Review

Jack the Ripper Verfilmungen gibt es bekanntlich reichlich und man kann wohl getrost sagen, dass ein Großteil davon mehr oder weniger ohne Probleme zu vernachlässigen ist. Bestes Beispiel dafür dürfte der optisch zwar grandiose aber inhaltlich reichlich leere „From Hell“ sein, der erst vor wenigen Jahren in den Kinos lief. So ist es dann auch wenig verwunderlich, dass eine der Besten, wenn nicht sogar die beste filmische Umsetzung der realen Morde am Ende des 19. Jahrhunderts in London eine britische TV Produktion ist. Die ist übrigens exakt 100 Jahre nach den Morden gefilmt worden und beruht auf Polizeiunterlagen und behauptet zumindest, der Wahrheit sehr nahe zu kommen.

Optisch wird so zwar wenig opulentes geboten, dafür hat der Film mit einer Laufzeit von guten 3 Stunden, im TV lief er als 2- Teiler, genügend Zeit um sich sowohl der Geschichte als auch den Figuren in aller Ruhe mit der nötigen Tiefe zu widmen. Die Theorie die der Film bei der Mordersuche und letztlichen Auflösung bietet ist dabei keine Neue, wird aber gemeinhin als sehr plausibel betrachtet. Das entscheidende ist hier aber weniger das Wer, sondern vielmehr wie es zur finalen Enttarnung kommt. Und bis es soweit ist schafft es der Film ohne Probleme, den Zuschauer vor den Bildschirm zu fesseln. Immer wieder bekommt der Zuschauer, ebenso wie die Hauptfigur Fred Abberline, neue Hinweise, die Zahl der Verdächtigen ist auch nicht gering und alle hätten sie Motive und Gelegenheit gehabt die letztlich 5 Morde zu verüben.

Gekonnt zieht der Film die Spannungsschraube an und lässt nicht mehr locker. Sicherlich beachtlich, da es doch genug Filme gibt denen eben dies nicht einmal über 90 Minuten gelingt. Einen erheblichen Teil trägt dabei sicherlich auch die sehr gute Besetzung bei. Das Ermittlerduo Michael Caine, als Abberline, und Lewis Collins als Sgt. Godley, harmoniert prächtig und spielt sich immer wieder geschickt die Bälle zu. Dabei dürfen neben aller Spannung natürlich nicht die Wortgefechte, die mit herrlichem britischen Humor ausgetragen werden, fehlen. Mit Armand Assante, Jane Seymore, Ken Bones, Peter Armitage und Susan Georg bietet auch der Supportcast einige bekannte Gesichter, die ebenso wie das Ermittlerduo bestens ausgewählt wurden und ihren Rollen auch genügend Leben einhauchen können um das Interesse hoch zu halten.

An der Optik des Films merkt man zwar immer wieder das man sich „nur“ in einem TV Film befindet, aber sowohl die Kostüme als auch die Kulissen brauchen sich nicht hinter großen Hollywood Produktionen zu verstecken. Das London des Jahres 1888 wurde perfekt eingefangen und das East End wirkt auch entsprechend schmutzig und verkommen. Die Morde des Rippers werden zwar fast ausschließlich im Off begangen, aber der Film spart doch nicht mit der ein oder anderen blutigen Szene, wobei diese sicherlich nur Nebensache sind, denn es geht hier sicherlich nicht darum mit dem Einsatz von viel Kunstblut zu überzeugen. Viel mehr gelingt es dem Film durch seine sehr gute Charakterzeichnung zu überzeugen. Caine spielt den Abberline als Mann mit Schwächen und Fehlern, der aber, einmal bei seiner Ehre gepackt, bis zum bitteren Ende an der einmal aufgenommenen Fährte bleibt. Sicherlich ist er kein strahlender Held, aber er wird auch nicht so überzeichnet dargestellt wie es zuletzt Johnny Depp in „From Hell“ getan hatte.

Diese TV Version der wohl berühmtesten Mordserie in England ist ohne Zweifel ein wahres Kleinod unter den TV Mehrteilern. Dank einer hervorragenden Besetzung, stimmiger Ausstattung und einer konstanten Spannungslinie gelingt es hier wirklich ohne Probleme den Zuschauer zu fesseln und ihn für 3 Stunden in das London des Jahres 1888 zu entführen, wo er einem mitreisenden Polizistengespann bei der Aufklärung der Mordfälle beiwohnen kann. Uneingeschränkt zu empfehlen, auch wenn man sich (noch) nicht für die Ripper-Morde interessiert und keine Vorkenntnisse mitbringt. Spannung pur und beste britische Mit-Rate Krimi Ware. 8 von 10 Punkten.

Details
Ähnliche Filme