"Das Haus an der Friedhofsmauer" war schon ein Schwundprodukt, aber immerhin hatte er einen gewissen Ruf im Fandom, doch von "Amulett des Bösen" kann man das nicht behaupten. Er gilt allgemein höchstens als durchschnittliches Werk, was ja bei Fulci nichts heißen soll, weder zum Guten, noch zum Schlechten.
Natürlich wird wie üblich in allen möglichen bekannten Vorbildern zusammengeklaut, was das Zeug hält. Die dämonische Besessenheit aus dem "Exorzisten", der Rest vom Plot aus "Das Erwachen der Sphinx" und "Poltergeist" haben die Verantwortlichen auch gesehen. Aber den Tathergang kennt man ja aus Italien.
Also: Ägyptenforscher verliert beim Grabaufbruch sein Augenlicht, während sein liebend Töchterlein von einer Blinden mit besagtem Amulett beschenkt wird. Wieder daheim kehrt sein Sichtfeld langsam zurück, doch der Nachwuchs läßt von nun an den Hammer kreisen. Tochter und Sohn verschwinden und tauchen wieder auf, Wüstensand bedeckt das Kinderzimmer, Skorpione und Kobras kriechen durch die Spielsachen. Und ein paar Leute, alles nicht-familiäre Nebenfiguren, müssen dran glauben. Am Ende wird der Fluch gebrochen, das Mädel geheilt und ein Helfer macht den Satz ins Jenseits, womit anschließend die Story wieder von vorn anfängt.
Was sich hier entspinnt, ist zwar kein sturzlangweiliges Werk, aber die Fulci-typischen Elemente sind nur sparsam verteilt. Mit Gore ist hier fast gar nichts, es fließt zwar ein wenig Blut, aber das ist eigentlich Nebensache, denn hier soll auf Fluchatmosphäre gemacht werden und das mit der Steinzeitkeule.
Da kracht und rauscht der Synthi, daß es eine wahre Freude ist, denn der Score hat wirklich seine anheimelnden Momente, auch wenn er zwischendurch Ausfallschritte in den Jazz macht, was nun gar nicht paßt.
Der Schuß in den Ofen ist jedoch der Blick durchs Kameraauge. Fulci war eh schon Statiker und nicht sehr innovativ, aber hier scheint sich die Kamera fast nie zu bewegen und dementsprechend bewegen sich die Darsteller auch fast nie, wenn eine Einstellung läuft. Dazu kommt ein superinflationärer Gebrauch von Augen-Close-Ups (überhaupt Gesichter, Münder, etc.), der wohl Spannung suggerieren soll, aber nur Optiker anmacht.
Visuell eingefärbt ist der ganze Film größtenteils in blau: blaues Licht, blaue Zonen, blau das böse ägyptische Auge, blau die Kinderaugen und das magische Licht. Hin und wieder gibt's auch eine volle Kelle rot und sonst ist der Film selten düster. Bisweilen genügt das ja manchen, um Spannung zu erzeugen, aber hier braucht man schon viel Geduld.
Mit der Logik sollte man es auch nicht haben: der im Nichts nach Ägypten verschwundene Kollege dient nach seinem Abtritt immerhin noch mal zur Erwähnung, später wird aber nicht mehr nach ihm gesucht; das Au-Pair-Girl tritt mittendrin ebenfalls ab, wir können nur raten, wann und wie, vermutlich wie ihr Vorgänger. Was mit dem Mann im Fahrstuhl passiert, ist ebenso schleierhaft wie die dreilagigen Visionen, die die Eltern hier bisweilen haben. Des weiteren bleibt offen, warum der Sohnematz (übrigens die gleiche kleine Hackfresse aus "...Friedhofsmauer") mit Töchterlein mitreisen kann und ihm nichts passiert, wie der helfende Vogelausstopfer auf die verfluchte Family kommt, wer seine Helferin ist und was mit ihr passiert (sie taucht auch nicht mehr auf) und warum gerade er am Ende, obwohl er den Fluch auf sich gezogen hat, von seinen Stopfvögeln zerrissen wird.
Man sieht, da tun sich faustgroße Logiklöcher auf, allesamt Schludrigkeiten in diesem knallbunten Schnellschuß, der wie üblich nur mit nicht vorhandenen Schauspielleistungen aufwarten kann. Papa trägt sogar Brille, wenn seine Augen verbunden sind und ist sonst nicht sehr emotionell, die Ehefrau guckt stets besorgt, den Sohn könnte man pausenlos prügeln und Töchterlein brüllt meistens nur rum, wenn sie gerade mal wieder Raum-Zeit-Tore öffnet.
Wer also viel Geduld hat, kann seinen Riecher da mal reinhalten, es gibt sicherlich schlechtere Mumienfilme und handwerklich gibt es viel viel Niveauloseres als das hier. Warum die Chose jedoch Manhattan Baby heißt, kann ich nach Ansicht nicht beantworten, außer das der überwiegende Teil in New York spielt (zumindest in einer Wohnung, die in NY sein soll). Der Härtegrad ist übrigens sehr moderat, da können auch Splatterhasser ruhig hinschauen. Mir genügt jedoch ein Durchlauf, kurz vor dem Gähnen. (3/10)