Review

Sagt mal, wo kommt ihr denn her?

"Fighter Gang" ist eine Mitnahme für ein paar Euro, als ich mich mal wieder mit einem Stapel Action-Trash der Achtziger und Neunziger eingedeckt habe. Erwartet habe ich also recht wenig. Und dann das: Der Film hat mich ganz und gar verzaubert. Von Beginn an läuft hier alles so herrlich generisch ab, als würde man ein Best-Of des B-Segments serviert bekommen. 


Der Held Steve Chase (James Ryan) wird gleich zu Beginn als Ziehsohn Bruce Lees eingeführt und haut eine Gruppe Kanonenfutter zu Klump, um dann sogleich einen Preis als bester Superkämpfer verliehen zu bekommen. Dabei wollte er eigentlich nur die Tochter eines Nobelpreisträgers namens Kandy Kane (!) vor den Flegeln verteidigen. Sollte es in diesem Paralleluniversum einen Nobelpreis für den schmierigsten Pornoproduzenten geben? Dem Namen der Tochter nach: Ja!

Wie sich aber herausstellt, wurde deren Nobelpreis-Vater entführt, denn ein Milliardär und Hobby-Diktator ist scharf auf die Entdeckung des Professors. Dieser hat einen Super-Kraftstoff aus Kartoffeln entwickelt, bei der Produktion aber als Abfallprodukt eine Droge entdeckt, die den eigenen Willen der Menschen unterdrückt. Damit will der Diktator Marduk, der sich schon sektenmäßig sein kleines Reich geschaffen hat, natürlich die Welt unterjochen. Steve Chase trommelt seine alten Buddys zusammen, um den Professor aus den Krallen der Bösen zu befreien. Die wollen das aber nicht. Es wird gekämpft! 

Das klingt alles so herrlich doof wie es auch wirklich ist und das hätte richtig ins Auge gehen können, wenn der Film nicht mit einer durchaus soliden Machart positiv überraschen würde. So schmal war das Budget dann wohl doch nicht und die Kameracrew und das Setdesign liefern einen guten Job ab und wir sehen sogar eine Kugel in Zeitlupe fliegen, was gar nicht mal so schlecht gemacht ist. Was den Unterhaltungswert dieses schrillen Unfugs noch weiter steigert, ist die Synchronarbeit, die sich klar an der Schnodder-Synchro eines Rainer Brandt orientiert und mit allerlei bekannten Sprechern aufwartet. Beispielsweise spricht James Ryan hier mit der Stimme von Tom Cruise und auch die anderen Rollen sind stimmtechnisch prominent besetzt. 

Natürlich besteht die Truppe aus lauter Prototypen: Ein bulliger Schwarzer mit schlichtem Gemüt, ein lustiger Pummeliger mit flapsigen Sprüchen, ein vergeistigter Kampfkünstler, der sogar beim Meditieren schweben kann und natürlich „Töchterchen" Kandy Kane, die als Blondchen zunächst noch Probleme mit der Unterordnung unter die männliche Dominanz hat, sich dann aber doch noch besinnt. Na, Gott sei Dank! Und dann hat sie am Ende auch noch den (überflüssigen) Plot-Twist in der Handtasche. Aber ich will ja nicht spoilern, wenn ich hier verrate, dass Kandy eigentlich für die Regierung arbeitet. Hoppla...  

Auf der Habenseite steht noch der Bösewicht mit angeklebtem Zwergenbart, der von seiner pinkhaarigen Steuerfrau namens Minerva (!) permanent Kosenamen aufgedrückt bekommt und über ein Heer von willenlosen Fußsoldaten verfügt, die als Uniform ein blaues Shirt mit schickem Logo tragen und wohl aus den umliegenden Kneipen weggecastet wurden. Schnurrbart und Bierbauch waren augenscheinlich Einstellungskriterium. Ich musste nicht nur einmal an die Schlümpfe denken. Trotzdem sind sie aber natürlich die „Elite der Elite" und „intellektuell und physisch überlegen", wie Papa Schlumpf auskunftsfreudig erklärt. 

Die Kampfchoreografien sind hier zwar allesamt mittelmäßig, werden aber mit schmissigem Sound aufgepeppelt und bieten dann doch letztlich das, was man von einem solchen Film erwartet. Wenn gerade mal nicht gekloppt, meditiert oder doziert wird, dann widmet sich der Film gerne auch mal dem Kalauern inklusive Micky-Mousing auf der Musikspur. Das ist schon fast kindgerecht.  

Eine Schwäche habe ich allerdings beim wunderbaren Bösewicht ausgemacht, denn der ist irgendwie so schnuckelig und wenig bedrohlich, dass ein ernsthaftes Bedrohungsszenario gar nicht erst aufkommen will. „Zipfelchen" herrscht zwar mit straffer Hand über seine Armee, schickt aber Delinquenten lieber ohne Ration ins Bett als ihre Verfehlungen mit Enthauptung oder so zu strafen. So wirkt das Ganze für die 18er-Freigabe sehr zahm, bleibt aber durch die oben genannten Pluspunkte irgendwie herrlich unterhaltsam und angenehm dümmlich.   


Fazit

 „Fighter Gang" ist ein offenbar übersehenes Kleinod stumpfer und harmloser Reißbrett-Action. Der Film nimmt sich in weiten Teilen nicht ernst, bietet aber dennoch auf technischer Seite überraschend hohe Qualität, weil 1981 Filme wie dieser hier noch nicht für die direkte Videovermarktung gedacht waren, sondern tatsächlich die Menschen ins Kino locken sollten. So wirkt alles hochwertiger als beispielsweise beim ähnlich aufgebauten „American Fighter 2", wenngleich man nie nach Sinn und Verstand des Ganzen fragen sollte. James Ryan als Hauptdarsteller wirkt zwar unsympathisch aber auch recht charismatisch, die Nebenrollen sind ebenfalls angemessen besetzt und es gibt albernen Unfug und Blödsinn am laufenden Band. Das Ganze strahlt dabei die Heimeligkeit einer aufgepimpten Serienfolge aus dem Hause Glen A. Larson aus. Auch, was den Gewaltgrad angeht. Das FSK-18-Siegel hat hier definitiv nur werbende Funktion. FSK 12 hätte es wirklich auch getan.    

Es gibt noch einen ersten Teil. Ich begebe mich dann mal auf die Suche.

Details
Ähnliche Filme