Review
von aanrud
Mitte der 1980er Jahre war aus der erfolgreichen Agentenserie "James Bond" doch deutlich die Luft heraus. Roger Moore spielte inzwischen eher lustlos den Doppelnullagenten ihrer Majestät. Der Wechsel in der Besetzung der Hauptrolle, Moore wurde 1987 durch Timothy Dalton ersetzt, überzeugte zumindest mich nur bedingt. Vieles blieb beim Alten und blieb somit vorhersehbar.
Erst der Neustart 1995 nach sechsjhähriger Pause erneut mit einem neuen Hauptdarsteller konnte dann ein wirklicher Neustart sein. Das liegt unter anderem daran, dass man hier das Drehbuch zum Teil auch den neuen Zeiten (der damaligen Gegenwart) angepasst hat, weshalb nicht nur zwei starke Frauenrollen auftauschen, sondern Frauen an sich selbstbewusster auftreten und Bond mit einer weiblichen "M" sowie einer ihn nicht mehr anhimmelden Moneypenny im eigenen Hauptquartier einen deutlichen Gegenwind zu seinem "Machismo-Gehabe" bekommt.
Dass dies erst aber ein Anfang ist, zeigt der nach wie vor eher sexistisch anmutende Vorspann, in dem wie in früheren Bondfilmen nackte Frauen im Halbschatten sowie Waffen eine erotische Choreografie ausführen.
Auch in der Handlung ist der Film in der damaligen Gegenwart angekommen und spielt unter anderem in Russland kurz nach dem Zerfall der Sowjetunion. Dabei geht es um ein Waffensystem, "Goldeneye", mit dessen Hilfe man einen starken elektromagnetischen Impuls auslösen kann, der alle elektronischen Geräte in einem bestimmten Umkreis für einen gewissen Zeitraum unbrauchbar macht. Die russische Terrororganisation "Janus" bringt sich nicht nur in Besitz von "Goldeneye, sondern stiehlt auch den einzigen Hubachrauber, der gegen die EM-Impulse imun zu sein scheint. Doch "Janus" geht es in der Folge nicht um die Erpressung der Regierungen der Welt, vielmehr deckt Bond einen persönlichen Rachfeldzug auf, bei dem auch er selber ein Ziel darstellt.
Pierce Brosnan überzeugt in seinem ersten Auftrag als 007, wenngleich er nicht so radikal mit seinen Rollenvorbildern bricht, wie es Daniel Craig später machen wird. Außerhalb des MI6 (wo Bond, wie oben beschrieben, ja Gegenwind bekommt) bleibt er weitgehend dem alten Bondklischee verhaftet (selbstsicher, ein wenig arrogant und stets einem romantischen Abenteuer gegenüber offen). Dieses erfolgt jedoch deutlich zurückhaltender als in den Vorgängerfilmen. Ebenfalls gelungen: die Besetzung der weiblichen Hauptrollen (Izabella Scorupco als russische Programmiererin, die Bond durchaus Paroli bieten kann, sowie Famke Janssen als brutale Terroristin Xenia Onatopp, selten hat man eine so fiese Frau als Gegnerin Bonds erlebt). Julie Dench als weiblicher Vorgesetzter Bonds stellt sich ebenfalls als Glückgriff heraus. Sie gibt dem gesamten Gefüge des MI6 eine neue Ordnung, die sich auch später mit Daniel Craig noch als tragfähig erweisen wird. Das gut spielende Ensemble wird noch durch Sean Bean und Gottfried John abgerundet.
Auch die Action kommt in diesem von Martin Cambell verantworteten Film nicht zu knapp. Insbesondere die Panzerfahrt durch St. Petersburg (an Originalschauplatz gedreht) ist das Highlight dieses sich (wieder) lohnenden Bondfilms.