Bis jetzt war Quentin Tarantino für mich eine Art filmischer Gott.Aber wenn man bedenkt, dass er mit dafür zuständig war, dass "Fahrenheit 9/11"-der lange erwartete Nachfolger von "Bowling for Columbine"- die goldene Palme der Filmfestspiele zu Cannes bekam, dann darf man daran leider zweifeln.
Kommen wir explizit zum Film:
Nachdem eben Moores letzte Dokumentation "Bowling for Columbine" ein absoluter Kassenknüller war und den Oskar gewann, und auch Morgan Spurlocks Erstlingswerk fürs Kino- nachdem er schon die MTV-Show "I bet u will" erfunden hatte- "Supersize Me" bewiesen hatten, dass es außerordentlich gute Dokus geben kann, wartete ich auf "Fahrenheit 9/11".
Um mir die Zeit zu überbrücken, las ich "Stupid White Men". Und schon da sollten mir erste Zweifel über die Genialität von Michael Moore kommen. Nachem man jeden Satz ungefähr zweimal im Buch findet, und der anfängliche Witz verloren ging, war die Lust auf "Fahrenheit" verloren gegangen.
Und dann DAS:
"Fahrenheit 9/11" ist die Verfilmung der beiden neusten Bücher Moores "Stupid White Men" und "Dude,where's my country?".
Und das merkt man nach ca. 2 Minuten. Wenig, sehr wenig Neues. Die Witze bleiben Moore-mäßig agitativ und sind annähernd belustigend.
Nach spätestens einer halben Stunde, die mir wie 2 Stunden vorkam, kann man nur noch eine wirklich neue Sache feststellen:
Michael Moore ist es nicht gelungen zu überzeugen; vielmehr ist er zu einer Art George W. Bush der "anderen" Seite geworden. In Affektiertheit und Polemik stehen sich beide auf jeden Fall in nichts nach.
Dabei überschreitet er eine goldene Regel des Films:
"Der Film sollte den Zuschauern mindestens genauso viel Spaß machen, wie dem Filmenden."
Es scheint zwischenzeitlich als ob Moore sich so freute, dass er wieder Fakten gegen das "Regime Bush" gefunden hatte, dass er vergaß, dass nicht jeder diese Fakten so besonders fand.
Er versucht Allgemeingültigkeiten aufzuzeigen, z.B. das Krieg schlecht ist, aber schafft selbst das nichtmals zu voller Zufriedenheit, da er trotz allem Bestreben zu pathetisch wirkt. Michael Moore ist ein US- Amerikaner und hat einen Film für US- Amerikaner gemacht; und für die jenigen, die sich für welche halten.
Somit wird dieser Film auch in Deutschland seine Fans finden, auch wenn ich persönlich das nicht verstehen kann, da ich bis jetzt noch nie so kurz davor war, im Kino einzuschlafen, wie zur Hälfte des Films.
Einzig und alleine die musikalische Hintergrundgestaltung kann voll überzeugen, und dies auch nur, weil Moore gradlinig bleibt und weiter Pathos und Polemik hinterherschießt. Er bleibt seinem Stil treu.
Fazit: Wer erwartet, dass "Fahrenheit 9/11" eine unterhaltsame, gut recherchierte und noch besser gemachte Dokumentation ist, der wird mehr enttäuscht denn je. Wer jedoch noch nicht genug Moore abbekommen hat, wird sich "zwischenzeitlich" köstlich amüsieren können.
Mehr als 3/10 ist einfach nicht möglich.