftrag gibt, sich scheinbar dabei allerdings nur Kriminelle zu entledigen scheint.

Leider werden diese und mehr Aspekte zugunsten von Steve McKenna („Airwolf“ – Pilot Jan-Michael Vincent, sogar nüchtern) fallen gelassen, auf den Arthur per Zufall trifft. In ihm scheint er nämlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben, der genauso skrupellos zu handeln vermag und sich gleichgültig nicht um das Leben anderer schert. Der Junge fasziniert ihn, also fühlt er ihm auf den Zahn und siehe da, der zeigt Interesse, sich lernwillig und überaus talentiert, wenn auch noch etwas unreif. Die beiden bilden ein Duo, das von nun gemeinsam die Aufträge verrichtet.

Auf Action muss dabei weitestgehend verzichtet werden, denn der titelgebende Beruf lebt von Präzision und Unauffälligkeit. Also muss etwas schief gehen und das tut es dann auch zweimal, woraus zwei mit Explosionen versehene Verfolgungsjagden, je einmal per Motorrad und Auto, resultieren. Diese relativ ausgiebigen Sequenzen waren damals zeitgemäß inszeniert, regen heute aber sicherlich keinen Zuschauer in irgendeiner Szenen mehr auf. Dazu sind sie zu gewöhnlich.

Festgehalten in einer nüchternen, erdigen und herbstlich-braunen Optik stellt Regisseur Michael Winner klar, dass Arthur, dessen emotionelles Vakuum Steve gern als legitimen Nachfolger und Ziehsohn erziehen möchte, den Jungen letztlich unterschätzt hat und es bahnt sich final auch der unausweichliche Konflikt an, der im übrigen radikal beendet wird.

Der letzte Schliff fehlt dann aber, um aus „The Mechanic“ ein gutes Bronson-Vehikel zu machen. Der Film schleppt sich trotz seiner interessanten Figurenkonstellation sehr und hält sich vor allem anfangs zu lange an Phasen auf, in denen sich die Beziehung der beiden so gut wie gar nicht entwickelt. Arthur wartet ab und analysiert, Steve fragt forsch und bildet sich seine Meinung. Unter völlig anderen Umständen, nämlich einem besseren Drehbuch und einer völlig anderen Crew, hätte hieraus sicherlich ein Klassiker werden können.


Fazit:
So bleibt „The Mechanic“, vor allem angesichts dessen, was Bronson später noch alles unter das Volk jubelte, ein solider Thriller mit einer interessanten Figurenkonstellation und im Ansatz auch brauchbaren Charakteranalysen, dem dann schlicht der Feinschliff fehlt. Bronson ist gut, Vincent war noch nie ein guter Darsteller und Winner nie mehr als ein brauchbarer Filmemacher ohne ausgeprägte Genialität. Zufriedenstellend und mehr nicht.

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