Bühne frei für Pierce Brosnan – 06.11.2007
Man hat es schwer als Kritiker - bitte dieses recht infantile Reimspiel nicht allzu ernst nehmen – denn wo man früher Filme einfach nur so konsumiert hat, ist man heute gezwungen, genauer hinzusehen. Alles muß auf den Prüfstand: Darsteller, Effekte, Story, Fönfrisur…und so ganz nebenbei ruiniert man sich dann den reinen Genuß. Auf der anderen Seite aber offenbart so manch hochgelobtes Werk dank genauerem Hinsehen gewaltige Schwächen, und somit ist man nicht nur das popcornmampfende Fleischsäckchen im Kinosessel, sondern eher der kühl kalkulierend sezierende Erwachsene, dem die Filmstudios schon lange kein X für ein U mehr vormachen können. Lustig wird es immer dann, wenn man sich einen Film ansieht, den man noch viele Jahre zuvor einfach konsumiert und für gut befunden hat…ach was rede ich, für sehr gut…und leider feststellen muß, das hier kein glänzend Gold vorhanden ist.
Nachdem Timothy Dalton nur zwei Auftritte als Bond gegönnt wurden, mußte ein neues Gesicht her – nein, gleich zwei, denn auch M wurde runderneuert – und so sollte es von nun an Pierce Brosnan für Ihre Majestät richten. Sein erster Auftritt unterscheidet sich auch arg vom dem rachelustigen Dalton und dessen persönlicher Vendetta, ist nämlich eher ein buntes, schnelles Comicabenteuer mit sehr unmöglichen Effekten. Bond jagt einen abtrünnigen Geheimagenten, der zusammen mit seinem russischen Partner eine Satellitenwaffe an sich gebracht hat – das Goldeneye – und nun zum einen viel Geld durch finstere Machenschaften verdienen, sich dabei en passant auch noch am britischen Geheimdienst rächen will. Bond ist natürlich nicht allein, sein Lovepet hat er die meiste Zeit dabei, und so geht die wilde Jagd über Nizza, St. Petersburg und Cuba bis hinein in einen künstlichen See, in dessen trockengelegter Schüssel der Bösewicht sein Ende findet.
Pierce Brosnan hat es schwer, denn die meiste Zeit des Films muß und darf er nicht schauspielern, sondern soll Waffen bedienen, Panzer fahren und ähnliche Spielzeuge benutzen. Toll, das mögen alle kleinen Jungs, aber das hat den Nachteil, daß man sich an der Actionorgie, die wahrlich sauber und effektreich inszeniert ist, irgendwann einmal satt sieht, ganz so, als müßte man nach einem dicken Filetsteak das Essen mit einem T-Bone fortsetzen. Man mag dann nicht mehr, und so geht es auch dem Zuseher, zumal die physikalischen Realitäten im Film doch schon sehr weit verzerrt werden. Man springt nicht mal eben so in ein abstürzendes Flugzeug, und ein Panzer ist auch nicht schneller als ein Expreßzug…Aber was soll es, Hauptsache die Frisur sitzt, aber verglichen mit dem aktuellen Bond, Daniel Craig, offenbart dieser Streifen hier doch so einige Schwächen. Gut gemacht ist er, aber eher ein Overkill als ein stimmiger Agentenfilm, und so durfte Brosnan noch ein paar Mal ran…für den Erstling aber nur knappe 8/10.