Mir ist natürlich bekannt, daß man bei einer Filmkritik das Werk als solches betrachten sollte und nicht im Vergleich mit anderen . Aber hier mache ich mal eine Ausnahme, einfach deshalb weil die Herausgeber es ja schon selber herbei zitieren ("nach 7 kommt nicht 8, sondern Saw") und weil das Serienkillermotiv nun einmal Hauptbestandteil des Filmes ist. Außerdem gibt es kaum eine Kritik, die nicht die Klassiker des Genres erwähnt - ich mache da keine Ausnahme. Warum ich die Kritik überhaupt schreibe ? - weil ich mit gespannter Erwartungshaltung den Film angesehen habe und DAS dann dabei herauskam...
Vielleicht liegt es ja auch daran, weil "Saw" noch so frisch und neu ist und "Das Schweigen der Lämmer" und "Seven" im Zuge des Erinnerns und Zitierens ein wenig auf die Mordausführungen reduziert werden. Deshalb hier eine kleine Auffrischung :
Das "Schweigen der Lämmer" handelt davon, das Clarice Starling (Jodie Foster) einen Serienmörder sucht und ihr dabei der Mörder und Psychiater Hannibal Lector (Anthony Hopkins) helfen soll. Dieser führt sie dabei in die eigenen Abgründe ihrer Seele. Das Besondere ist, daß es Hannibal Lector gelingt, als sympathische Figur herüber zukommen - die Morde des "Buffalo Bill" werden zwar detailliert geschildert, sind aber keineswegs das Zentrum des Films.
Das stellt sich in "Seven" anders da. Hier ist die Art zu Töten sicherlich ein wesentlicher Bestandteil des Films, aber David Fincher geht es darum, ein äußerst negatives Bild des Zustandes unserer Gesellschaft aufzuzeigen . Alles in dem Film : die düstere Atmosphäre der Großstadt, der ständige Regen, der Zerfall, die Dekadenz, die psychischen Probleme der Protagonisten ergeben ein Gesamtbild, daß in den rituellen Morden des "Durchschnittsmannes" kulminiert.
Obwohl ich beide Filme für herausragende Arbeiten halte, habe ich sie nur selten und mit großem zeitlichen Abstand wieder angesehen, denn trotz oder gerade wegen ihrer Brillanz bereiten sie mir weder Vergnügen noch wohliges Erschauern. Die durchgehend düstere Atmosphäre erfaßt mich und hinterläßt mich einerseits mit dem Gefühl, etwas wirklich Geniales gesehen zu haben, andererseits muß ich es auch danach verarbeiten.
Was hat das alles mit "Saw" zu tun ? - Eben nichts!!!
Ich will gar nicht detailliert auf die Story eingehen - das wurde ja schon zur Genüge getan - sondern nur auf ein paar Details :
sämtliche handelnden Personen, auch der sogenannte Jigsaw-Mörder, kommen über müde Abziehbilder nicht hinaus. Auch die Rückblenden zu den beiden Gefangenen, erhellen keineswegs deren Charakter, sondern beschreiben nur deren Verhaltensweisen, die dann zur Bestrafung führen.
Warum der Jigsaw-Mörder so handelt ? - keine Ahnung. Dabei geht es gar nicht darum, immer alles logisch finden zu müssen oder sich gar einfühlen zu können, aber ein geringes Maß an Nachvollziehbarkeit würde einfach die Spannung erhöhen.
Und diese kommt keine Sekunde auf - man betrachtet die durchaus originellen Morde mit Interesse, aber ohne jegliches Mitleid, denn die bedrohten Personen sind völlig unbekannt und sollen uns nur in die sadistische Welt des Jigsaw-Mörders einführen.
Die beiden Hauptpersonen sind in einem besonders ekligen Raum untergebracht (warum eigentlich? - etwa damit es für uns noch gruseliger wird, Uhuuhhh!!!), der in keinem Zusammenhang zu den handelnden Personen steht (also nicht wie zum Beispiel die Wohnung des Dicken in "Seven"), sondern eben bewußt vom Serienmörder ausgesucht wurde (etwa nur für uns???)
Da mir die beiden aber völlig wurscht sind und ich auch keinen vorziehe ,ergreift mich auch der Höhepunkt der angedrohten Selbstzerstümmelung nicht. Wer den dänischen Film "Nightwatch" gesehen hat, weiß, wie man hinterrücks damit überfallen werden kann, hier wird dagegen mit dem Zaunpfahl gewackelt....
Sicher vermitteln die Bilder eine düstere morbide Atmosphäre und die Story hat auch einige überraschende Wendungen zu bieten, aber das wirkt eben so, wie wenn sich jemand etwas besonders Abartiges und Originelles ausgedacht hat und es eben allen mal zeigen will. Dabei sind halt Dinge wie Charaktergestaltung und Intentionen auf der Strecke geblieben. Das kann ja mal passieren und der Erfolg gibt ihm ja auch irgendwie recht.
Diesen Film könnte ich mir übrigens bequem wiederholt ansehen, ich habe nur keine Lust dazu.(3/10)