Review

Mal wieder der Klassiker mit der jungen Babysitterin und dem Psychopathen, - diesmal allerdings in einer Vorreiterposition, denn erst 1979 erschien „Das Grauen kommt um 10“, der es nicht nur zum unnötigen Remake schaffte, sondern auch heute noch als Wurzel jenes Subgenres gilt.
Tatsächlich arbeitet sich dieser Stoff recht überraschungsfrei durch allseits bekannte Muster, man kann ihm aber einige spannende Szenen bescheinigen.

Über die Identität des irren Eindringlings wird nicht lange spekuliert, es handelt sich um Brian (Ian Bannen), der soeben aus der Psychiatrie ausbrach, um zu seiner Ex Helen und dem dreijährigen Sohn zu gelangen. Derweil befindet sich Helen allerdings mit ihrem neuen Herrn in einem feinen Etablissement, während Babysitterin Amanda (Susan George) Haus und Kind hütet und nicht ahnt, wer schon bald an den Fenstern in Erscheinung tritt…

Wäre dieser Film nicht bereits von 1971, könnte man ihm glatt Einfallslosigkeit unterstellen.
Das Paar ahnt bereits weit im Vorfeld, wer da eventuell auf der Matte stehen könnte, lässt das Kind aber dennoch im Haus, anstatt es für diesen Fall zu Bekannten zu bringen und engagiert eine junge Studentin, die im Notfall auch nichts mehr ausrichten könnte.
Und natürlich kommt es wie vorhergesehen: Der Psychopath bricht aus und stellt sich Amanda als Nachbar vor, der ihren zusammengeschlagenen Freund im Garten findet und sie erst einmal tröstet.

Was folgt, ist eine durchaus spannende Angelegenheit, die mit einigen Szenen sogar ein wenig unter die Haut geht, da der Irre Amanda zeitweilig für seine Exfrau hält und sein Kind einige Male auf dem Arm hält, während er latent unberechenbar ist und zu cholerischen Ausbrüchen neigt.
Phasenweise packt man sich aufgrund der Verantwortungslosigkeit seitens des Regisseurs Peter Collinson schon reichlich an den Kopf, das eigene Kind derartigem Terror auszusetzen, was Brüllerei, Werfen mit Gegenständen und sogar eine große Scherbe am Hals des Kindes beinhaltet. Derartiges würde man heutzutage wahrscheinlich geschickter anfassen.

Das große Plus geht hingegen eindeutig an die beiden Hauptakteure. Susan George, die Amanda überzeugend verkörpert, konnte bereits beim im selben Jahr gedrehten „Wer Gewalt sät“ unter Beweis stellen, wie sie mit ihren großen Kulleraugen Mitleid und Sympathie auf sich ziehen kann. Ian Bannen ist in der Rolle des fanatischen Brian voll in seinem Element, zwar oft nah am Overacting, aber beängstigend präsent.

Demgegenüber tanzt horrormäßig nicht unbedingt der Werwolf, auch wenn Amanda im TV kurz in Hammer-Studios „Nächte des Grauens“ reinschaut. Hier mal ein Knarzen aus einer Ecke, da mal ein Knacken oder ein tropfender Wasserhahn, dazwischen das wach gewordene Kind, der penetrant auf Sex bestehende Freund, der notwendigerweise dem Killer in die Hände fällt und in Zwischensequenzen immer mal wieder das besorgte Paar, später im Beisein der alarmierten Polizei und dem verantwortlichen Psychologen.

Während des Showdowns erweist sich die grundsolide Kamera als spannungsfördernd, da sie nah genug an den Protagonisten klebt, jedoch nie zuviel ins Bild packt, sondern kleine Details verschweigt, die für kleine Überraschungen gut sind.
Dass Amanda gegen Ende eine bedeutendere Rolle zuteil wird, als irgendeinem Polizisten oder dem Psychologen, dürfte hingegen keine Überraschung darstellen.

Aus zeitgenössischer Sicht wirkt der Streifen ergo ein wenig angestaubt und wenig spektakulär. Man muss ihm aber seine offensichtliche Vorbildfunktion zugute halten, als auch attestieren, dass ein Gespür für emotional zermürbende Momente immer wieder aufblitzt und innerhalb einer simplen Geschichte für kleinen Nervenkitzel sorgt.
Gut gespielt ist er obendrein und wer die ganzen Remakes solcher Schinken leid ist, sollte ruhig mal einen Blick aufs Original riskieren.
Knapp
7 von 10

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