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Nach langer Zeit wieder einmal ein gelungener Serienkillerfilm

Wie wir wissen, hatte Alfred Hitchcock einmal den Plan, einen Film zu drehen, der um zwei Männer in einer Telefonzelle handelt und ein Thriller hätte werden sollen. Ist ja aber, wie wir ebenfalls wissen, nichts geworden. Saw kommt diesem Konzept aber zunächst relativ nah, denn der Film beginnt mit zwei Menschen, die sich in einer heruntergekommenen Toilette an die Wand gekettet wiederfinden. Sie wissen zunächst nicht, warum sie dort sind und was man mit ihnen vorhat, doch schon bald enthüllt sich ein teuflischer Plan: einer der beiden soll den anderen umbringen, um sich und damit auch seine Familie zu retten. In Rückblenden erfahren wir, daß die beiden nicht das erste Opfer eines ganz besonders abseitigen Täters sind, denn der Mann, „Jigsaw“ genannt, hat schon mehr Opfer auf dem Gewissen, alle in ganz besonderer Weise Opfer unglaublicher Fallen. Die Polizei in Person von Danny Glover tappt im Dunkeln, so auch eine Zeitlang der Zuschauer, aber schnell ist man in der Story gefangen, die zum Schluß noch eine ganz besondere Wendung nimmt.

Endlich wieder ein Film für Erwachsene, endlich mal wieder eine intelligente Story und abseitige Schauplätze, dazu ein völlig abgedrehter Serienmörder mit wahrlich perfiden Plänen, das macht Spaß, da kommt das alte Feeling von „Seven“ wieder hoch. James Wan hat ein gelungenes Debüt gedreht, welches man noch lange nach dem Verlassen des Kinos nicht vergißt, zu grausig sind die Fallen, zu unheimlich die Musik, die den ganzen Film über ein unangenehmes Gefühl der Bedrohung erzeugt und dennoch unauffällig ist. Die Schauspieler sind in Ordnung, Cary Elwes und Danny Glover als Opfer und Polizist ergänzen sich gut, wenngleich sie nur wenige gemeinsame Leinwandauftritte haben. Aber der Film lebt nicht von seinen Schauspielern, er lebt von seiner wirklich aberwitzigen Grundidee.

Dennoch ist er nicht ganz perfekt, wenngleich es keine Längen gibt, der Spannungsbogen kontinuierlich steigt und vor harten Szenen nicht zurückgeschreckt wird. Perfekt aber deswegen nicht, weil man zu wenig über die Motive des Killer erfährt, den Grund für seine grausamen Taten. Da erinnert man sich doch noch gerne an Kevin Spacey und seine Todsünden. Dieses Weglassen ist hier ungünstig, weil man es versäumt, den Film logisch sauber abzurunden, denn dann wäre man als Zuschauer noch ein ganzes Stück mehr unbehaglich in seinen Sitz versunken. Aber egal, man will nicht mäkeln, schon lange habe ich mich nicht mehr so darüber gefreut, einen Film „ab 18“ zu sehen – wir Erwachsenen werden von den Filmemachern und insbesondere von den amerikanischen Studios in letzter Zeit stiefmütterlich behandelt. 9/10

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