Review

Schießt den Käse aus den Sportsocken

Es gibt gute 5/10er und es gibt schlechte 5/10er - "Graduation Day", ein drittklassiger High School-Slasher aus der Tromaschmiede, ist einer der guten. Er gefällt mir sogar so gut, dass er spontan einen Punkt mehr kriegt. Auf die Gefahr hin, dass er dann von mir nicht streng genug betrachtet wurde. Ich hatte heute aber einfach Bock auf sowas, war auch auf Slasherentzug, muss man dazu sagen. Sicher kann er nicht gegen die Creme de la Creme seiner Art ankillen, er wirkt eher wie käsiges Slashen-nach-Zahlen, doch insgesamt enttäuscht er nicht. Zumindest wenn man sein Herz am rechten Slasherfleck hat und nicht allzu viel erwartet. Es geht um eine 200m-Läuferin, die mit dem Zieleinlauf auch das Ende ihres Lebens erreicht hat. Ob da ein Killer seine Hände im Spiel hatte oder es nur der sportliche Druck war - wer weiß das anfangs schon. Sicher ist, dass ihre ältere Schwester in die Stadt und zur Abschlussfeier kommt und parallel ein recht kreativer Killer ein Mitglied des Laufteams nach dem anderen ausschaltet...

Was mag ich an dem eigentlich maximal durchschnittlichen "Graduation Day"? Das Flair des Neonjahrzents wird stark eingefangen, das einer High School in dieser besonderen Epoche ebenso - das ist nicht retro, das ist der echte Shit. Außerdem mag ich den Killer, sowohl sein Motiv als auch seine einfallsreichen, sportlichen, zum Teil durchaus gnadenlosen Kills und den kitschigen Disco-Soundtrack obendrauf. Ein Football mit herausstehendem Messer?! Jawollo! Was kann selbst ich an "Graduation Day" nicht schönreden? Den billigen Look, die völlig austauschbaren Opfer, die man keine Sekunde kennenlernt, und ein paar Minuten zu viel auf der Stoppuhr. Neues bringt dieses unauffällige Tromaprodukt nicht an den Tisch, es springt eher auf einen gut geölten Zug auf. Das aber sympathisch unüberlegt und grün hinter den Ohren. Muss man nicht sehen, kann man als Fan des Subgenres aber durchaus. Er tut gar nicht weh, ist einfach gutgläubig und nett.

Fazit: 08/15-Billo-Schul-Schlitzer, der charmant alles in den Mixer wirft, was das Genre in seiner Hochzeit Anfang der 80er zu bieten hatte. Sympathisch, flach, austauschbar. Troma-Wahnsinn sollte man nicht erwarten. Ein sportlicher Slasher-Snack für die große Pause. Solide, für schmerzfreie Komplettisten mit akuter 80er-Wehmut. 

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