Sechs Jahre gingen ins Land bis die Bond-Reihe ein erneutes Reboot spendiert bekam. Neuer Darsteller, neues Konzept. Mit Pierce Brosnan griffen die Verantwortlichen nicht wirklich daneben, doch bewegt er sich in seinem ersten Auftritt im Dienste Ihrer Majestät noch stellenweise unsicher und grob durch eine stereotype, aber auch unterhaltsame und flott erzählte Geschichte um eine von den Russen gelenkte Satellitenwaffe.
Die meisten Trademarks hat man in die 90er hinübergerettet; es geht gegen Anfang sogar recht altmodisch mit einer Fahrt im legendären Aston Martin DB5 zu - welcher später leider durch einen BMW ersetzt wird. Unter anderem mit diesem heizt die Doppelnull nach Monte Carlo, randaliert in Sankt Petersburg und landet schließlich auf Kuba. Alles (wie immer) on location gedreht und optische Abwechslung bietend.
A propos Randale: es kracht verhältnismäßig oft und ansehnlich in "GoldenEye". Überhaupt wird der Grundstein für eine Auslegung der Rolle gelegt, die sich im Verlauf der vier Filme mit Brosnan immer weiter ins Übertriebene steigerte und über das Ziel hinausschoss. Im vorliegenden Fall hält sich das aber noch die Waage, angereichert mit ein bisschen (Dialog-)Witz und vielen handgemachten Effekten. Der Cast ist an sich brauchbar: Gottfried John als russischer General hat Charisma, Robbie Coltrane als ex-KGB-Agent sorgt für eine spaßige Episode, Famke Janssen darf als SM-Braut mal am Rad drehen und Sean Bean geht eigentlich immer. Izabella Scorupco als love interest reißt da eher keine Bäume aus. Mal wieder ein Highlight: die Ausrüstungsszene mit Q.
Eine positive Neuerung stellt Bonds neue Chefin dar. Judi Dench bringt mit ihrer Darstellung von M frischen Wind in die Mauern des Hauptquartiers und geigt Chauvi Bond auch mal die Meinung. Tina Turner singt sich durch einen mehr als brauchbaren Titelsong und von der technischen Seite kann man dem Werk nicht viel vorwerfen.
Brosnan wuchs in die Rolle hinein, verkörperte in den folgenden Filmen den Agenten mit zunehmender Routine, litt aber auch unter immer debiler werdenden Drehbüchern.
Martin Campbell, der später den grandiosen "Casino Royale" inszenierte, lieferte mit "GoldenEye" einen guten Bondfilm ab. Hohes Tempo, wenn auch etwas seelenlos, aber mit einem tollen Showdown. Und auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass da manchmal was fehlt, ist Bond Nr. 17 noch der brauchbarste Vertreter aus der Brosnan-Ära.