Ja, ja, wer kennt sich nicht? Die typische deutsche Klamotte Ende der 60er. Zwei große Themengebiete geisterten damals durch das Kino: Schule und Sex. Mit Sex ist natürlich die ungemein trashige "Schulmädchen-Report" gemeint, die zu ihrer Zeit Abermillionen von deutschen Märkern in die Kassen des Produzenten Wolf C. Hartwig spülten, nie dürften Sexfilme im frei zugänglichen Kino erfolgreicher gewesen sein. Und mit Schule ist und bleibt natürlich die "Lümmel von der ersten Bank"-Reihe der große Nenner, unter den deutschen Filmen von damals. Und wie ich es schon ein paar Mal hier offen und ehrlich zugegeben habe, liebe ich diese klamottige Reihe auch heute noch über alles. Und somit musste ich mir natürlich auch diesen Trittbrettfahrer namens "Klassenkeile" hier mal anschauen, der im großen Fahrwasser der ersten Lümmel-Filme schwimmt, obwohl er eigentlich nichts mit der Reihe zu tun hat, sieht man einmal von Uschi Glas ab und Franz Josef Gottlieb, der immerhin den letzten Teil der Lümmels, "Betragen ungenügend", drehen durfte. Herausgekommen ist dabei ein Film, der (natürlich) bei weitem nicht an den Spaß der Lümmel-Reihe anknüpfen kann, erstaunlicherweise aber dennoch durchaus hier und da Vergnügen bereitet, sofern man der deutschen 60er-Jahre-Klamotte überhaupt etwas abgewinnen kann.
Die Story zu "Klassenkeile" ist schnell erklärt und ähnelt sich logischweise in einigen Punkten dem großen Vorbild. Diesesmal ist der Oberlausbub allerdings kein Junge, sondern eine junge Dame bzw. gleich zwei von ihnen. Denn die junge Manuela hat es endlich geschafft von der Schule zu fliegen, da wird sie von ihrem Vater schon wieder auf eine neue Schule gesteckt. Da sie allerdings null Bock darauf hat, schickt sie ihre beste Freundin, die angehende Journalistin Katja, an ihrer Stelle zur Schule, welche das Angebot auch gerne annimmt, da sie sowieso einen Artikel über die Schule schreiben möchte. Das der ganze Spaß irgendwann nach Hinten losgeht versteht sich dabei von selbst, doch bis es soweit ist, treibt Katja alias Manuela ihre Lehrer erst einmal an den Rand des Wahnsinns... Schon gut, schon gut, ich weiß, die Story ist natürlich, wie soll es auch anders sein, nichts anderes als reinster Unfug. Eine Journalistin springt für ihre faule Freundin ein, um zur Schule zu gehen? Ja, geht es denn noch? Tja, heutzutage sicherlich nicht, aber zur damaligen Zeit der deutschen Klamotte waren solche hanebüchenen Geschichten natürlich kein Problem. Und so fraß das damalige Publikum nur zu gern solch fadenscheinige Storys, ohne groß darüber nachzudenken. Doch seien wir mal ehrlich! Wer wollte das denn überhaupt, nachdenken? Und ist es heutzutage nicht auch manchmal so, dass wir uns lieber keine allzu großen Gedanken über die Filmstory machen sollten, damit wir am Gezeigten irgendwie unsere Freude haben können? Na also, sag ich doch! Lange Rede kurzer Sinn: wie so oft ist die Geschichte hier nichts anderes als der reinste Aufhänger, für den Blödsinn, den hier unsere Protagonisten anstellen.
Und damit ist selbstverständlich das ganze Team gemeint. Sprich nicht nur die Schüler bewerkstelligen hier einen Streich nach dem Anderen, auch die Lehrer können, mit ihren Reaktionen darauf, für blankes Entsetzen, aber auch für genauso viel Spaß sorgen, wie ihre jungen Gegenspieler. Und ab und an funktioniert das auch ganz gut. Wenn Katja z. Bsp. den Chemieunterricht auf den Kopf stellt oder Lehrer Dr. Wagner stockbesoffen zum Unterricht erscheint, dann kann sich der geneigte Klamottenfan ein gewisses Lächeln sicher nicht ganz verkneifen. Oder der viel zu harmlose Schuldirektor, sowie eben der durchgehend bekloppte Lehrkörper contra die gewitzten Schüler. Irgendwo kann dieser 60er-Jahre-Quatsch auch heute noch die Gemüter erheitern, sofern man sich halt von Anfang an auf Humor dieser leichten Art und Weise einstellt.
Das die Lümmel-Reihe aber trotz alledem die Nase weit vorne hat, dass liegt einfach in der Qualität und Knackigkeit der Streiche. Denn wo ein Pepe Nietnagel mal so mir nichts dir nichts vor seinem Lehrer aus dem Fenster springt, die Wohnung seines Direktor unter Wasser setzen lässt, Bier in die Hose seines Chemie-Steißtrommlers schüttet oder auch mal einen Fernseher mit Knallkörper in die Pauker-Wohnung schmuggelt, da treibt es die Abi-Klasse in diesem Film doch alles in allem noch weit farbloser. Wirkliche Knaller gibt es hier keine, alles hat noch ein gewisses, sanftes Niveau, wie das Verstecken in einem Schrank, das Abhören des Lehrerzimmers oder eben die "Verwüstung" des Chemie-Saals, die unterm Strich aber kaum als wirklich böse angesehen werden kann. Ja, hier hat Franz Josef Gottlieb noch bei weitem nicht die Pfiffigkeit, die er beim herrlichen Abschluss der Lümmel-Reihe an den Tag gelegt hat. Na ja, wenigstens hält er dafür die Gesangs-Quote, mit nur einem (schrecklichen) Song, schön niedrig.
In Sachen Darstellern fehlt zudem natürlich ebenfalls der Charme, den die Lümmelfilme, durch den frechen und gewitzten Hansi Kraus, so inne hatte. Hier versucht sich nun Uschi Glas, die ja bekannterweise auch bei den Lümmelfilmen, als Pepes Schwester, ihre Rolle hatte, als freche Schülerin, kommt dabei aber nie wirklich frech oder clever auf den Zuschauer herüber. Genauso wie Anita Kupsch, die hier aber sowieso nur einen Mini-Part besitzt. Am besten kommen da noch die Pauker-Darsteller weg, allen voran der grandiose Rudolf Schündler, der hier seinen Knörzerich mal in Form einer anderen Figur wiedergeben darf, dabei aber natürlich dennoch voll in seiner Paraderolle bleibt. Des weiteren Walter Giller als Klassenlehrer Dr. Giller, Inge Weng als Biologielehrerin und als Vater der wunderbare Willi Millowitsch, den man einfach nur in jeder seiner Spielminuten absolut geniesst. Insgesamt aber eben dennoch kein Stich zu Typen wie dem hervorragenden Theo Lingen, Balduin Baas und wie sie sonst noch so alle bei den Lümmel-Filmen heißen.
Fazit: "Klassenkeile" ist nicht mehr und nicht weniger als eine typische Pennäler-Klamotte aus den späten 60er-Jahren, die sich zum Ziel gesetzt hat, im breiten Fahrwasser der erfolgreichen ersten Lümmelfilme zu schwimmen, dabei aber nicht wirklich an dessen Qualitäten heranzureichen vermag. Ob nun Story oder Inhalt, alles ist hier, wie so oft, extrem auf Klamotte gebügelt, ohne dabei aber mit sonderlich pfiffigen Ideen zu glänzen oder eben irgendwo besonders charmanten Humor der seichten Art verbreiten zu können. Wer so etwas sucht ist somit bei den Lümmeln weit besser aufgehoben, und wer so etwas nicht sucht, der dürfte sich an "Klassenkeile" eh nicht heranwagen. Für Komplettisten und Freunde der leichten deutschen 60er- und 70er-Klamotten sicher dennoch einen Blick wert, aber eben nicht mehr!
Wertung: 5/10 Punkte