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Im weiteren Sinne ist "Shatter Dead" ein als Drama verpackter Zombiefilm, der sich von prototypischen Endzeitszenarien jedoch unterscheidet. Anstelle von Splatter und Fressorgien steht die Betrachtung von Fremdheit und Ausgrenzung in einer dystopischen Gesellschaft im Fokus. Dabei sind es nicht die Untoten, denen aufgrund ihrer Andersartigkeit eine Sonderrolle zugewiesen wird, sondern vielmehr die letzten menschlichen Überlebenden, die im dargestellten Kontext für Heterogenität sorgen. Zu eben dieser Gruppe zählt auch die einsame Protagonistin, deren Weg durch eine für den außenstehenden Betrachter vollkommen aus den Fugen geratenen Welt nachgezeichnet wird.

Dabei hat die "Zivilisation der Untoten" noch nicht den Organisationsgrad erreicht, der sich abträglich auf die Wirkung des beschriebenen Szenarios auswirken könnte. Mit anderen Worten: Begriffe wie Ordnung, Normalität, Vertrautheit, Geborgenheit oder Sicherheit scheinen in dieser Welt (noch) nicht (wieder) zu existieren. Stattdessen bestimmen gewaltsame Konflikte und Krisen die Auseinandersetzungen zwischen den Untoten und den  verschiedenen Interessensgruppen unter den letzten noch lebenden Vertretern der menschlichen Rasse. Nimmt man also andere Genrevertreter zum Vergleich, unterscheidet sich "Shatter Dead" in erster Linie durch die gewählte Perspektive, die neben dem Einzelschicksal auch die Gesellschaft als Schicksalsgemeinschaft erfasst. Als Verpackung der eher schlichten Handlung dient das Mäntelchen eines Roadmovies, wobei in der Gesamtbetrachtung (und nicht zuletzt aufgrund einiger weniger, aber recht derber Splatterszenen) "Shatter Dead" in erster Linie aber doch ein Horrorfilm bleibt.

Scooter McCrae nutzt als Geschmacksverstärker für seinen Genre-Cocktail in gewisser Häufigkeit surreale Elemente, die seinem Entwurf einer apokalyptischen Ersatzgesellschaft wirkungstechnisch durchaus dienlich sind. Analytisch-kognitiv nicht immer nachvollziehbar, aber zumindest affektiv stets bizarr und befremdlich wirken diese Momente auf den Zuschauer ein und verhelfen "Shatter Dead" zumindest als Genrefilm zu einer  skurilen (etwa die Duschszene mit einem Zombie!) und stellenweise auch beklemmenden (etwa die abstossend krasse "Entbindungsszene"!) Wirkung. Wie intensiv der Eindruck letztendlich ausfällt, hängt individuell natürlich immer auch von den Gewohnheiten des Zuschauers ab, bei "Shatter Dead" jedoch sicherlich nicht von der mangelnden Bereitschaft des Regisseurs, sich für eine explizite Darstellungsweise zu entscheiden. In dieser Hinsicht enthält der Film einige durchaus gewagte Szenen. Ob diese Anteile jedoch qualitativ und quantitativ  zu weit oder aber nicht weit genug gehen, muss jeder selbst entscheiden.

"Shatter Dead" hätte sich als ungewöhnliches Kuriosum auch sehr gut in die Filmlandschaft der 70er Jahre integriert und würde als solches heute sicherlich als obskurer Geheimtipp gehandelt werden. Als sichtlich niedrig budgetierter Indiependent-Film stellt "Shatter Dead" somit eine Bereicherung des Genres dar, auch wenn moniert werden könnte, dass die Symbolik bisweilen zu aufgesetzt und künstlich wirkt und der Streifen überdies sein Potential keinesfalls ausschöpft. Diese Marke verfehlen jedoch auch zahlreiche Produktionen namhafter Regisseure, die ähnliche Sujets bemühen und sich dennoch kaum vom Einheitsbrei des Genres abheben. Zumindest diesen Vorwurf kann man "Shatter Dead" nicht machen. Ein bestimmtes Publikum dürfte Scooter McCrae mit seinem abgedrehten, vorbildlich unkonventionellen Schocker somit sicherlich positiv ansprechen. (6,5 / 10)

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