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Sean Penn spielt einen ehrlichen Amerikaner, der mit seinem Beruf nicht klarkommt, von seiner Frau, gespielt von Naomi Watts, und seinen Kindern getrennt lebt und sich zunehmend allein gelassen fühlt. Wegen der Watergate-Affäre und seines labilen Zustands beginnt er nun ein Attentat auf Richard Nixon zu planen.

"Attentat auf Richard Nixon" erweist sich als sehr kritischer, vielschichtiger und komplexer Film, auch wenn der Unterhaltungswert etwas höher sein könnte. Dabei lehnt die gelungene und authentische Charakterstudie relativ offensichtlich an Martin Scorseses "Taxi Driver" an.

Wie bei "Taxi Driver" wird auch hier ein überaus kritisches Bilder der amerikanischen Gesellschaft und dem Regierungssystem gezeichnet. Der Film stellt realistisch dar, wie menschenfeindlich die politischen und gesellschaftlichen Strukturen in Amerika eigentlich sind und wie schnell sich ein einzelner vom System vernachlässigt fühlen kann. Die Charakterkonstruktion der Hauptfigur ist nämlich auch sehr gut gelungen, der Hass, der sich mit der Zeit in dem deprimierten Verkäufer aufbaut, der gleich mehrfach von der Gesellschaft enttäuscht wird und schließlich sämtliche Schuld auf Richard Nixon abwälzt, wird klasse dargestellt. Auch die Konstruktion der Nebenfiguren ist stimmig und vielschichtig geworden, die Handlung ist unvorhersehbar, überrascht damit mehrfach und kann somit durchaus Spannung aufbauen. Die Charakterstudie ist vielschichtig, die Kritik am Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist deutlich und die Story ist damit geglückt.

Dafür, dass es sich bei "Attentat auf Richard Nixon" um das Regie-Debüt von Niels Müller handelt, ist seine Arbeit beachtlich routiniert und weitestgehend fehlerfrei. Die Filmmusik ist enorm unauffällig, was aber nicht weiter stört. Leicht übertriebene Dramatik gibt es nur am Ende zu sehen und selbst beim eigentlichen Attentat wird auf Action verzichtet. Die Inszenierung ist sehr stilarm, gesteht dem brillierenden Sean Penn damit aber viel Raum im Film ein und verhindert keineswegs den Aufbau von Spannung und Dramatik. Müller beschleunigt das Tempo zu keinem Zeitpunkt, lässt sich immer ausreichend Zeit, um die Wut und die Enttäuschung der Hauptfigur ausreichend darzustellen. Dafür lässt er die Hauptfigur immer, wenn es ein paar Längen gibt, selbst zu Wort kommen und stellt deren Gedankengänge damit hervorragend dar. Der Film wirkt damit meist ernst gemeint und ehrlich, der Unterhaltungswert ist aber nicht so hoch, wie er hätte werden können, da sich der Handlungsablauf ziemlich langsam vollzieht.

Nach "21 Gramm", "Mystic River" und "Ich bin Sam" zeigt Sean Penn erneut, dass er zu den besten Charakterdarstellern Hollywoods gehört. Seine Darstellung ist eindringlich, intensiv und mitreißend, er zieht durchaus das Mitleid des Zuschauers auf sich, spielt seinen Charakter aber auch undurchsichtig, suspekt und teilweise furchteinflössend, sodass der Zuschauer immer auf einer gewissen Distanz bleibt, die Gedankengänge seiner Figur zwar nachvollziehen kann, sich aber nicht mit dieser identifiziert. Naomi Watts präsentiert sich ebenfalls gewohnt gut, ist in diesem Film aber eher eine Randerscheinung, so wird ihr Potential leider nicht weiter genutzt. Dasselbe gilt auch für Don Cheadle, der sich zum Zeitpunkt des Films, auf den unmittelbar "L.A. Crash" und "Hotel Ruanda" folgen sollten, auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand. Der restliche Cast ist ebenfalls gut besetzt.

Fazit:
"Attentat auf Richard Nixon" bietet eine vielschichtige Charakterstudie und offene, ehrliche Kritik an der amerikanischen Gesellschaft, eingepackt in eine stilarme, aber durchaus gelungene Inszenierung, in der Sean Penn für seine Gala-Vorstellung ausreichend Raum zur Verfügung hat. Mitreißend und bewegend ist das fertige Produkt zwar nicht, aber auf jeden Fall unterhaltsam und denkwürdig.

70%

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