So, da hat er wieder zugeschlagen, die Nemesis des B-Movies: Jim Wynorski (hier unter seinem Pseudonym Jay Andrews). Dank seiner dreisten Zelluloiddiebstähle („Militia“ toppt wirklich alles, was ich bisher von ihm gesehen habe), genießt der Stümper mittlerweile sogar Kultstatus, weil fehlgeleitete Fans sich an seinen doch sehr eigenen Methoden Filme zu inszenieren sehr amüsieren können. Als erklärter Gegner solcher Recyclingversuche kann ich da nur mit dem Kopf schütteln.
Außer einer kleinen, unspektakulären Verfolgungsjagd hat Wynorski hier wirklich jede Actionszene ausgeliehen und zwar auch bei solchen Ausnahmefilmen wie „Terminator 2: Judgment Day“. Wer sich nun die Frage stellt, ob Arni tatsächlich zu sehen ist, denn kann ich aufklären, ja er ist für einige Sekunden am Steuer des aus dem Cyberdyne-Komplex (das Firmenschild ist sogar im Bild!) flüchtenden Transporters zu sehen. Aber Wynorski geht weiter: Arnis Gatlingaction ist ebenfalls komplett integriert. Nur mit dem Unterschied, dass jetzt ein Terrorist mit einem M-16 am Fenster steht...
Der Anfang und das Ende bestehen im Grunde komplett aus „Delta Force 2: The Colombian Connection“ (Explosionen, Verfolgungsjagden, einfach alles). Der Rest gestaltet sich als ein Sammelsurium aus „Fire Bird“, „Rambo: First Blood Part II“, „American Ninja 2: The Confrontation“ und „Clear and Present Danger“. Wer also lustige Ratespiele betreiben will, welche Szenen denn nun aus welchem Film entliehen worden sind, kann sich hier gern eingeladen würden. Ich persönlich würde Paul Hertzbergs Studio Cinetel Films jedenfalls lieber die Tore verrammeln. Nur so zur Info: Die Klitsche verantwortet auch den jüngsten Spross („Descent“) des eigentlich sehr talentierten B-Filmemachers Terry Cunningham („Elite“, „Con Express“). Ich habe da ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
Versteht sich von selbst, dass der dahingerotzte Rest auch nichts weiter hergibt. Ex-Superman Dean Cain, der inzwischen B-Action am Fließband produziert, darf sich hier als ATF-Agent Ethan Carter verdingen. Seine Abteilung bekämpft eine Gruppe militanter Amerikaner, die sich doch bitteschön das Recht einfordert vollautomatische Waffen zu besitzen und von Radiomoderator Stacy Keach (Junge, ist der abgestiegen) aufgeheizt wird. Weil die nach der Festnahme von Guru William Fain (Frederic Forrest, „Apocalypse Now“, „One from the Heart“) noch schlimmer wüten, sich Anthrax aneignen und gleich noch eine altgediente, unbewachte (!!) US-Raketenbasis (lustig: Die Rakete steht auf dem Boden und sieht verdächtig nach Holz und Gips aus) unter den Nagel reißen, schlägt man Fain einen Deal vor. Er soll Carter undercover einschleusen und darf dafür wieder zu seiner Frau und seinem Kind zurück. Autsch...
Das Witzige an der Sache ist nämlich, dass seine Frau ihn seinerzeit ans ATF verriet, worauf er festgenommen wurde und das weiß Carter auch. Nun frage ich mich, was ihn denn nun zu seiner besseren Hälfte zurückzieht und was die wohl zu dem Kuhhandel sagen würde. Ich würde als bessere Hälfte da jedenfalls ein wenig intervenieren, aber nun ja...
Nach ein paar hitzigen Diskussionen mit rechthaberischen Militärs geht es also in Richtung Waffenfanatiker. Begleitet oder observiert (So ganz klar ist das nicht) wird das Zweckgespann stets von Agentin Julie Sanders (Jennifer Beals, „The Prophecy II“, „Fear of Flying“), die regelmäßig damit beschäftigt ist, Ethan den Arsch zu retten. Denn der begibt sich ganz ohne Tarnung (Bart oder andere Frisur oder was auch immer) in die Höhle des Löwen und wird ab und an natürlich auch mal erkannt, weil er die Trantüten vor zwei Jahren schon mal unter Beschuss nahmen.
Action gibt es sporadisch, aber sie ist wie oben schon erwähnt grundsätzlich gestohlen und steht deswegen hier nicht zur Debatte. Sie bleibt bis zum Ende aber auch das einzig Unterhaltsame am Film. Der typische Undercovereinsatz verläuft planmäßig problembehaftet, weil die Chose ja nicht so einfach zuende gehen kann und deswegen wechselt Fain auch recht wankelmütig die Seiten. Obendrauf gibt es einen wirklich debilen Plan, um ganz Amerika ins Chaos zu stürzen und eine neue Regierung zu etablieren...
Der Showdown, die Parallelstürmung von Raketenhangar und Main Villian-Villa wird dann selbstverständlich wieder von übereifrigen Stock-Footage-Einsätzen geprägt.
Fazit:
Schönen Dank, ich geh’ kotzen. Dreist fleddernde Actiongülle des berüchtigten Jim Wynorski mit referenzverdächtigen Stock Footage-Einsätzen. Da retten vor der Höchststrafe die für einen B-Actioner ganz solide agierende Prominenz nichts mehr. Immerhin können auch der dümmliche Plot und der absolut dämliche Plan der ATF nichts mehr zerstören.