Review

Dieser Film gehört nicht ganz zur ersten Klasse des italienischen Gothic Horrors, auch wenn er sich reichlich Mühe gibt.
Die Story ist verständlicherweise an den Haaren herbei gezogen: In einem kleinen Dorf mit imposantem Schloss, einem Ort, wo der Bürgermeister, der Richter und der Polizist jeden Tag gemeinsam am Dorfplatz ihren Kaffee mit Schuss schlürfen, verschwinden die unzüchtigen Luder wie Männer aus einem Schuhgeschäft! Auf dem Schloss geht es dann wirklich nicht ganz koscher zu - der gutaussehende Graf wird einfach von zu vielen süssen Mägden und Geliebten angegurrt und kann sein glänzendes Zepter nicht bei sich behalten. Bei den rassigen Südländerinnen kennt man ja, dass so was zu Zeter und Mordio führt! Bis dahin scheint man es mit einem etwas geschmacksunsicheren Eifersuchts-Drama zu tun zu haben. Denn jedes der Luder hat ihren wirklich bösen Blick bestens drauf und spart nicht damit. Zudem fügt der Film schöne Exploitationmomente ein - nackte Hühnerbrüstchen, eine versuchte Vergewaltigung und lesbisch angehauchte Frivolitäten - das alles ist im Ansatz unterhaltsam, jedoch letztlich kein bisschen gruselig. Zeit wird es, dass ein Monster auftaucht und dass mit der aufbewahrten Leiche im Keller, die der Graf, nebenbei autodidaktischer Wissenschaftler, gerne wieder zum Leben erwecken möchte, was nicht so stimmt, da braucht es kein Genie. Tatsächlich wird die göttlich unsympathische Heldin - so eine Art modernes italienisches Frauenbild (im Ansatz selbstbestimmend und zickig ohne Ende, letztlich aber doch in den Armen des Schönlings) - in ihren, scheinbaren, Träumen von einer reichlich zerfledderten Pranke gestreichelt. Nanana, ob da wohl der einst verkohlte Bruder des Schlossherren seine ach-so-toten Geilgriffel wohl nicht bei sich lassen kann?
Das erste Drittel des Films überrascht nicht gerade positiv, wirkt zwar voller gut gemeinter Ideen mit den erwähnten Frivolitäten, kommt aber letztlich sehr trashig, wenig spannend und mäßig gespielt daher. Einzig die gewählte Burg ist hier wirklich imposant. Umso enttäuschender das zweite Drittel, das in einem guten Gothic-Schocker dazu genutzt werden sollte, jede Einstellung zu einem Schauergemälde werden zu lassen. Hier zeigt sich ein massives Unvermögen in der Visualität. Klar, auch die Meister des Genres wie Margheriti oder Bava haben ihre Stories aus dem Mülleimer gezogen, doch die wussten, wie sie es inszenieren mussten. Hier ist die Ausstattung der Räume eigentlich bestens, doch man kommt sich stellenweise wie in einer altmodischen TV-Soap vor.
Das ist umso ärgerlicher als der Regisseur im letzten Drittel dann eben doch zeigt, dass er es kann!
Plötzlich beginnt der FIlm mit seiner Ausleuchtung zu spielen, etwas Farbe hinzuzufügen und seine Heldin mit dem Kerzenhalter durch dunkle Gänge wandeln zu lassen, wie es sich gehört. Dazu kommt noch, dass der Film, als er endlich die Identität des Mörders preisgibt, das "Monster" recht ungewöhnlich menschlich zeichnet und ihm viele starke Szenen (vor allem auch gute Dialogszenen) zugesteht.
Während der Film in der Gewaltdarstellung eher zurückhaltend ist, zeigt man das hässliche Make-up des Mörders oft und lange und mit grosser Freude, so dass auch die Horrorfreunde noch was zum grinsen haben.
Erwähnt werden sollten auch die Paar Folterkeller-Szenen, die nicht wirklich sinnvoll daherkommen, aber stets ein gerne gewähltes Medium waren, Titten zu präsentieren!
Fazit: hätte der Film das Tempo seines letzten Teils von Anfang an aufgezogen und die Figur der Heldin ein wenig glaubhafter und sympathischer gewählt, würde es sich um einen waschechten Gothic-Klassiker handeln. So jedoch gehört er eher in die Kategorie: man sieht ihn sich gerne an, weil es in dieser Richtung sonst nicht wirklich viel Greifbares gibt.

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