kurz angerissen*
Inzwischen zu einem der Urväter heutiger Marvel-Filme erklärt und zu entsprechenden Werbezwecken instrumentalisiert, orientiert sich die George-Lucas-Produktion "Howard The Duck" deutlich an den Abenteuer-Klassikern seiner Zeit. Die Spielberg-Schule ist nicht zu übersehen. Insbesondere "Zurück in die Zukunft" nahm man sich zur gefiederten Brust, vom generellen Konzeptdesign über die Teilbesetzung bis zum unmittelbaren Zitat. Bei aller Zukunftsmusik, die angestimmt wird, verraten sich die 80er Jahre spätestens mit dem Glam-Rock-Soundtrack (und dem Subplot rund um das Management einer aufstrebenden Girlband; Geschäftsstrukturen, die in der hier vorgebrachten Form längst vergangenen Zeiten angehören). Regisseur Willard Huyck erweist sich als gekonnter Imitator Spielbergs, wenn er in der ersten Hälfte in den detailliert zum Leben erweckten Underground-Sets schwelgt, um in der zweiten Hälfte das Tempo mit Fantasy- und Action-Elementen zu erhöhen. Die Imitation bleibt allerdings vordergründig sichtbar: Von der Leichtigkeit der Originale kann das Enten-Abenteuer nicht in jeder Phase zehren.
Seinen Reiz bezieht ein Film um eine lebensgroße Ente natürlich aus seiner lebensgroßen Ente, und die fällt dadurch aus der Rolle, dass ihr niedliches Äußeres nicht ihrem Charakter entspricht, der je nach Situation zwischen Agonie und Angriffslustigkeit pendelt. Man ist ja auf die Disney-Schule konditioniert und denkt beim Anblick eines Schnabels automatisch an Donald oder Dagobert, dabei mischt Marvels Howard Film-Noir-Zynismus und flippigen Anarcho-Humor in nicht immer ganz jugendfreier Manier. Im mainstreamigen Kontext dieser Produktion führt das zu interessanten Ecken und Kanten, die zwar nicht völlig aus der Art schlagen, eine stromlinienförmige Charakterzeichnung aber zumindest beim Titelhelden verhindern - mit dem Höhepunkt einer Bettszene zwischen Enterich und Frau, die Knuddelfaktor und Sexualität auf bizarre Weise miteinander kombiniert.
Bezeichnend allerdings, dass die Nebendarsteller mehr Comicfigur sind als Howard selbst. Während die Ente noch ein höheres Spektrum an mimischem Ausdrucksvermögen hätte vertragen können (um ein Gegenbeispiel zu nennen, die Jim-Henson-Puppen aus der TV-Serie "Die Dinos" verfügen über wesentlich mehr mimische Ausdrucksmöglichkeiten), grimassieren Tim Robbins, Lea Thompson und Jeffrey Jones um die Wette. Da ist es nur konsequent, dass am Ende Atome gespalten, Blitze geschleudert und eklige Hummermonster zum Leben erweckt werden. Letztere verweisen übrigens trotz durchschaubarer Tricktechnik fast jedes computergenerierte Filmmonster der letzten Jahre in Sachen Kreativität in die Schranken.
Im Zweifelsfall holt man natürlich trotzdem erstmal die wahren Klassiker dieser Epoche nach. In der zweiten Garde macht sich der Purzel aus dem Weltall aber gar nicht so schlecht. Ihn jetzt im Rahmen der "Guardians Of The Galaxy"-Reihe mal auf Rocket stoßen zu lassen, hätte durchaus Zündstoff-Potenzial, das über Cameo-Einsätze hinausginge.
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