"Die meisten Menschen sind so undankbar, dass sie noch leben. Aber sie nicht. Jetzt nicht mehr."
Der Arzt Dr. Lawrence Gordon (Cary Elwes) und Adam (Leigh Whannell) erwachen in einem heruntergekommenen Waschraum. Beide sind am jeweils gegenüberliegenden Eck des Raumes am Knöchel angekettet. Wie sie dorthin gekommen sind wissen sie nicht. In der Mitte des Raumes liegt eine Leiche mit einer Waffe und einem Diktiergerät in den Händen. Lawrence und Adam entdecken in ihren Taschen eine Kasette, die sie mit dem Diktiergerät abhören. Darauf eröffnet ihnen ihr Entführer, dass Lawrence Adam innerhalb weniger Stunden erschießen soll. Andernfalls tötet der Entführer Lawrence' Frau und Tochter.
Im Laufe der Gefangenschaft erinnert sich Lawrence an Mordfälle, bei denen er als Verdächtiger gilt. Die Polizisten David Tapp (Danny Glover) und Steven Sing (Ken Leung) hatten ihn auf das Revier bestellt und ihm die perfiden Pläne des sogenannten Serienkillers Jigsaw offenbart. Dieser pflegt, seine Opfer in aussichtslose Situationen zu bringen und mit ihnen tödliche Spiele zu spielen. Lawrence sieht eine Verbindung zwischen ihrer Situation und den Plänen des Serienkillers.
Mit einer originellen Ausgangssituation, einer verschachtelten Erzählweise, diversen Foltermethoden und einer erschreckenden Auflösung revolutionierte "Saw" 2004 das Horror-Thriller Genre. Ein neues Subgenre war geschaffen. Zahlreiche Nachahmer folgten und verwässerten das Genre. Neben "Hostel" kam nämlich kein weiterer Beitrag an den innovativen Wegweiser heran.
Selten zuvor hat ein Serienkiller mit seinen Opfern derart rabiate Spielchen auf der Kinoleinwand durchgezogen. Für Kritiker und Moralapostel war "Saw" somit ein gefundenes Fressen. Zwar haben sie mit den Argumenten Menschenverachtung und Gewaltverherrlichung recht, übersehen dabei aber das überaus raffiniertere Grundgerüst.
Der Film überrascht hochreflektiert und verwirft somit schnell die Gedankengänge des Publikums. Rückblenden offenbaren immer mehr Details und formen die Protagonisten. Dadurch bleibt die Spannungskurve stets gespannt. Und genau genommen hat man die Auflösung schon von Beginn an vor den Augen. Man nimmt sie nur nicht wahr.
Die Kulissen wirken sehr authentisch. Der klaustrophobische, heruntergekommene Baderaum dominiert. Abseits dessen wandelt "Saw" in Krankenhäusern, Polizeidienststellen, Tiefgaragen und verlassenen Lagerhäusern. Überwiegend Settings, die ein unwohles Gefühl herbeirufen. Eine Videoclip-Ästhetik, eine brachiale Soundkulisse und eine Unheil geschwängerte Musikauswahl verschärfen die düstere Atmosphäre.
Selbstironie und witzige Momente finden sich in dem Horror-Thriller nicht. In "Saw" geht es knallhart zur Sache. Blutige Einschüsse und klaffende Wunden sind keine Seltenheit und dem Titel entsprechend werden Gliedmaßen in Eigenregie abgesägt. Nicht alles wird komplett visualisiert, aber die eigene Fantasie füllt den Rest angemessen aus.
Zu den überwiegend unbekannten Darstellern gesellen sich die Hollywood Größen Danny Glover ("Lethal Weapon"-Reihe, "Predator 2"), Dina Meyer ("Dragonheart", "Starship Troopers") und Cary Elwes ("Glory"). Alle beherrschen ihre Rollen und bilden den langsamen Wandel ihrer Figuren nachvollziehbar ab.
"Saw" hat ein phänomenales Timing bei seinen überraschenden Wendungen und der sensationellen Schlusspointe. Zielgerichtet wird die Geschichte in den Rückblenden nur häppchenweise offenbart, was Raum für Interpretationen lässt. Dazu zählt auch der Hinweis das Leben zu schätzen und dafür Opfer zu bringen. Die Effekte sind bis auf eine Ausnahme sehr gut, die Gewalt im ekelerregenden bis nervenzerfetzenden Bereich angesiedelt. Nichts für schwache Nerven, für Fans des Genres aber ein Hochgenuss.
10 / 10