Michael Moore hat es mit "Bowling for Columbine" geschafft, das Genre "Dokumentation" fürs Kino salonfähig zu machen, mit dem denkbar einfachen Trick, nicht nur die nüchternen Fakten zu präsentieren, sondern dem ganzen noch einen satirischen Touch geben. Ging es im Vorgänger noch um die Waffengeilheit seiner Landsleute, widmet er sich nun der Bush-Administration.
"Fahrenheit 9/11" lässt sich im Prinzip in zwei Teilen betrachten: Im ersten geht es um Bush`s Weg an die Macht, seine Geschäfte mit dem Bin-Laden-Clan, um das dubiose Wahlergebnis etc., im zweiten um die Rechtfertigung und die Folgen des Irakkrieges für die amerikanische Bevölkerung, besonders für eine Frau (aus Flint, Michigan), die ihren Sohn im Irak verlor.
Moore verfolgt mit seinem Film nur einen Zweck: Die Menschen davon zu überzeugen, dass Bush nicht länger Präsident bleiben darf. Schade nur, dass er es für nötig hielt, dafür dieselben Mittel einzusetzen wie seine Gegner, nämlich authentisches Bildmaterial in irreführenden Zusammenhängen zu zeigen (beispielsweise die Bilder von glücklichen Menschen im Irak kurz vor dem Krieg) oder die schnelle Aneinanderreihung von Interview-Schnipseln, die dem Zuschauer die vielen Lügen suggerieren sollen. Diese Lügen und auch die meisten weiteren Fakten, die hier präsentiert werden, sind allerdings für Europäer, die regelmässig die Nachrichten verfolgen, schon ein alter Hut und daher wenig aufschlussreich. Auch ist man wegen des arg aufgesetzt wirkenden propagandistischen Stils nicht unbedingt geneigt, alles hier gesagte hundertprozentig für voll zu nehmen. Dies war bei "Bowling for Columbine" auch der Fall, doch dort konnte Moore noch eine gute Balance zwischen Satire und reiner Polemik halten, hier bleibt der Sinn für Humor stark auf der Strecke, aber wie soll man auch am Krieg noch etwas lustiges finden ?
Moore spricht den (nicht gerade wenigen) Bush-Gegnern aus der Seele. Trotzdem oder gerade deshalb kann man seinen Film nicht mehr als echte Dokumentation bezeichnen, eher als überlangen Wahlwerbespot für die Demokraten.
3/10