„Allah sei mit Ihnen, Professor!“
Ende der 1970er und Anfang der 1980er inszenierte der berüchtigte italienische Regisseur Lucio Fulci mit Filmen wie „Woodoo“, „Ein Zombie hing Glockenseil“, „Das Haus an der Friedhofmauer“ und „Über dem Jenseits“ beinharte Horrorstreifen, die bis heute zurecht Kultstatus genießen. Doch 1982, in dem auch der fiese, aber nicht minder gelungene Slasher „New York Ripper“ erschien, begann Fulci im Genre zu schwächeln, wie seine Poe-Adaption „The Black Cat“ und eben „Amulett des Bösen“ bezeugen.
Der New Yorker Archäologe George Hacker (Christopher Connelly, „The Riffs – Die Gewalt sind wir“) findet in Ägypten das Grab eines uralten Pharaos. Doch beim Öffnen des Grabs verliert er unter mysteriösen Umständen sein Augenlicht, während seine Tochter Susie (Brigitta Boccoli) ein altes Amulett von einer blinden Frau geschenkt bekommt. Zurück in New York erlangt Hacker zwar relativ bald seine Sehkraft zurück, doch seine Kinder scheinen fortan unter dem Einfluss des Amuletts in Verbindung mit bösen Kräften zu stehen. Kann Hacker etwas gegen den Fluch unternehmen?
Was seine Handlung betrifft, ist „Amulett des Bösen“ ein Quasi-Remake des britischen „Hammer“-Horrors „Das Grab der blutigen Mumie“ aus dem Jahre 1971. Stilistisch ist er hingegen durchaus typisch Fulci bzw. italiano: Der für ihn typische Kamerastil mit seinen Zooms, Fokussierungen etc. findet sich ebenso wieder wie subjektive Kamerafahrten, am auffälligsten sicherlich die in der Kriechperspektive einer Schlange, und Tiersymbolik durch Schlangen und Skorpione bis hin zu Fulcis beliebtem Motiv, einen Menschen durch die Attacke mehrerer Tiere zerfleischen zu lassen (vgl. Spinnenangriff in „Über dem Jenseits“) – am Ende muss jemand durch eine zwar durchschaubar, doch gar nicht schlecht gefilmte, splatterige Vogel-Atacke sein Leben lassen. Der Soundtrack verfügt über eine prima Titelmelodie und kann sich auch darüber hinaus in seinem Spagat zwischen Synthesizer und Jazz-Einlagen hören lassen. Der Schnitt ist mal kreativ und zielführend, mal aber auch etwas holprig – alles in allem ist der technische Aspekt des Films solide bis gut. In den schönen Bildern der Drehorte, gerade den exotischen, keimt auch immer wieder Atmosphäre zwischen anheimelnd und morbide auf.
Nur leider nützt das alles nicht allzu viel, wenn die Story ansonsten über weite Strecken furchtbar unspektakulär erzählt wird und sich zudem in vielen Konfusionen verstrickt, die diesmal tatsächlich Fulcis Kritikern, die dies bereits in seinen vorausgegangenen Horrorproduktionen bemängelt haben, Wasser auf die Mühlen sind. Einige gelungene gruselige Bilder lenken nur unzureichend davon ab und aufregende Spezialeffekte sind ohnehin rar gesät; hier und da werden Erinnerungen an „Poltergeist“ wach, wobei ich nicht weiß, welcher Film zuerst da war. Fulci appelliert an die Angst vor den Geheimnissen des Orients, der schon Aufhänger für zahlreiche sich um Pharaonengräber, Mumien und Pyramiden drehende Filme war, doch wenn wieder einmal ein klischeehaftes Jahrhundertunwetter tobt und Mutti Hacker müde abwiegelt „Ist doch nur ein Gewitter!“, dann ist das nur eines von mehreren Beispielen für wenig originelle Effekthascherei, die dem Ausgangssujet nicht gerecht wird. Schauspielerisch geht das alles soweit in Ordnung, Connelly bleibt als ungewöhnliche Wahl für die männliche Hauptrolle in Erinnerung, Sohnemann Tommy wird gespielt von „Das Haus an der Friedhofmauer“-Bob, genauer: Giovanni Frezza und polarisiert mit seinem Äußeren, Brigitta Boccoli überrascht positiv als Jungmimin in Ihrem Spielfilmdebüt, sollte in der Zukunft dennoch kaum weitere Rolle bekommen. Lucio Fulci persönlich spielt eine Nebenrolle als Arzt.
Fazit: Ein handwerklich versierter Film, der sein kreatives Potential leider weitestgehend verschenkt, im Erzählerischen versagt und sich damit im glatten Mittelfeld einordnet. Schade, da wäre mehr drin gewesen.