Review

Absolut stimmige Titelgebung bei diesem Film, würde ich sagen. Denn "Street Trash" ist tatsächlich Trash der allerfeinsten Sorte, verbunden sogar mit einer gewissen filmischen Qualität und bisweilen beeindruckend ekligen Effekten.

Wäre der eigentlich nebensächliche Glibber-Gore-Plotstrang nicht, könnte der Film als eine harte Satire aus dem Streetlife- und Pennermilieu durchgehen. Denn James Muro's Debut kommt tatsächlich mit all dem Dreck und der Heruntergekommenheit des Milieus daher, bisweilen erschreckend widerlich schmierig.

Problematisch wird es nur, wenn man sich bemüht, aus dem Geschehen eine gut strukturierte Handlung herauszufiltern. Tatsächlich wirft Muro mehr Figuren in den Ring als notwendig wären und erschafft so diverse unterdurchschnittlich entwickelte Handlungsstränge, die dann gegen Ende alle wieder zusammenfinden. Da wären einmal die auf dem Schrottplatz untergekommenen Penner (natürlich mitsamt einem hübschen jungen Burschen), die Schrottplatzmitarbeiter, die rivalisierende Psycho-Gang mit einem komplett durchgeknallten Vietnamveteran, ein kleiner Mob-Boss mit seinen Mitarbeitern und vieles mehr.

Muro ist zwar hauptsächlich an Konflikt- und Gewaltsituationen interessiert, widmet aber trotzdem einen gewissen Teil seiner Laufzeit den schmuddeligen Lebensumständen seiner Protagonisten und kann sogar auf der humorvollen Seite punkten, da der Film sich selbst nie ernst nimmt.
Das "Viper" genannte Gift, daß als Schnaps verkauft wird und die es Trinkenden binnen Sekunden zu einer schleimigen Brühe verwandeln läßt, ist da mehr Nebensache. Nach zweimaligem Einsatz (einmal zum Kennenlernen und einmal um die Polizei in die Handlung zu bringen) wird es tatsächlich während der ersten Stunde fast vergessen, ehe es als allgegenwärtiger Problemlöser zum Schluß wieder zum Einsatz kommt.

Die Effekte, bestehend hauptsächlich aus jeder Menge farbigem Schleim und zerfließenden Gummi-Masken, sind beachtlich für eine Billigproduktion, wenn auch die Tricks bis auf eine Ausnahme (der hervorragende Showdown-Effekt) sich ständig wiederholen. Der Härtegrad ist trotzdem schön hoch, auch wenn er mit Humor gewürzt ist (so wird einem Penner z.B. der Schwanz abgeschnitten und dient dann zu einem Fang-mich-Spielchen mit den Kumpanen).

Leider behält Muro seinen roten Faden zwar im Blick und hat dank kameratechnischer Qualität durchaus immer was fürs Auge zu bieten, doch ein stringenter Erzähler ist er nicht, ufert noch zu sehr in Belanglosigkeiten aus oder geht zu detailverliebt mit seinen Laiendarstellern um, was die Geduld arg strapaziert.
Beeindruckend die Sets (offenbar die abgefuckteste Ecke von Brooklyn), die perfekt zum Thema passen.

Inhaltlich interessant, daß Muro immer wieder mit dem amerikanischen Vietnam-Trauma kokettiert, wenn eine Begründung für den Verfall seiner Figuren her muß. Dazu läßt er sich sogar zu Traumsequenzen herab, in der die Penner von Vietcongs bedroht werden.

Schlußendlich kann man mit "Street Trash" machen, was man will: genießen, ernst ansehen, ablachen, splattern, sich wundern, schockiert sein. Alles ist drin in dieser Produktion, die von außen wie Troma daherkommt, aber doch ein wenig über dem gängigen Qualitätsstandard solcher Schnellschüsse bleibt.
Daß es auch mal gute 3/10 geben würde, hätte ich nie gedacht, aber man kann ja auch mal vom Bodensatz aufwärts zählen.

Details
Ähnliche Filme