Naja, immerhin hebt sich „Borderline“ von Bronsons damals andauernden Gewaltzyklen ein wenig ab, in dem er sich eine Spur weit abseits bekannter Selbstjustiznummern bewegt, was ihn aber letztlich auch nicht vor der Durchschnittlichkeit rettet.
Drehbuchautor und Regisseur Jerrold Freedman („The Chill Factor“, „The O.J. Simpson Story“) bekräftigt mit seinem kritischen Epilog nachträglich zwar, dass er irgendwann einmal eherne Ambitionen hegte, die kamen ihm aber wohl beim Verfassen des Drehbuchs abhanden, bevor er sie sich auf den letzten Seiten noch einmal ins Gedächtnis rief. Demzufolge bleibt für Brosnan hier auch nicht mehr, als Dienst nach Vorschrift zu erledigen.
Offenbar pudelwohl fühlt er sich unter dem Cowboyhut als Chef der Grenzpatrouille mit dem Herz am rechten Fleck, aber genauso verlässlichen Gerechtigkeitssinn und notwendiger Humanität. Zusammen mit seinen Männern fängt er Nacht um Nacht an der texanischen Grenze Lawinen von illegalen Einwanderern ab. Mehr als die Hälfte kommen trotzdem durch, weil ihm die Leute fehlen und man ihm offensichtlich auch nicht das notwendige Personal zukommen lassen will. Als eines Nachts ein Freund und Kollege einen LKW mit eingeschleusten Emigranten anhält und erschossen wird, nimmt er die Ermittlungen selbst in die Hand. Das FBI ist nämlich davon überzeugt Drogendealer hätten den Gesetzeshüter auf dem Gewissen, doch Jeb Maynard (Bronson) will daran nicht glauben. Dafür sind die hinterlassenen Beweise einfach zu offensichtlich.
Tja, leider bietet „Borderline“ weder knallharte Action noch eine spannende Geschichte, sondern gibt lediglich halbwegs interessant wieder, wie sich illegale Einwanderer nach Amerika schleusen lassen. Anstatt tiefer in die Materie vorzudringen, das dahinter steckende System zu durchleuchten und die amerikaweit durchstrukturierte Organisation bis in höhere Kreise zu verfolgen, die mit diesem Menschenhandel monatlich Millioneneinsätze einfahren, belässt er es lieber bei den Ermittlungen von Jeb und reißt das interessantere Ringsherum nur knapp an.
Charles Bronson spult dafür genügsam und wortkarg seinen Part herunter, macht sich sein eigenes Bild, liest ein paar Spuren richtig und bewegt sich auch schnell auf der richtigen Fährte, die ihn zu der Mutter eines getöteten Jungens führt, der neben der Leiche seines Partners lag. Zwar fährt er mit ihr nach Mexiko, um sich seinerseits illegal einschmuggeln zu lassen, doch dieses Unterfangen schlägt fehl, so dass ihn Gevatter Zufall und unverwechselbare Fußspuren mitsamt eines Pestizids auf die Spur des Mörders bringen.
Etwas Mitleid bringt der Film dank Bronson für die armen Mexikaner nebenbei wenigstens auf und so gesetzestreu der Mann auch ist, selbst er verkennt die schlimme Lage der armen Burschen nicht und weiß sich zumindest für Gegenleistungen zu revanchieren. Eine menschliche Note äußert „Borderline“ demzufolge auch und bezieht damit Stellung ohne deutlicher zu werden.
Zum Schluss wartet dann der große Mammuteinsatz, der gleich zig Gruppen während ihres nächtlichen Gangs am Zielort abfangen soll. Darunter befindet sich natürlich auch der von Bronson gesuchte Mörder. Den gibt übrigens der junge und damals auch noch völlig unbekannte Ed Harris („Needful Things“, „The Rock“) recht unauffällig, aber immerhin mit militärischer Vergangenheit, kommt damit aber noch besser weg als der Rest um Bronson.
So wenig, wie die Hintergründe näher betrachtet werden, spart sich „Borderline“ auch einen genaueren Blick auf die respektable Arbeit der Grenzpatrouillen, die trotz fortschreitender Technik unmöglich Herr der Lage werden können und geradezu überrannt werden.
Das fehlende Interesse an der nach wie vor aktuellen Problematik verdammt Freedmans höchstens routiniert inszenierten Krimi letztlich auch ins Mittelmaß. Denn von Spannung fehlt hier jede Spur, Brosnan kann seine Entschlossenheit auch nur in ganz wenigen Szenen ausspielen und Action sollte man gar nicht erwarten.
Fazit:
Sehr unspektakuläres Brosnan-Vehikel mit einem interessanten Thema, das leider sehr oberflächlich unter die Lupe genommen wird und seinen Hauptdarsteller nur ganz selten in Szene setzt. Anstatt näher auf das aus der Problematik profitierende, weit verzweigte System moderner Sklaverei einzugehen, ergibt sich „Borderline“ einer zutiefst einsilbigen Suche nach einem Mörder, der nicht einmal ein erwähnenswertes Profil gewinnt. Deshalb ist das Szenario letztlich nur ein simpler Vorwand mit verpassten Chancen und einem unentschlossenen Drehbuch. Sicherlich kein Film an den man sich länger erinnert, wenn man ihn nicht mit dem Namen Charles Bronson in Verbindung bringen würde.