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Nach „Frankenstein muss sterben“ wollte man im britischen „Hammer“-Hause anscheinend die erfolgreiche Reihe um Peter Cushing als Baron Frankenstein beenden und beauftrage 1970 Regisseur Jimmy Sangster mit dem Dreh von „Frankensteins Schrecken“, einer unabhängigen Neuinterpretation des klassischen Frankenstein-Stoffs. Das Drehbuch setzt bereits in Victor Frankensteins Jugend an und zeigt ihn als überdurchschnittlichen, rebellischen Schüler, der sich gegen seinen Lehrer zur Wehr setzt und ihn bloßstellt. Gespielt von einem dynamisch wirkenden Ralph Bates, der trotz gleicher Rolle eine Art Gegenpol zu Peter Cushing darstellt, wird hier noch stärker als in vorausgegangenen Verfilmungen ein Bild Victor Frankensteins als hochintelligentem, aber egozentrischem, selbstverliebtem und gefühlskaltem Wissenschaftler gezeichnet – eine Charakterisierung, die man Bates auch jederzeit abnimmt. Frankenstein hegt hier eine sexuelle Beziehung zu seiner heißen Haushälterin, über die bereits sein Vater ’rüberdurfte – ein Familienerbstück gewissermaßen. Auch andere hübsche Mädels tauchen auf, mit erotischen Momenten wird aber noch ziemlich gegeizt. Mit expliziter Gewaltdarstellung und anderen Effekten aber leider auch und auch die Kreatur sieht nicht sonderlich beeindruckend aus. Zudem wird sie vollkommen eindimensional und emotionslos dargestellt, so dass es bedingt durch die Gefühlskälte seines Erschaffers quasi keinerlei große Emotionen, kaum Dramatik oder Tragik in dieser Verfilmung gibt, die zudem in einem eher lauen Finale gipfelt. Was neben der überzeugenden schauspielerischen Leistung Bates’ bleibt, sind die humoristisch angehauchten Dialoge einiger skurriler Figuren und die übliche Gothic-Horror-Zeitreise mit all ihren Kostümen etc., die in der Vergangenheit aber auch schon opulenter ausfiel, um den Genrefreund zu erfreuen und passabel zu unterhalten. Hier wäre aber viel mehr drin gewesen und mir erschließt sich der Sinn einer gegenüber der Peter-Cushing-Reihe vergleichsweise schwachen Neuverfilmung ehrlich gesagt nicht ganz.

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