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Die russische Mafia-Gruppe Janus hat "Goldeneye", zwei Satelliten, deren elektromagnetische Strahlen alles Leben auf der Erde vernichten können, in ihre Kontrolle gebracht. Der Chef dieser kriminellen Bande ist Ex-"006" Alec Trevelyan, James Bonds ehemaliger Kollege. Zusammen mit der Computerspezialistin Natalya Simonova setzt sich 007 auf die Spuren des Verräters. Der Weg führt die beiden über Monaco und St. Petersburg bis nach Kuba in die Kommando-Zentrale von Janus.


Nachdem 1989 Timothy Dalton nach nur zwei Bond-Abenteuern schon wieder seinen Hut nehmen musste, trat die längste Pause zwischen zwei Filmen der Reihe ein. Volle sechs Jahre mussten sich die Fans gedulden, bis mit "GoldenEye" der nächste Bond-Film erschien, in dem eigentlich nur noch die Figur des guten "Q" an glorreiche Zeiten erinnert. Ansonsten ist nämlich so gut wie alles neu gestaltet, denn nicht nur die Person des James Bond wurde hier mit Pierce Brosnan neu besetzt, sondern das gesamte Ambiente des Bond-Universums hat einen neuen Anstrich erhalten. "M" wird mittlerweile von einer Frau dargestellt und zwischen ihr und 007 kommt es auch zu augenscheinlichen Spannungen, die in diversen Passagen ganz offensichtlich in den Vordergrund treten. Nun ist Brosnan rein von der Optik her vielleicht sogar der beste Bond-Darsteller aller Zeiten, doch nur das perfekte Aussehen allein ist längst keine Garantie dafür, das man den Charakter auch überzeugend darstellt. Zwar sichtlich bemüht eine ordentliche Figur abzugeben, fehlt es Brosnan am nötigen Charme, um in die großen Fußstapfen seiner Vorgänger zu schlüpfen und diese auch auszufüllen. So fehlt es ihm ganz eindeutig an der nötigen Lockerheit, die beispielsweise Connery und Moore immer an den Tag gelegt haben was man insbesondere in den humorigen Momenten des Szenarios feststellen muss. Wirkte der Humor in den vorherigen Werken manchmal schon etwas zu übertrieben, so präsentiert er sich in vorliegendem Film schon etwas zu trocken, so das im Prinzip relativ wenige Szenen auffallen, die dem Zuschauer einen dezenten Schmunzler abringen können.

Der wesentlichste Unterschied zu den bisherigen Filmen der Reihe besteht aber wohl darin, das "GoldenEye" auch im Bezug auf die vorhandene Action neue Maßstäbe setzt, wobei diese nicht unbedingt als rein positiv zu bezeichnen sind. Schon in der Eröffnung des Geschehens kann man sich denken, in welche Richtung das Ganze tendieren wird, denn wohl kaum eine andere Einleitungs-Sequenz in einem Bond-Film wurde so dermaßen übertrieben dargestellt, wie es hier der Fall ist. Nun hat dem smarten Agenten ja eigentlich immer der Touch des Unbesiegbaren angehaftet, doch mittlerweile wird 007 schon fast wie ein Superheld aus dem Marvel Universum dargestellt, der mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet ist. Selbstverständlich wirkt das alles äußerst spektakulär und ist zudem auch erstklassig in Szene gesetzt worden, doch die Glaubwürdigkeit des Szenarios reduziert sich dadurch auf ein absolutes Minimum, was dem gewonnenen Gesamtbild eher schadet, als das es dadurch aufgewertet wird. Es präsentieren sich fast schon hanebüchene Stunts, die man beim besten Willen nicht ernst nehmen kann und in diversen Passagen erscheint die Geschichte fast schon ein wenig lächerlich.

Damit wir uns nicht falsch verstehen, vom reinen Unterhaltungswert her ist "GoldenEye" eine regelrechte Action-Granate, doch die Figur des James Bond wird phasenweise schon der Lächerlichkeit preisgegeben. Unzählige technische Spielereien lassen die Ereignisse stellenweise schon fast in den Fantasy-Bereich abdriften, als das man hier noch von einem erntszunehmenden Agenten-Thriller sprechen könnte. Dafür ändert sich aber wohl ein Aspekt der bond-Filme nie, den n auch hier sind einmal mehr etliche hübsche Damen am Start, von denen Famke Janssen den wohl besten Eindruck hinterlässt. In ihrer Rolle als gnadenlose Killerin liefert die hübsche Dänin eine nahezu perfekte Performance ab und ist somit ein absoluter Lichtblick in einem ansonsten nicht gänzlich überzeugendem Film. So reduziert sich vorliegendes Werk dann auch hauptsächlich auf seine zugegebenermaßen extrem spektakulären Action-Passagen, an den Genre-Fans ganz sicher ihre Freude haben werden. Wer jedoch einen echten Bond erwartet, wird wohl eher eine kleine Enttäuschung erleben, da zu viele Neuerungen eingebaut wurden, die dem Gesamtbild nicht unbedingt förderlich sind. Natürlich könnte man damit argumentieren, das die Reihe eine zeitgemäße Aufrüstung benötigt hat, doch ein solch grenzenlos überzogenes Spektakel zu inszenieren, kann auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

"GoldenEye" ist im Endeffekt aber lediglich der Auftakt zu einer Ära von vier Filmen, die alle nach dem gleichen Strickmuster aufgebaut wurden. Mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle hat man dabei einen Darsteller verpflichtet, der den Charakter des Geheimagenten auf seine ganz eigene Art interpretiert. Diese gefällt sicherlich nicht jedem und stellenweise weiß man erst jetzt einen oft unterschätzten Roger Moore so richtig zu würdigen, der in der Rolle auf jeden Fall weitaus charmanter und lockerer agiert hat. Dennoch ist auch Brosnan nicht so schlecht wie viele Leute ihn machen, doch muss man sich ganz eindeutig erst einmal an die neue Richtung gewöhnen, die mit "GoldenEye" eingeschlagen wurde.


Fazit:


Unterhaltsam und kurzweilig ist dieser Film auf jeden Fall, doch in der Rangliste aller Bond-Filme ist er sicherlich nicht ganz vorn anzusiedeln. Im Normalfall behauptet man ja immer das neue Besen gut kehren, was in vorliegendem Fall aber nicht unbedingt zutrifft. Zu viel Action und zu wenig Story zeichnen einen Gesamteindruck, der nicht gänzlich überzeugend ist, so das sich der film lediglich im normalen Durchschnitts-Bereich ansiedeln kann.


6/10

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