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Offensichtlich inspiriert von anderen europäischen, erfolgreichen Gothic-Gruslern versuchte sich Regisseur José Luis Merino in italienisch-spanischer Koproduktion 1970 an einer ähnlichen Thematik. Das Ergebnis „Das Geheimnis von Schloss Monte Christo“ kann man sicherlich gutes Gewissens als einen etwas eigenartigen Mix aus klassischem Genrekino und Exploitation bezeichnen. Atmosphärischen Kulissen und eine allgemein stimmungsvolle Ausstattung sowie eine Kameraarbeit, die sie wirkungsvoll einfängt, stehen eine unausgegorene Handlung mit Logiklücken und vielen Füllszenen sowie selbstzweckhafte weibliche Nacktszenen in als „Folterszenen“ getarnten Momenten gegenüber. Das „Geheimnis“ ist für den Zuschauer so geheimnisvoll nicht, wurde aber mit überzeugenden Make-Up-Effekten in Szene gesetzt. Auf dem Weg zum Finale stolpert die Handlung nicht selten vor sich hin und versucht, irgendwie auf Länge zu kommen. Zudem fielen die Charakterzeichnungen reichlich seltsam aus, beispielsweise im Falle Ivannas, gespielt von Erna Schürer, die zunächst selbstbewusst und emanzipiert dargestellt wird, letztlich aber doch dem Herrn Baron verfällt – während sich der Zuschauer fragt, weshalb eigentlich. Man kann nämlich nun wirklich nicht behaupten, dass Carlos Quiney in seiner Rolle als Baron Dalmar mit überdurchschnittlich viel Charisma gesegnet worden wäre. Ein besseres Drehbuch und mehr Vermögen, eine tatsächlich geheimnisvolle Aura zu erschaffen, hätte den Film sicherlich zu einem beachtlichen Genrebeitrag werden lassen, aber auch in dieser Form kann man ihm einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Vielleicht ist er gerade wegen seiner Schwächen auch etwas Besonderes. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß.

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