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Der Mann hat eine heilige Mission. Insofern ist er George Bush gar nicht mal so unähnlich. Beide verfolgen ihre Mission mit größtmöglicher Radikalität und Polemisierung. „Ich will mit diesem Film dazu beitragen, dass George Bush nicht wiedergewählt wird.“, sagte Moore im Vorfeld der Wahlen immer wieder. Er ging sogar soweit, dass er „Fahrenheit 09/11“ schon zum Wahlvorabend an Fernsehsender verschacherte und sich vom Oscar-Rennen ausschloss. Der 02. November des Jahres 2004 lehrte uns, dass Michael Moore versagt hat und Georgie weitermachen darf. Und damit soll sie Kritik zu diesem Film beginnen.
Gleich zu Beginn prangert Moore die Macht der Medien in Zusammenhang mit den Betrugsvorwürfen bei der Präsidentenwahl im Jahre 2000 an. Haben wir die nachdenklich stimmende Bilderflut des Film, erst einmal verdaut, so bleibt der Beigeschmack, in gleicher Weise von Moore manipuliert worden zu sein, wie er es den Sender Fox und CNN vorwirft. Immer wieder werden Interviewschnipsel genommen und in einen Zusammenhang gestellt, der Moores Botschaft unmissverständlich durchdrückt.
Unterstützend werden im späteren Verlauf des Film in wohl dosierter Zahl Einzelschicksale präsentiert und ausgeschlachtet- Tränen lügen schließlich nicht. Dieses Verfahren erweist sich zwar als sehr unterhaltsam, aber inadäquat für einen Dokumentarfilm.
Bei seiner Argumentation ist Moore kein Detail, keine Verbindungen klein genug, um sie aufzubauschen und dann voller Wut und Anklage zu präsentieren. Fraglich, ob diesen Verfahren richtig ist und wahre Tatsachen zu Tage fördert. In Krimis heißt es zwar: Wir müssen jedes Detail beachten – Moore zieht andere möglichen Theorie aber gar nicht in Betracht, sondern unterstellt seinen Feinden grundsätzlich erst einmal das Schlimmste.
Letztendlich versucht Moore auch gar nicht zu verbergen, dass sein Film weniger dokumentarisch, sondern vielmehr propagandistisch angelegt ist. Schon früh verlässt er seinen Stil, traurige Geschehnisse, durch beißende Komik zu transportieren. Schnell wandelt sich dieser Moore-typische Stil in eine einzige wütende Schimpftirade und Anklage gegen seinen persönlichen Antichristen. Das macht den Film dramatischer, sodass ein hollywood-gerechter Spannungsbogen entsteht. Das ist effektiv und ineffektiv zugleich. Er entfaltet durch dieses Verfahren einerseits eine größere emotionale Wirkung bei denjenigen Zuschauern, die Bush sowieso schon scheiße finden, verhindert aber eine Auseinadersetzung der Bush-Anhänger mit diesem Werk. Die können guten Gewissens „Bloße Propaganda“ schreien und sind ihrem Präsidenten treuer als je zuvor ergeben. Amerika ist gespaltener denn je. In Gewisser Weise trägt „Fahrenheit 09/11“ vor allem dazu bei. Das hatte Michael Moore bestimmt nicht gewollt.

Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Sämtliche „Protagonisten“ werden im Vorspann in einer endlos langen Sequenz geschminkt.

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