Saw. Jeder redet darüber, er wäre so toll packend, spannend und die Atmosphäre wäre ausgezeichnet. Es geht um einen kranken Mörder und so weiter. Mehr wusste ich nicht vor meinem Kinobesuch. Doch danach ging ich mit gemischten Eindrücken nach Hause.
Oberflächliche Erzählung der Story
Genau erzähle ich euch die Story nicht, sondern nur den Anfang, da alles andere ja dumm wäre, schliesslich soll das ein Test sein und nicht ein Verderben des Filmerlebnisses. Ein schwarzhaariger junger Mann wacht in einem dunklen Raum auf. Er bemerkt die Präsenz eines anderen blonden älteren Mannes. Sie bemerken ein Tonbandgerät, das ihnen eine todbringende Nachricht übermittelt : Der blonde Mann soll den anderen umbringen, oder seine, derzeit, entführte Rest-Familie wird sterben. Das wäre ja nicht so schwierig, wären die Protagonisten nicht am Fuss an die Wand gekettet. Beide finden eine Säge. Jedoch bemerken sie schnell, dass diese nicht für die Kette bestimmt ist...Das Beste für mich an der Story war, was der Mörder alles mit seinen Opfern anstellte. Hier war man mal etwas ideenreicher als sonst. Zur Story kann man noch hinzufügen, dass mir eine recht dicke Ungereimtheit aufgefallen ist. Ausserdem war sie mir nicht tief genug, da hätte man schon etwas besseres draus machen können. Auch finde ich sehr gut, wie man die Informationen bekommt : Durch geschickte eingeführte Erinnerungen bzw. Flashbacks verschiedener Personen bekommt man mit welche Informationen sie besitzen und man bekommt meistens nur deren limitierte Perspektive vorgesetzt.
Darstellung der Charaktere
Ich denke durchaus, dass die Reaktionen der Charaktere passend dargestellt werden. Die Schauspieler bringen Emotionen rüber. Auch die Darstellung der psychischen oder physischen Verletzungen kann überzeugen. Die Leistung der Schauspieler ist auch ein Grund für meine etwas positivere Wertung. Sogar die Darstellerin des Kindes "hat etwas drauf", obwohl das ja eher selten vorkommt (man erinnere sich zum Beispiel an Episode 1). Vom Namen her kannte ich nur Danny Glover, sonst habe ich nur lustigerweise den Hauptdarsteller von "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen" wiedererkannt. Die anderen Schauspieler waren für mich frische Gesichter, was ich gut finde, da ich sie so nicht dauernd mit anderen Filme reassoziere. Was natürlich nicht immer zutreffen muss, da ich mir nicht so oft Hollywoodfilme anschaue. Aber an den Schauspielern ist durchaus nichts zu bemängeln.
Spannungsbogen
Der Film hatte einen - wie ich finde - sehr überzeugenden Anfang. Zuerst fand eher ein Kammerspiel statt, wie man es auch im Theater finden könnte. Später wechseln die Perspektiven, es kommt zu vielen Flashbacks und vieles wird immer klarer. Saw ist ein Film, bei dem man mitdenken kann und sollte. Wirkliche Gehirnakrobatik muss man dabei allerdings nicht vollbringen, den oberflächlichen Verlauf der Story konnte ich schon vorhersehen. Aber die einzelnen Reaktionen der Charaktere waren nicht so vorhersehbar und daher auch interessanter. Mein Fazit in Sachen Spannung fällt nicht überschwänglich positiv aus : Der Film ist schon recht spannend, von packend kann man allerdings nicht sprechen. Sieben zB hat es in Sachen Spannung besser gemacht, hier wurde man wirklich mitgerissen. Richtig gelangweilt habe ich mich zum Glück nie, genausowenig wie der Film irgendwann langatmig war.
Brutalität
Ich erwartete richtigen Splatter. Blut bis zum geht nicht mehr. Meere der roten Körperflüssigkeit in denen Organe schwimmen. Es hörte sich nämlich Berichten nach oft so an. Aber da habe ich mich doch geirrt. Nichts davon traf zu. Im Kino lief eine geschnittene Version, nicht extra für Deutschland sondern diese flimmerte schon derart geschnitten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten über die Leinwand. Daher gab es für mich eigentlich nur gegen Ende eine etwas brutalere Szene, sonst "ging" eigentlich alles. Also um einiges unbrutaler als erwartet, Leute mit schwachen Nerven sollten den Besuch trotzdem auslassen oder einfach die Augen und Ohren beim Guck zuhalten.
Action
Bei diesem Genre - ich benenne es mal mit Horrorthriller - kommt es meistens vor, dass die Polizei für einige Actionszenen sorgt. Und so ist es auch hier. Diese sind mehr realistisch, da auch der ganze Film in diesem Ton gehalten wird und wurden nicht im John-Woo-Stil geschnitten. Hier wird die Action eben so umgesetzt, wie sie auch in der Wirklichkeit hätte passieren können. Es wird auch nicht mit der Opferzahl des Mörders übertrieben, der ungefähr 10 Taten inszenierte, es hätten ja auch hunderte oder was weiss ich wieviele sein können, um die Brutalität des Mörders herauszustellen.
Kamera und Bildkompositionen
Diese sind mir positiv aufgefallen. Mit den Einstellungen wird eine relativ düstere Atmosphäre eingefangen, allerdings werden in "Saw" auch hellere Szenarien vorgeführt. Auch hier hat mich besonders der Anfang überzeugt, der richtig dynamisch rüberkommt. Die Farben sind meistens eher düster und schmutzig, was man vielleicht mit dem Innenleben des Mörders assozieren soll...der übrigens ja eigentlich ein eher edles Motiv hat. Was er allerdings nicht so edel umsetzt.Also ist dieser Punkt durchaus solide umgesetzt worden.
Fazit
Mir - im Gegensatz zu vielen die ich kenne - hat der Film nicht so gefallen. Irgendwie fehlt Saw einfach irgendetwas. Richtig mitgerissen wurde ich nicht. Ich denke auch nicht, dass der Film so gut ist, dass ich noch lange an ihn denken werde bzw. ihn nie vergessen werde. Für die durchschnittliche (eher im postiven Sinn) Inszenierung und einige gute Ideen bekommt der Film noch 3 Punkte, aber keine Empfehlung. Eher empfehlen kann ich euch den Film Sieben, der ein ähnliches Thema besitzt.