Wer schon ein Review zu „Taxi“ verfasst hat, kann zum Sequel „Taxi Taxi“ eigentlich nicht mehr viel Neues vortragen. Es ist die typische Fortsetzung, mit einer Ausnahme: sie kommt an das Original heran. Sie übertrifft es nicht, ist aber durchaus gleichwertig.
Das dürfte daran liegen, dass die Story schon in „Taxi“ nicht besonders viel Bedeutung hatte; und sie ist es immerhin, die dafür sorgt, dass Fortsetzungen normalerweise immer schlechter sind als das Original. Und in der Tat – der Plot wirkt noch mal eine Stufe tiefergelegt, die Übeltäter sind tatsächlich noch mal einen Tick ärmer an Persönlichkeit und Charakter. Eine Entwicklung, die sich auch noch mit dem dritten Teil fortsetzen sollte. Aber wen juckt's? Die Taxi-Reihe ist auf Action und Comedy ausgelegt, und hier wurde im Vergleich zum Vorgänger wirklich noch mal ordentlich getunt. Alles, was das erste Abenteuer um den Taxifahrer Daniel (Samy Nacéri) und den dusseligen Polizisten Emilien (Frédéric Diefenthal) ausgezeichnet hatte, wird wieder aufgegriffen und aufgemotzt.
Die entscheidendste Neuerung aus Sicht der Story dürfte der Vater von Daniels Freundin sein, der den Humor wirklich nochmals um eine Nuance anreichert. Beinahe im „Meet the Parents“-Stil kommt es zu einer schwierigen Situation, als seine Tochter ihm ihren Freund vorstellen will. Ähnlich wie Robert de Niros Figur stammt auch dieser nämlich aus dem militärisch-konservativen Lager und ist zunächst einmal gar nicht begeistert von dem jungen Mann. Der schlägt sich aber weitaus besser als sein Pendant Greg Focker (aka Ben Stiller) und schmiert seinem neuen Schwiegerdaddy so lange Honig ums Maul, bis der den sympathischen jungen Mann ins Herz geschlossen hat.
Damit wäre auch der Grundstein gelegt für den weiteren Handlungsverlauf. Durch einen Zufall lernt der „General“ Daniels Fahrkünste kennen, wodurch der sich für höhere Aufgaben empfiehlt: gegen seinen Willen wird er vom Schwiegervater nämlich als Chauffeur in den Auftrag des Militärs gestellt. Es gilt, einen sehr wichtigen Staatsmann aus Japan in einem speziell gepanzerten Peugeot durch Marseille zu chauffieren und eventuelle Kidnapper-Versuche abzuwehren.
Hier kommt die Polizei ins Spiel, womit auch wieder Emilien in den Film integriert wäre und das ungleiche Paar wieder vereint ist. Er und seine Kollegen sind nämlich für die Sicherheit des Staatsmannes verantwortlich. Und so kommt es, wie es kommen muss: der Japaner wird gekidnappt, und mit ihm auch noch die Deutsche Petra, Emiliens frischgebackene Freundin, um die er den ganzen ersten Teil und eine Hälfte des zweiten Teils lang geworben hat.
Man merkt also schon, alles ist deutlich abgehobener und weniger bodenständig als in „Taxi“, was nur selten ein Garant für Qualität ist, hier aber noch verrücktere Stunts und Actionsequenzen provoziert. Und genau das bekommen wir geboten: richtig abgefahrenes Zeug, manchmal dezent übertrieben, aber nie fehl am Platz. Daniels Taxi springt nun (mit ausgestreckten Flügeln) über Zäune... und sogar (an drei Fallschirmen befestigt) aus einem fliegenden Flugzeug. Die charakteristischen Rennszenen auf den Landstraßen vor der Meeresidylle von Marseille sind natürlich auch wieder mit von der Partie.
Diesmal sorgen auch die Gegenspieler für Action. Frédéric Diefenthal darf vier oder fünf Ninjas durch die Straßen verfolgen, welche sich geschmeidig über Stock und Stein bewegen, als bestünden sie bloß aus Federn. Übrigens darf auch Emma Sjöberg ihre Karate-Fähigkeiten zur Schau stellen – erst beim polizeilichen Training, in dem sie ihren kleinen Emilien plattmacht, später dann gegen die Entführer, unter anderem mit einer Szene, für die sich der Slow Motion-Knopf am DVD-Player lohnt.
Samy Nacéri glänzt dagegen wie gewohnt mit lässigem Wortwitz und durch seine Fahrkünste. Oftmals erlebt man Déjà-Vus, nicht zuletzt auch durch serienübergreifende Running Gags wie die kleinen Kriminellen, die wider Erwarten immer wieder durch einen Polizeieinsatz überrascht werden, der Geschäftsmann, der schon in Teil 1 Daniels Taxi bestiegen hat, oder der Fahrschullehrer, der Emilien nach der x-ten Führerscheinprüfung freiwillig die Lizenz gegeben hat und nun ansehen muss, wie er unmittelbar vor seinem Fahrschulauto mit einem weißen Peugeot bildlich gesprochen aus allen Wolken fällt. Nicht alles davon zündet, aber das meiste ist doch amüsant.
Neben dieser Fallschirm-Szene dürfte das absolute Stunt-Highlight die Massenkarambolage der Polizeiautos vor der Brücke sein. Das hat beinahe schon Bruckheimer-Qualität und hat die Produktionskosten sicherlich ein ganzes Stück ansteigen lassen. Überhaupt sind die Bemühungen um Superlative in jeder Beziehung spürbar. Der Aufwand ist gestiegen, jedoch ist die Atmosphäre gleich geblieben, was der wichtigste Garant dafür ist, dass das Niveau des Originals gehalten werden konnte. Trotz aller Aufwertungen bleibt es ein waschechter „Taxi“-Film. Die Atmosphäre von Marseille trägt natürlich ihr Übriges dazu bei, was unter anderem auch durch Daniels Outfit, wahlweise ein Trikot von Olympique oder der französischen Nationalmannschaft, unterstrichen wird.
„Taxi Taxi“ ist letztendlich insofern das typische Sequel, als dass die Vorzüge des Originals wieder aufgegriffen und variiert bzw. ausgebaut wurden. Das funktioniert weitgehend sehr gut. Jedenfalls ist die Kurzweil auch wieder der große Trumpf dieses 85-Minüters. Die Story ist platt wie eine Flunder, aber bei dem Bombenmix aus Action und Komödie und dem Wiedersehen mit schon in Teil 1 liebgewonnenen Charakteren tut das überhaupt nicht weh.