Michel ist arbeitslos und verdient sich seine Brötchen durch kleinere Taschendiebstähle. Als er mit einem anderen Dieb zusammentrifft, arbeiten die beiden zusammen und verfeinern Michels Technik. Mit der Zeit hat er diese Kunst dermaßen perfektioniert, dass er mit den Einnahmen ohne Probleme überleben kann. Auch das er zwischenzeitlich von der Polizei verhaftet wird, die ihm aber nichts nachweisen kann, hält ihn nicht davon ab, seiner Tätigkeit weiterhin nachzugehen. Doch irgendwann kommen ihm dann doch Zweifel an seiner „Arbeit" und diese haben in seinem Job meist Konsequenzen....
Ich bin nun wahrlich kein Anhänger des 50/60er Jahre Kinos, dazu fehlt mir einfach der Bezug und eventuell auch einiges an Lebensjahren. Nachdem mir aber BLAST OF SILENCE, den ich gerade einen Tag zuvor gesehen hatte, sehr gut gefiel, versuchte ich es auch nun mit PICKPOCKET und wurde abermals nicht enttäuscht.
Regisseur Robert Bresson muss wohl eine ganz große Nummer zum damaligen Zeitpunkt gewesen sein, denn überall im Internet werden auf den Mann nur Lobeshymnen gesungen. Interessant fand ich vor allem, dass sich sein Regiestil und auch die Schnitte gar nicht allzu sehr von heutigen Produktionen unterscheiden. Vergleicht man ihn z.B. mal mit Nolans FOLLOWING der auch in schwarz/weiß gedreht wurde, dies aber 40 Jahre später, lässt sich, zumindest vom Stil, kaum ein Unterschied erkennen.
Martin Lassalle (in seiner allerersten Rolle) spielt den Taschendieb absolut famos und kommt dem Zuschauer in jeder Sekunde glaubwürdig rüber. Die Synchronisation ist ebenfalls sehr gelungen, ich denke aber dass hier nachbearbeitet wurde, da mir viele Stimmen doch sehr bekannt vorkamen, ich diese aber eher neueren Produktionen zuordne.
Herauszuheben ist hier unbedingt noch die Passage im letzten Drittel des Films, wenn Michel und seine 2 Diebeskollegen im Bahnhof und im Zug die Leute ausnehmen. 10 Minuten lang wird dabei kein einziges Wort gesprochen, sondern einfach nur ein Diebstahl nach dem anderen gezeigt, in (insbesondere für so einen alten Film) sehr schnellen Schnittfolgen. Wie das Trio hier zusammenarbeitet ist wirklich sensationell und obwohl hier ja gleich mehrere Verbrechen begangen werden, macht es dem Zuschauer ziemlichen Spaß diesem Treiben beizuwohnen. Es gab damals während des Drehs sogar einen „technischen Berater für die Taschendiebsequenzen", der hier auch tatsächlich auf der Rückseite des Covers aufgeführt wird.
Einziger kleiner Kritikpunkt sind die Dialoge von Michel mit seiner (heimlichen) Liebe Jeanne. Dieser wirken mit persönlich etwas weit hergeholt und unrealistisch Gut, der Film ist aber auch immerhin 47 Jahre alt. Ich hätte vor 20 Jahren auch einige Dinge anders gesagt als ich es heute tue, das könnte wirklich auch mit der Zeit zu tun haben in der PICKPOCKET spielt. Auch das Ende ist mir etwas zu aufgesetzt und beinhaltet (zumindest aus meiner Sicht) eine leicht moralgeschwängerte Botschaft...
Trotzdem ein interessanter, teilweise, insbesondere in den dramatischen Passagen, aber auch durchaus sperriger Film, den man sich nicht unbedingt abends nach der Arbeit ansehen sollte.