Erst war er „Out of Justice“, dann war er „Out for a Kill“ und nun also “Out of Reach” - der gute Steven. Sein neuestes Machwerk ist grundsätzlich pure Verarschung und eine Beleidigung seiner Fan-Community. Hoffte man noch, das es nach dem gelungenen „Belly of The Beast“ wieder aufwärts mit dem alternden Pummelchen geht, so führt „Out of Reach“ den Zuschauer in die Gefilde eines „The Foreigner“. Also genau dorthin, wo sich eigentlich nicht mal B-Movie-Fans gern hinwagen. War ich nach seinen letzten Werken überzeugt, dass Seagal wirklich noch mal die Kurve bekommen wollte, so tritt er hiermit den Beweis an, dass dem nicht so ist. Der Film ist eine einzige Zuschauerverarschung und offensichtlich eine Altersvorsorge für den wieder in langen Mänteln herumstaksenden Ex-Actionstar.
Viel gibt es nicht zum Inhalt über dieses billig in Polen heruntergekurbelte Machwerk zu schreiben. William Lancing (Steven Seagal) ist ein ehemaliger Agent, der sich inzwischen in den Wäldern gemütlich gemacht hat (mal wieder…) und rege Brieffreundschaft mit einem polnischen Mädchen pflegt. Als die dann auf mysteriöse Weise verschwindet, hält es die runde Schokoladenkugel nicht mehr zwischen den Bäumen aus und jettet nach Osteuropa, um dort einem Menschenhändlerring auszumachen. Der wird von Faisal (Matt Schulze, „Blade II“, „The Transporter“) organisiert und geführt. Bald ist Stimmung in der Bude? Denkste…
„Out of Reach“ ist ein langweiliges Etwas, in denen die Charaktere den Zuschauer wohl stumpfsinnig plaudern wollen – und glaubt mir: Interessantes haben die kaum zu berichten. Seagal ist emotionslos wie eh und je, ließ die Monologe sogar von wem anders sprechen und Matt Schulze darf immer extrem fies und unsympathisch, teuflisch in die Kamera blicken. Die Suche nach der Kleinen ist spannungs- und überraschungsfrei. Wäre nicht so schlimm, wenn wenigstens die Action stimmen würde.
Aber hier hat Seagal nun endgültig seinen Tiefpunkt erreicht. Auseinandersetzungen gibt es vielleicht 3 oder 4 und die sind dann nach einem dreißig Sekunden langen, hektischen Schnittgewusel auch schon wieder vorbei. Mehr als seine Gegner irgendwo hinschubsen ist bei Seagal nicht mehr drin. Wie aber auch mit der Leibesfülle? Wenn mal ein Bein benutzt wird, dann ist auch nur dieses im Bild – sprich er wird gedoubelt. Zwar gibt es zum Schluss noch mal eine blutige Schießerei in einem Puff, aber reißen kann die auch nichts mehr. Dafür ist sie zu unspektakulär und mit zu vielen unübsichtlichen Close-Ups inszeniert. Absolute Krönung ist aber ein Schwertkampf mit Matt Schulze, da Seagal dabei im Verlauf so unbeholfen wie ein Stehaufmännchen ausweicht.
Zugegeben, ist gibt einige nette Anekdoten im Film (Vorsicht, Ironie!). Da muss sich der Steven doch erst von einem stummen Jungen (Wie hat der Steven eigentlich gefunden?) helfen lassen, um mal Licht ins Dunkel zu bringen. Eine mit ihm zusammen arbeitende Polizistin wird angeschossen, aber anstatt sie ins Krankenhaus zu bringen, räumt er den Küchentisch leer, ertränkt sie halb mit Hochprozentigem und wetzt schon mal die Messer. Goldig der Junge…
Viel mehr gibt es auch nicht zu berichten, denn zum Großteil ist „Out of Reach“, trotz seiner kurzen Laufzeit, ein langweiliges Ärgernis, in dem nur selten etwas los ist. Wenn es etwas zu sehen gibt, dann ist es auch schon wieder vorbei. Zu viele, sehr lustlos vorgetragene Dialoge und eine vor sich hin plätschernde Story zum Gähnen geben dem Film den Rest. Fragt sich, wo die 20 Millionen denn nun hingeflossen sind. Etwa in die Nutten in der Puffszene?
Fazit:
Steven Seagal ist mit „Out of Reach“ wieder auf dem Tiefpunkt angekommen, wo er mit „The Foreigner“ schon mal war. Na ja, vielleicht noch ein Stück tiefer. Action gibt es kaum zu sehen und wenn ist sie von unspektakulärer Natur - von asiatischen Einflüssen des Regisseurs Po-Chih Leong keine Spur. Der Plot ist ein langweiliger Witz, die Schauspieler zum Heulen und Seagal nach wie vor ein fettes Frettchen. Nur etwas für Steven-Seagal-Fans, die wirklich jeden Film von ihm brauchen. Ich wende mich mit Grausen ab. Da demoliert ein ehemaliger Actionstar ganz kräftig seinen Namen und zwar nicht zu knapp.