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Puzzle-Thriller sind in! Wer meint, dass es im Horror-Genre nur um das Zeigen von Blut und Grausamkeiten geht, der scheint wohl nur sehr bedingt etwas vom Genre zu verstehen. Denn es geht auch anders. Das bewiesen in der letzten Zeit so einige Horror-Thriller. Doch kaum einer sollte es, in letzter Zeit, so gut schaffen wie "Saw". Zwar geizt auch dieser Streifen nicht mit allerlei hartem Stoff, doch "Saw" ist noch so viel mehr!

"Saw" ist ein mörderisch cleverer Puzzle-Thriller, wie man ihn sich schon lange wieder einmal gewünscht hat. Auch wenn die Serien-Mörder-Story im Grunde schon mächtig abgekaut sein mag, so schafft es Regisseur James Wan uns doch aufs trefflichste zu beeindrucken, mit seinem großartigen Drehbuch, dass nur so voll gestopft ist von Rätseln und Wendungen. Und bis zum letzten Atemzug des Films, wird man immer wieder mit etwas überrascht, mit dem man nun gar nicht gerechnet hätte. Kein Mensch kann mir bei diesem Film z. Bsp. weiß machen, dass er das Ende des Treibens erahnen konnte. Vorzüglich!

Aber immer hübsch der Reihe nach. Zuerst sehen wir einen Raum, in dem zwei Männer sich gegenüber sitzen, die an die Wand gekettet worden. In der Mitte eine blutüberströmte Leiche, die einen Revolver und ein Tonbandgerät in der Hand hält. Und schon beginnt es, dass Rätseln im Kopf eines jeden Zuschauers. Wer sind diese beiden Männer? Wo kommen sie her? Was hat die Leiche zu bedeuten? Was ist überhaupt der Sinn des Ganzen? Fragen über Fragen, die einem bis zur Auflösung nicht mehr loslassen.

Dabei gibt einem die Handlung immer wieder einzelne Spuren, die zur vermeintlichen Lösung führen. Es tauchen mysteriöse Tonbänder auf, auf denen ihnen eine verfremdete Stimme die indirekten Anweisungen gibt, den jeweils Anderen umzubringen, da sonst etwas schlimmes passiert. Was also tun?

Doch bevor es dazu kommt, werden dem Zuschauer erst einmal, in Rückblenden, weitere Story-Details bekannt gegeben. Es werden einem frühere Opfer des perfiden Spiels vorgestellt, man erfährt etwas aus dem Leben der aktuellen Opfer und man lernt vor allem die darauf angesetzten Ermittler kennen, die dem Täter sogar einmal verdammt dicht auf die Fersen kommen. Zwischendurch dann wieder Szenen aus dem "Gefängnis" der beiden Männer und ihre Versuche, sich aus der heiklen Lage zu befreien.

Dabei achteten die Drehbuchautoren allerdings wirklich höllisch darauf, dass alle Vorgänge nachvollziehbar bleiben. Zwar wird der Zuschauer schon das ein oder andere Mal kräftig verwirrt, doch wirklich hängen bleiben tut er nie. Logiklöcher sind dabei zwar nicht ganz vermeidbar, doch auch in diesem Punkt gibt es eigentlich kaum etwas zu meckern. Es wurde sich nämlich wirklich redlich bemüht, alles so logisch ablaufen zu lassen, wie es solch eine Story nur zulassen kann.

Aber nicht nur die Konzentrationsfordernde Rätselraterei macht einem zu schaffen, auch die gar schaurige Atmosphäre tut ihr übriges. Allein schon die klaustrophobischen Szenen im Kellerverlies, bringen einem das Blut in den Adern förmlich zum kochen. Dazu die überwiegend finsteren Szenen bei der Polizeijagd nach dem "Phantom" und die wirklich heftig wirkenden Stellen, in der sich der Täter der Familie von einem der Opfer bevollmächtigt. Wer hier kein Herzrasen bekommt, der kann sich sicher sein, dass er keins hat!

Vermengt werden die nicht abreisen wollende Spannung und die schaurige Atmosphäre, dann noch mit einigen harten Bluteffekten, die die ganze Tragik des Geschehens noch einmal verstärken. James Wan hat es sich nicht nehmen lassen und schockt mit einigen seiner Effekte derartig, dass man sich schon fast verkriechen möchte. Vor allem in einer Szene, in der sich einer der Opfer einen Fuß absägt, kann man den Schmerz förmlich mit fühlen. Manch einem schwach beseelten dürften diese Effekte wohl aus dem Kino treiben.

Und dann darf natürlich auch der Score nicht vergessen werden, der wieder einmal zur Creme de la Creme der Horror-Filmmusiken gehört. Optimal unterstreicht er das Geschehen, wird an den richtigen Szenen auf volle Lautstärke gedreht und bringt den Zuschauer dazu, nicht nur die Augen auf zu halten, sondern auch die Ohren zu spitzen. So und nicht anders muss das sein!

Den größten Höhepunkt des Films stellt aber, ohne Frage, das grandiose Ende dar. Was "Saw" hier, so ca. 30 Sekunden vor dem Abspann, noch einmal für eine Wendung auspackt, sprengt schier den Rahmen. Auch wenn ich gerne zugeben möchte, dass man, bei vollster Konzentration, durchaus darauf hätte kommen können, so möchte ich dennoch behaupten, dass es wohl nur den allerwenigsten geglückt sein dürfte. Mich persönlich hat der Schluss jedenfalls so stark beeindruckt, wie schon lange nicht mehr!

Einzig und allein ein paar kleinere Längen müssen hier und da bemängelt werden. Vor allem in den familiären Flashbacks von einem der Opfer, hat man es manchmal nicht ganz geschafft, den sonst so straffen Filmverlauf beizuhalten. Aber unterm Strich stört das wirklich kaum.

Ach ja, die Darsteller sind dann aber allemal noch eine Erwähnung wert. Seien es nun Leigh Whannell und Cary Elwes, als mal sich helfende, mal sich fast bekämpfen wollende Opfer oder Danny Glover als ehrgeiziger Polizist. Allesamt bringen sie ihre Rollen exzellent und glaubwürdig zur Geltung und lassen damit manch einen ihrer Thriller-Kollegen, aus anderen Filmen, förmlich im Regen stehen. Aber auch alle anderen Schauspieler stellen zufrieden.

Fazit: Bitterböser, clever konstruierter und mit schaurigem Rätsel- und Mitdenk-"Spaß" gefüllter Serienkillerkrimi, der obersten Thriller-Liga. Packend inszeniert, atmosphärisch beeindruckend und mit Wendungen bis zur letzten Sekunde. Wer bei diesem megaspannenden Schauspiel kein Herzflattern bekommt, der hat diesen Film wohl nicht überlebt! Nichts für schwache Nerven aber ein Muss für jeden Thriller-Fan!

Wertung: 9/10 Punkte

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