Jess Franco, für die einen absoluter Obertrash und für die anderen ein Genie, der aus nix auch nix macht und gerade deshalb vergöttert wird. Mit „Faceless“ liegt aber mit Sicherheit eine seiner besten Regiearbeiten vor, und die kann sich sehen lassen.
Doktor Flamand ist Schönheitschirurg mit äußerst fragwürdigen Methoden. Als aufgrund eines Säureattentats einer wütenden Ex-Kundin das Gesicht seiner Schwester verunstaltet wird, plagt ihn sein schlechtes Gewissen. Zusammen mit seiner Freundin Nathalie und einem ehemaligen KZ Arzt versucht er das Gesicht seiner Schwester wieder herzustellen. Dazu benötigt er aber noch lebende Frauen. Wohin soll das noch führen?
Gratulation an Herrn Franco. Hier hat er in meinen Augen seinen wohl rundesten Film abgeliefert. Sowohl Handlung, Schnitt, Settings, Musik und Schauspieler gehen voll in Ordnung. Zwar ist Francos Handschrift auch hier zu erkennen (Kuschelszenen ohne Ende), aber es ist schon alles leicht auf den Mainstream zugeschnitten.
Leider fällt es ihm aber auch hier schwer eine durchgehend spannende Geschichte zu erzählen. So zündet der Detektivplot überhaupt nicht und dient eher dazu Telly Savalas als Star in die Credits aufzunehmen. Hier und da schreit auch immer mal wieder die Logik um Hilfe. Wenn beispielsweise die Frau im Rollstuhl Dr. Flamand erpressen möchte, sich dabei aber so dämlich anstellt, dass ihr Tod von vorneherein beschlossene Sache ist, wirkt die Chose schon sehr gestellt. Bei solchen Szenen lacht allerdings wieder das Trash-Herz.
Einen Pluspunkt gibt es für die ziemlich gorigen Effekte, die schön auf die Zwölf gehen und für die damalige Zeit recht ordentlich in Szene gesetzt worden sind. Neben „Die Säge des Todes“ sicherlich sein blutigstes Werk.
Verwundern tut es mich nur, dass dieser Film niemals in deutscher Synchronisation erschienen ist. Aber vielleicht erbarmt sich ja noch einmal jemand und bringt diese Perle auch noch auf deutsch heraus. Es lohnt sich!
Fazit: „Faceless“ ist ein brauchbarerer Film, sozusagen fast Mainstream Exploitation und dabei angenehm kurzweilig. Horrorfans können sowieso bedenkenlos zugreifen.