Review

"You know the name. You know the number.", so schreit es als Titelzeile des ersten Bonds nach sechsjähriger dem Zuschauer entgegen. Was niemand ahnen kann: das ist auch schon alles, was noch an den alten Bond erinnert, wenn wir schon nach der zentralen Figur fragen.
Enter Pierce Brosnan.
Der ist nun wirklich rein optisch ein wahrer Idealfall für 007. So wünscht man ihn sich, Roger Moore kann einpacken.
Moment, bitte nicht vorschnell urteilen.
Denn Brosnan geht Elementares ab, wenn es um den Geheimagenten geht. Zwar wirkt er sehr ernst, konzentriert und es umgibt ihn der Hauch des Mysteriösen, doch Brosnan hat keinerlei Charme, keinen Funken, der überspringt, keinen Humor, der nicht nur dem Drehbuch entspringt. Ich sag mal...Charisma!
Dieser neue, noch bessere und hypermoderne Bond hat jeden Bezug zum Normalsterblichen verloren. Brosnan wirkt stets bemüht, selten auch angestrengt, doch niemals ängstlich, überrascht, herausgefordert oder so, als könnte er einer Aufgabe nicht gewachsen sein. Connery und Moore hatten das, Brosnan ist die personifizierte Coolness, der Übermensch, den wir nur als Bond erkennen, weil äußere Zeichen darauf hindeuten.
Die üblichen Zutaten werden in den Brosnan-Bonds abgehakt, nicht integriert, was aber kaum verwunderlich ist, denn mit den 90ern hielt auch die Materialschlacht Einzug in die 007-Filme.
Schon die Pre-Title-Sequenz, in der Bond einem abstürzenden Flugzeug hinterherhechtet, es einholt, einsteigt und noch rechtzeitig hochzieht, ist purer Blödsinn, eine Eyecatcher, aber leider keiner von der menschenmöglichen Sorte. Und dabei bleibt es dann.
Allzu offen liegt der Basisplot vor uns, denn wo Sean Bean rumläuft, brauchen wir uns einen Bösen gar nicht mehr zu stricken. Darüber hinaus wird hier in Ermangelung eines kalten Kriegs eine globale Bedrohung mittels eines kontrollierbaren Satelliten flott an den Haaren herbeigezogen. Es ist eben doch ein Unterschied, ob eine Atombombe Leute aus dem Stand tötet, oder ein elektromagnetischer Impuls nur sämtliche Elektronik lahmlegt. Spätestens, wenn Brosnan per Panzer halb Leningrad zerdöppert, ahnen wir, daß hier nur noch der Bombast zählt, eine gute, aufregende Story ist Geschichte. Und so muß man als Zuschauer mitleiden, wenn Bonds MG-Magazin (was ist eigentlich aus der guten alten Walther PPK im Schulterhalfter geworden?) auch nach mehreren Minuten Dauerfeuer kein Nachladen braucht und sämtliche Gegner so erbärmlich schlecht danebenschießen, daß John Woo allesamt an die Wand gestellt hätte.
Action um Action willen, das mag zwar mal ganz nett sein, aber das dürfen Arnie, Bruce, Stallone und meinetwegen noch Gibson zwischendurch veranstalten, bei Bond hat das nichts zu suchen.
Aber wer nimmt auch schon einen Regisseur, der vorher "Flucht aus Absolom" gedreht hat?
Positiv fallen nur Robbie Coltrane als russischer "Kaufmann" und Judy Dench als weibliche M auf, ein Ärgernis der besonderen Art ist Famke Janssen, die offenbar mit Overacting vergessen machen will, daß ihr ein hirntoter Drehbuchautor den Namen Xenia Onatopp verpaßt hat. Also hampelt sie wie eine Wilde herum, bis 007 der Geduldsfaden reißt und er sie kaltstellt.
So bleibt nur ein einfallsloser Bond-Verschnitt mit reichlich Bruch und Schießerein, der jedoch beim modernen Publikum außerordentlich gut ankam und die Einspielergebnisse stark ansteigen ließ. Ob das jetzt für den Film spricht oder eher gegen das Publikum ist diskutabel.
Der schwächste Bond: (4/10)

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