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Nach dem in seiner künstlerischen Ausarbeitung bemerkenswerten "Der große Kürbis" ist der danach entstandene Film "You're in Love, Charlie Brown" (der deutsche Titel ist schlicht falsch, denn es gibt keinen Kuss, nicht einmal einen Versuch) wieder konventioneller gestaltet. Zudem widmete sich Schulz hier erstmals keinem explizit amerikanischen Thema, sondern dem international zugänglichen "Gefühl des Verliebtseins".

Ausgerechnet am vorletzten Schultag erwischt es Charlie Brown, der an nichts anderes mehr denken kann als an das "kleine rothaarige Mädchen", und deshalb seinen schon sonst normalen Trottelstatus in der Schule noch um Längen steigert. Ständig redet er mit sich selbst und versucht sich dazu zu motivieren, sie anzusprechen. Doch immer wieder scheitert er an seiner eigenen Schüchternheit und Nervosität. Auch sein Freund Linus ist ihm keine Hilfe, da er sich nicht in Charlies Psyche hineindenken kann und immer nur den direkten Weg geht.

In "You're in Love, Charlie Brown" werden verschiedene klassische Szenen oder Figuren erstmals im Film gezeigt. So der psychiatrische Stand ,an dem Lucy für ein paar Cent Ratschläge an Charlie Brown erteilt (außer zuvor einmal in der Weihnachtsstory, die aber einen eigenen status hat), die Trompete, die die Stimme der Lehrerin imitiert, oder die Figur der Peppermint Petty, die Charlies Probleme auch gleich gewohnt pragmatisch angeht und sofort für ein Rendezvous sorgen kann...

Vordergründig ist der Film leicht zugänglich und berührt geschickt das Thema der ersten Verliebtheit und den damit zusammenhängenden Problemen - ein Grund ,warum mir diese Folge vor mehr als 30 Jahren zuerst am besten gefiel. Doch - und das macht seine Zeichentrickfilme auch für Erwachsene so interessant - ist die eigentliche Intention wunderbar sarkastisch, denn immer wieder werden uns Paar-Konstellationen präsentiert, die allesamt nicht funktionieren.

So scheitert sowohl Lucy in ihrem Begehren für Schröder, als auch Sally in ihrer Liebe zu Linus. Und als Lucy und Charlie Brown versehentlich aufeinandertreffen, sind sie sich in ihrer gegenseitigen Abneigung völlig einig. Auch hier ist wieder zu erkennen, dass Charlie Brown keineswegs der Pechvogel ist, als der er gerne präsentiert wird, denn letztlich ist er immun gegen die Lästereien der Mitschüler. Sein Jammern hat auch immer etwas aufgesetztes, selbstmitleidiges an sich und Niemand ist sonst so sehr in der Lage, schon aus kleinsten positiven Anzeichen riesige Glücksgefühle zu schöpfen...

Fazit : "You're in Love, Charlie Brown" widmet sich den amourösen Problemen des Charlie Brown, der in das kleine rothaarige Mädchen unglücklich verliebt ist.

Charles M.Schulz bleibt in diesem recht sprachlastigen Film meist bei der Sache und mischt das Geschehen nur mit wenigen Szenen, die nicht zur Haupthandlung gehören. Insgesamt ein unterhaltender Film, dessen eigentliche Qualitäten in den versteckten Intentionen liegen und in dem es sehr schön beobachtet ist, dass ein Brief, dessen Echtheit gar nicht bewiesen ist, mehr Glück und Selbstbewußtsein erzeugen kann als reale Beziehungen (7/10).

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