Bis vor kurzem wusste ich noch gar nicht, dass es so etwas wie „Melt-Movies“ überhaupt gibt, aber dieser Film soll wohl ein Meilenstein dieses Sub-Sub-Sub-Sub-Genres sein.
Geschmolzen wird hier aber nicht allzu doll, vielmehr muss man den dreckigsten Obdachlosen Brooklyns noch dreckigeren Szenen ihres Alltag beiwohnen.
Letztlich erinnert alles ein wenig an „Bumfights“, widerwärtige Typen, abartige Dialoge und eine kaum ansprechende Handlung.
Grob zusammengefasst: Ein Schmierladenbesitzer findet 60-jahre-alten Schnaps, der irgendwie komplett vergiftet ist, vertickt das Gesöff an Penner in der hiesigen Umgebung, die darauf hin schmelzen oder explodieren.
Das ist zwar trashig, aber nicht unterhaltsam trashig.
Etwa 100 Minuten lang sieht man Penner, die sich beschimpfen, anpissen, doof philosophieren oder Sachen klauen.
Dazu leidet jeder Zweite unter einem Vietnam-Trauma, vor allem ein Cop und der König der Penner.
Mit einer Stunde Laufzeit wäre das ja noch erträglich gewesen, aber so wirkt die Chose furchtbar ausgedehnt, im wahrsten Sinne des Wortes gedehnt bis zum Erbrechen.
Na gut, kleine Höhepunkte sind mir schon aufgefallen. Da wäre der Typ auf dem Klo, der das Gift „Viper“ für sein alltäglich Brot hält und daraufhin in allen erdenklichen Wandmalfarben dahinschmilzt, im Klo versinkt, um mit einem deformierten Kopf, der an „Basket Case“ erinnert, noch einmal aufzutauchen.
Auch die Explosion eines fetten Schrottplatzbesitzers ist ein Stimmungsaufheller, sowie eine „Fang deinen abgerissenen Penis“ Szene, die herrlich grotesk, sogar ein paar ausgereifte Kameraschwenks mit sich bringt.
Aber ansonsten versucht Regiedebütant James Muro auf Biegen und Brechen zu zeigen, was schlechter Geschmack bedeutet.
Sympathisch ist hier überhaupt keine Figur, die Penner durch die Bank ekelig, es wird nur unterhalb der Gürtellinie geschimpft und die wenigen Frauen sehen unfassbar unansehnlich aus. Dementsprechend mies und unmenschlich werden sie auch behandelt und wenn eine tote Frau nach mehrfacher Vergewaltigung irgendwo liegt, kann man sich ja ruhig noch mal über sie her machen.
Dreck, alles Dreck.
Soviel Gesocks und keiner hat etwas Sinnvolles zu sagen, denn wen interessieren schon die Vietnamerinnerungen, wenn der Typ ein totaler Ekelprinz ist und Flashbacks vom Schlachtfeld nur im össeligen Hinterhof gedreht wurden.
Geschmoddert wird leider nur selten, die Einnahme des Gifts wird erst in den letzen Minuten wieder interessant, da wird noch einmal alles in die FX gegeben und eine Propangasflasche durch den Kopf einer Drecksschleuder gejagt, was sogar handwerklich gut aussieht.
Die Effekte sind in der Tat recht ordentlich ausgefallen, aber so richtiger Splatter ist das nicht, sondern eher eine Darbietung von bunten Flüssigkeiten, die aus Körpern tropfen.
Der Gesamteindruck ist ernüchternd, auch wenn „Street Trash“ in manchen Kreisen als Kult gehandelt wird.
Denn witzig ist das selten, in Ansätzen vielleicht noch der schwarze Obdachlose, der im Supermarkt eine Riesenauswahl an Produkten unter seiner Kleidung verschwinden lässt.
Spannend ist das selten, weil das Gift Viper viel zu selten eingenommen wird, und in Anbetracht der nervigen Laiendarsteller einschließlich bitterster Synchro, zu bedauern ist.
Unterhaltsam ist das insgesamt nicht, weil unheimlich viele belanglose Szenen ohne Sinn und Verstand aneinander gereiht wurden, denn eine sinnvolle Struktur der Geschichte ist nicht erkennbar.
Mit guten Troma-Filmen (oh je, die Aussage ist auch trashig), kann „Street Trash“ auf jeden Fall nicht mithalten, dafür ist das Treiben zu inhaltslos, die Figuren zu abartig und der Gorefaktor zu gering.
Vielleicht wird’s mit ein paar Bierchen in Lästerlaune unter Gleichgesinnten besser, aber als unterhaltsamer Film zum Abschalten und Amüsieren? – No way!
Nicht furchtbar schlecht, aber in Ansätzen nah dran, unsehbar zu sein.
3 von 10