Review

Come get some!

Mitte der Neunziger verfügte ich noch nicht über die "sittliche Reife", Raimis Film wirklich gut zu finden, zu groß war die Enttäuschung, dass er nach dem fabelhaften "Evil Dead II" einen ganz anderen und in Sachen Härte weit weniger konsequenten Film als Nachfolger ersonnen hatte.

Schon lange sehe ich das anders: "Army..." ist ein sehr unterhaltsames, fantasievoll-versponnenes Alles-ist-möglich-Abenteuer, das mit kindlichem Übermut, Blut-Geysiren, gewagten Ritterfrisuren, splitternden Knochen und besessenen alten Vetteln Horror, Fantasy, Ritterfilm(klischee), Komödie und - naja - Romanze vereint.
Und dabei ein - hier schreibt kein CGI-Gegner - schönes Beispiel dafür, dass Film einst weit mehr Kunsthandwerk war als heute. Mit großer Betonung auf Handwerk, denn was da bei der Armee der Untoten und in zahlreichen anderen Szenen an traditionellen, sicherlich sehr durchschaubaren, aber charmanten Spezialeffekten (darunter reichlich Skelette in Stop-Motion) aufgefahren wird, ist nach wie vor beeindruckend.
 
Der Three-Stooges-Slapstick ist manchmal etwas zu viel des Guten: Wenn man denkt, jetzt ist es ja gut, setzt Raimi noch einen drauf. Aber das hat er auch schon in den Vorgängerfilmen so gepflegt, genauso wie die im positiven Sinne irre Kameraführung, auch die rasende subjektive Kamera ist wieder dabei.

Ashs Sprüche (es gibt für ihn wieder reichlich und gründlich und ordentlich in die Schnauze) muss man unbedingt im Original hören, wenngleich die Synchronisation, trotz einiger Verfremdungen, nicht völlig misslungen ist.

Wenn er aber seine dämonisierte Mittelalter-Liebschaft (Embeth Davidtz) mit einem Speer aufspießt und von der Burgzinne schleudert, was ihr nach ihrer Rückverwandlung keinerlei Bauchschmerzen mehr zu verursachen scheint, dann kann man von Logik - auch innerhalb eines Fantasy-Horror-Spektakels ja nicht unwichtig -, wie auch an vielen anderen Stellen des Filmes, nicht sprechen.

Ein Schlusssatz will mir jetzt nicht einfallen. 8/10.

Raimis „Drag Me To Hell“ (2009) ist zu empfehlen.

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