Rund laufen, rund laufen...
Vorneweg, dieser Film war laaaaaaangatmig.
Es ist Alfonso Cuaron hoch anzurechnen dass er dem dritten Harry Potter eine düstere und pubertierende Atmosphäre verpasste. Dass liegt natürlich an der Romanvorlage aber Cuaron zeigt ein sicheres Händchen beim Inszenieren pubertärer Wutausbrüche und Gefühlsverwirrungen.
Kein Wunder...man sehe sich nur "Y tu Mama tambien" (man verzeihe mir die fehlende Akzentsetzung, hab ich schon im Spanischunterricht nie getan*ggg*) an.
Dass liegt vornehmlich am Drehbuch von Steven Kloves, die episodische Struktur ist ein großer Nachteil für den Film und lässt diesen LAAAAAANG werden. Dagegen kommt auch Cuaron nicht an und so sehr man das Studio beglückwünscht ihm das Regiezepter übergeben zu haben - die Filme von Chris Columbus waren ja teilweise gar nicht zu konsumieren wenn man nicht Hardcore-Fan ist - so kommt auch er nicht gegen die Gefahr der plakativen Inszenierung an.
Okay, es ist seine erste, wirkliche, Großproduktion, eine der größte zur Zeit und da mag man ein oder zwei "Ich will mal so richtig viele Special-Effects reinpacken"-Szenen verzeihen, doch im Großen und Ganzen sieht man jeder Szene an dass sich Cuaron austoben wollte. Ebenfalls kein Pluspunkt für den Film.
Hingegen ist die Entwicklung von Harry Potter ein großer Pluspunkt, so langsam wird aus der von Daniel Radcliffe dargestellten Figur ein richtiger Charakter, so langsam wird aus Radcliffe auch ein Schauspieler. Es bleibt zu hoffen dass sich diese Entwicklung fortsetzt.
Emma Watson dürfte dabei allerdings schon einen Schritt weiter sein, ihr nimmt man die Figur der Hermione sofort ab, schon seit Teil 1.
Das Erstauftreten von David Thewlis als Professor Lupin und Gary Oldman als Sirius Black ist eine Freude für den geneigten Zuseher.
Vor allem Thewlis versteht es seiner Figur menschliche Tiefe und äußerst sympathische Züge zu verleihen, die gequälte Unschuldsfigur Sirius Black ist von Oldman in gewohnt souveräner Manier dargestellt.
Wenn man es sich recht überlegt dann ist Sirius Black - aufgrund seiner unglücklichen Verwicklungen - eine Variation von Lee Harvey Oswald... Nur so ein Gedanke.
Die souveräne Darstellung von Oldman und das erfrischende Spiel von Thewlis sind denn auch die wahren Höhepunkte in dem, vom formelhaften Sicherheitsdenken überlagertem, dritten Teil.
Ob Mike Newell den voll gepackten vierten Roman in einen 2 1/2 Stunden Film packen kann wird wohl ebenso spannend sein wie die Frage ob es ihm denn als erstem gelingen wird die Fantasy-Welt wirklich zum Leben zu erwecken oder ob er sich ebenfalls damit begnügt bereits etablierte Werte, routiniert und ebenso Marketingträchtig, abzuspielen.
Wie es einmal im Film über Hermione heißt: "Sie läuft nicht rund. Nicht dass sie jemals rund gelaufen wäre, aber jetzt fällt es jedem auf."
Ein Satz der alle Potter-Verfilmungen treffend beschreibt.