Review

Nach „Detention“ erweist sich auch Dolph Lundgrens („Universal Soldier“, „Silent Trigger“) zweite Zusammenarbeit mit B-Regie-Ass Sidney J. Furie („Iron Eagle“, „The Taking of Beverly Hills“) für Nu Image als gelungener B-Actioner. Mit niedrigerem Budget (ca. 6 bis 8 Millionen) gedreht, fällt „Direct Action“ erfreulicherweise noch kurzweiliger als sein Vorgänger aus, was neben dem Regisseur wohl auch wieder Kameramann Curtis Petersen („Expect No Mercy“, „Last to Surrender“) zu verdanken ist.

Furie, der hierfür auch das Drehbuch lieferte, verabschiedet sich wieder von dem in „Detention“ etablierten, bunten Hochglanzlook, liefert dennoch optisch mehr als nur trockene Hausmannskost ab. „Direct Action“ ist der erste Nu-Image-Film seit langem, dem trotz eines relativ geringen Budgets keine permanente Künstlichkeit anhaftet und bei Genrefans allein schon deswegen Punkte einheimsen dürfte.

Storytechnisch fiel Furie leider nicht viel ein, denn Anlehnungen an „Training Day“, „Dark Blue“ und Co sind deutlich auszumachen. Frank Gannon (Dolph Lundgren) ist Mitglied der D.A.U. (Direct Action Unit), die in Los Angeles recht rigoros aufräumt. Da korrupte Kollegen Dreck am Stecken haben und ein Verfahren gegen sie läuft, muss Gannon sich als Kronzeuge höllisch in Acht nehmen. Denn die Typen wollen ihn killen. Ausgerechnet kurz vor der Verhandlung wird ihm die Neue Billie Ross (eine sehr süße Polly Shannon) als Partnerin zugeteilt...

Aufgezogen ist das Geschehen eben nach „Training Day“ – Manier. Als Zuschauer begleitet man das Duo während der letzten Schicht vor dem Gerichtstermin. Leider wird besonders zu Beginn die Budgetknappheit überdeutlich. Denn obwohl im billigeren Kanada gedreht, fehlten ganz offensichtlich die Mittel für ein ordentliches Polizeirevier. Das setzt sich hier nämlich aus einer Tiefgarage und sehr improvisierten Büroräumen zusammen. So will nie das Gefühl aufkommen, dass man es hier wirklich fast durchgängig nur mit Cops zu tun hat, denn eine Marke um den Hals ist da doch etwas wenig.

Im Gegensatz zu höher budgetierten B-Streifen wie „Out of Reach“ lässt sich bei „Direct Action“ aber erkennen, wo das Budget hingeflossen ist – nämlich in die Action. Frank Gannon wurde mit leichten Machoallüren (der Barbesitzer möchte ihn doch gleich mit seiner Tochter verkuppeln) ausgestattet und darf dann gleich in der nächstbesten Bar für Ordnung sorgen (mal auf den ein „Punisher“ – Shirt tragenden Besucher achten ;)). Der B-Mime hat im Verlauf des Films einige Rabauken in ihre Schranken zu weisen und das sieht dann sogar noch recht brachial, hart und brutal aus. Knochenbrüche werden zwar geschickt „erschnitten“, was an Möbeln und sonstigen Einrichtungsgegenständen kaputt geht, ist allerdings allerliebst.

Zudem muss sich natürlich der auf ihn verständlich weniger gut zusprechenden Kollegen erwährt werden. Die können ihn zwar zunächst überrumpeln, später soll es ihnen jedoch ans Leder gehen. Während das Mitwirken der CIA etwas motivationslos dazugestrickt wurde, bietet zumindest der finale Drogenhandel noch eine nette Überraschung.

Schade, dass die kanadische Stadt Hamilton nie nach Los Angeles aussieht, denn das Großstadtfeeling will sich angesichts dieser doch recht leeren Stadt nicht so ganz einstellen. Dass tut dem Filmspaß aber insofern keinen Abbruch, als das es jede Menge toll inszenierter Schießereien mit Maschinengewehren, Shotguns und Pistolen zu sehen gibt. Während die Seltenheit von blutigen Shootouts kaum negativ auffällt, stört bei den Ballereien auf jegliche Vehikel das Fehlen von Einschusslöchern. Da wird ein ganze Magazin auf einen Wagen abgefeuert und nirgends ist ein einziges Loch zu entdecken?

„Direct Action“ hat eher einen gemächlichen Anfang, nährt sich von Dialogen des ungleichen Duos (Veteran/Neuling) im Wagen und braucht schon ein paar Minuten, um in Fahrt zu kommen. Auffällig ist dabei Furies versierte Inszenierung, denn nicht nur die Fightchoreographie, sondern auch jeder Shootout ist deutlich im überdurchschnittlichen Bereich angesiedelt. Die Kamera klebt nicht auf einem Fleck fest, sondern bewegt sich und ist in ihrer Motivauswahl vor allem einfalls- und abwechslungsreich. Zwar übertreibt er im bleihaltigen Finale es dann etwas mit der Gewalt (bei Lundgren ist da dann aus einem bestimmten Grund Schluss mit lustig..) und lässt den einen oder anderen auf qualvolle Art sterben, in Geschmacklosigkeiten artet es aber nicht aus.

Sicher hat „Direct Action“ auch seine Schwächen. Das sind jedoch die, mit denen fast jede der heutigen B-Produktionen behaftet ist. Mit spektakulären Actioneinlagen älterer Produktionen wie beispielsweise „Human Time Bomb“ kann der Film natürlich nicht mithalten. Verglichen mit aktuellen Produktionen, ist der Lundgren-Streifen für B-Movie-Fans jedoch mal wieder ein Grund zum Durchatmen - Endlich mal kein unterbudgetierter, Improvisationsactioner, der möglichst schnell und billig in Osteuropa heruntergekurbelt worden ist.

Dolph Lundgren, der nun auch nicht jünger wird, glänzt natürlich auch hier nicht mit einer beispiellosen schauspielerischen Leistung, macht seine Sache als cooler Bad-Ass jedoch recht ordentlich und harmoniert mit seiner Partnerin Polly Shannon. Die ist hier in manchen Szenen etwas aufgekratzt und hat sichtlich Respekt vor dem blonden Hünen, ist dabei aber besser als der ansonsten recht stereotype Rest-Cast.


Fazit:
„Direct Action“ beweist, dass, genau wie Jean-Claude Van Damme, Dolph Lundgren sich wieder in die Regionen ordentlicher B-Actioner hochgekämpft hat. Das Budget mag gering gewesen sein, aber Regisseur Sidney J. Furie hat an den richtigen Dingen (Sets) gespart und dafür das Geld in die sich aus Verfolgungsjagden, Keilereien (mit Anflügen von Martial-Arts) und Shootouts zusammensetzende Action gesteckt. Ohne den Plot zu kompliziert zu erzählen, erweist sich der leider auch schon 71 Jahre alte Sidney J. Furie immer noch als Könner seines Fachs. In dem Zusammenhang sei auch nochmal die tolle Musikbegleitung von Adam Nordén (war Komponist für die erfolgreiche schwedische Krimireihe „Beck“) erwähnt. Wer auf straighte, unterhaltsame B-Action steht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Nach dem Müll der letzten Monate eine Wohltat.

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