Oliver Branwell arbeitet für eine Versicherung. Sein Job ist es, Schadensfälle zu begutachten und auf möglichen Versicherungsbetrug zu untersuchen. In dieser Eigenschaft kommt er an Weihnachten nach Lowis Manor, wo es bei der Familie Moreton gebrannt hat, und ein paar Gemälde ums Leben gekommen sind. Die Schadensaufnahme ist schnell gemacht, man ist sich gegenseitig sympathisch, man plaudert noch ein wenig, und dann steht plötzlich SIE da – Sarah Moreton, die Frau des Gastgebers. Und der Grund dafür, dass Oliver schlagartig die Luft wegbleibt. Denn Sarah war vor einigen Jahren in Hong Kong seine Geliebte. Man wollte heiraten, und hatte sich dann durch widrige Umstände doch wieder aus den Augen verloren. Jetzt diniert Oliver bei der Familie Moreton, plaudert angeregt mit Sarah, und dabei macht sein Herz Sprünge vor lauter Liebeslust.
Es kommt wie es kommen muss, Oliver und Sarah treffen sich heimlich, aber sie verlieren sich auch wieder aus den Augen. Einige Zeit später trifft Oliver dann beruflich den blutjungen Christopher Lee (der im gleichen Jahr als Frankensteins Monster seinen Durchbruch erzielen sollte) und über den er die liebeshungrige Vere Litchen kennenlernt, in deren Appartement das Bild hängt, dass damals in Lowis Manor eigentlich verbrannt ist. Verbrannt sein sollte. Oliver schwant Übles, und bei Nacht und Nebel schleicht er sich in das gediegene Herrenhaus um herauszubekommen, ob dort vielleicht eine Fälscherwerkstatt ihr Quartier hat. Eine Fälscherwerkstatt findet Oliver nicht. Aber eine Leiche. Und einen schnell außer Kontrolle geratenden Großbrand …
Und wieder sah ich die Ruinen von Manderley vor mir. Schon die erste Szene impliziert diese Worte, wenn die Kamera über das zerstörte Herrenhaus streift, und die darauf folgende irrwitzige POV-Fahrt über kurvige Straßen und in den Hof des Anwesens zieht den Zuschauer ohne Umwege tief in diese Geschichte. Die Ruinen und die Fahrt entpuppen sich schnell als Alptraum Olivers, und es scheint, als ob Sidney Gilliat auf den Spuren der großen 40er-Jahre-Werke Hitchcocks wandeln möchte: Die Träume, die Ruine … Dazu passt auch, dass Arlene Dahl fast so ätherisch rüberkommt wie Kim Novak ein Jahr später in VERTIGO – AUS DEM REICH DER TOTEN, und der Versicherungsdetektiv Oliver Branwell dem Ex-Polizisten Scottie Ferguson in seiner knorrigen Ausstrahlung gar nicht so unähnlich ist. Ob Hitch sich an dem britischen Noir oder seiner literarischen Vorlage wohl orientiert haben könnte …?
Aber Gilliat schafft den Absprung aus dem Epigonentum und findet sich schnell in einer zuerst sehr gründlich erzählten und spannenden Geschichte wieder, die ein wenig Zeit braucht um ihr eigentliches Ziel zu finden, nach etwa einer halben Stunde aber mit viel Verve und dichter Narration schnurstracks nach vorne fährt. Wenn Oliver durch das verlassene Lowis Manor streift sind die Schatten tiefer als in jedem Horrorfilm, und die Spannung steigt bei jedem Gang und jedem neuen Raum. Allerspätestens beim Fund der Leiche wird klar, dass hier ungeheuerliche Dinge vorgehen, die einen schlichten Versicherungsbetrug bei weitem übersteigen, und Oliver findet sich schnell in einem Wirbelwind wieder, dessen ruhender Pol ausgerechnet Sarah Moreton ist – Die eine Menge Geld erbt, und die auch verdammt schnell bereit ist, ihren Nachnamen zu ändern …
SHE PLAYED WITH FIRE, der eigentlich viel richtiger HE PLAYED WITH FIRE heißen sollte, und der im britischen Original sowieso der Romanvorlage geschuldet FORTUNE IS A WOMAN heißt, mag sicher kein großes Kino sein, da steht vor allem auch der ausgesprochen schwache Schluss dagegen. Gerade die letzten 20 Minuten mit der Auflösung des Rätsels sind erzählerisch so ausgesprochen mau geraten, dass man fast die Lust an dem Film verlieren könnte. Aber die erstklassigen Schauspieler, die gute Kamera und die gradlinig erzählte Geschichte, in der der arme Oliver, der eigentlich immer nur das Beste will, am Ende sogar unter Mordverdacht steht, das alles sorgt für gute Unterhaltung vom Fließband, die nichts anderes will als dem Zuschauer anderthalb vergnügliche Stunden zu schenken. Mir hat’s gefallen, weil es über lange Strecken hinweg spannend war. Weil Arlene Dahl wunderschön anzuschauen ist. Weil ich mit Greta Gynt sofort in ein neues Leben flüchten würde. Und weil der Film in seiner Gesamtheit halt einfach richtig gut unterhält.