Review

Die Verteilung der Goldenen Palme war oft nicht nachvollziehbar, in diesem Falle aber wohl am allerwenigsten bzw. muß als reines Politikum gewertet werden. Der Film, der genau auf den richtigen Zeitpunkt getimed war.
Michael Moore ist KEIN Dokumentarfilmer, sondern ein Propagandist und während er durchaus auf der "guten" Seite steht, so unterscheidet sich die Vorgehensweise nun endgültig nicht mehr von der seiner Gegner und das stößt schon sehr sauer auf.
Im erfolgreichsten "Dokumentarfilm" aller Zeiten wird nochmal die Geschichte der dubiosen Wahl George W. Bushs nachgezeichnet, aber natürlich aus der äußerst subjektiven Sicht Moores. Es scheint vieles schief gelaufen zu sein, aber man hat den Eindruck, es soll ein nahezu satanisches Bild des US-Marionettenpräsidenten gezeichnet werden, während die echten Verbrecher hinter den Kolonialkriegen gegen Afghanistan und Irak, Rumsfeld, Wolfowitz oder Cheney, eigentlich nur als Randfiguren in einem Lachkabinett dargestellt werden.
Darüber hinaus wird nur sehr wenig wirkliche Information geboten, ab der Hälfte verliert sich der Film in Privatschicksalen und auch die gebeutelte Geburtsstadt des Regisseurs, Flint, MI, darf wieder als Fanal der US-Binnenwirtschaftspolitik herhalten. Als politisch interessierter Europäer wußte man all diese Dinge schon vor der Invasion in Afghanistan und somit dürfte "Fahrenheit 9/11" eher für die USA von Relevanz sein, als für den Rest der Welt, zumal auch mit den bisweilen kaum erträglichen Holzhammermethoden süßlicher Sentimantalität gearbeitet wird (heulende Kriegsopfereltern bspw.), die so typisch amerikanisch ist. Da kommt dann auch ein eher unangenehmer Beigeschmack zur Person Michael Moores dazu, denn er versucht sich als "Ultrapatriot" zu stilisieren, der im Gegensatz zum Bush-Regime (wie ich es passend zu bezeichnend befinde) Amerika WIRKLICH liebt. Da aber Patriotismus (also die grundlose Überbewertung der Zufällgkeit seines Geburtslandes) bislang immer mit Intoleranz einherging, hat Moore für mich sein kritisches Potenzial endgültig verschossen.
Schade, denn ein politisches Gewissen hätte den Freunden überm großen Teich sehr gut getan.

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